Cover des Buches Entscheide dich, sagt die Liebe (ISBN: 9783522201728)
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Rezension zu Entscheide dich, sagt die Liebe von Siri Goldberg

Schöner Jugendroman, aber leider kein Highlight mit Wow-Effekt (3,5 Sterne)

von KleineLeseecke vor 10 Jahren

Rezension

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KleineLeseeckevor 10 Jahren
"Entscheide dich, sagt die Liebe" von Siri Goldberg vereint eine Liebesgeschichte mit der Liebe zur Musik und zum wunderschönen Venedig, schlägt aber auch ernstere Töne an.

Die zwanzigjährige Clara ist bei ihrem alleinerziehenden und bereits hochbetagten Vater aufgewachsen. Da dieser selbst ein weltberühmter Dirigent ist, hat er versucht aus seiner Tochter eine Profipianistin zu machen und tatsächlich ist Clara auf dem besten Weg dorthin. Doch dann erfährt sie auf einer Konzertreise durch Italien vom überraschenden Tod ihres Vaters und dessen verheimlichten Geldproblemen. Nach einem sehr pompösen Begräbnis sieht sich Clara gezwungen ihr Elternhaus zu verkaufen und in eine kleinere Wohnung in Salzburg zu ziehen. Doch in Venedig hat sie während ihres Konzerts einen Verehrer erworben, Paolo, der ein reicher venezianischer Adelsspross ist und Clara sofort anbietet in seinem Palast einzuziehen. Paolo ist ein Frauenheld, verliebt sich aber unsterblich in Clara. Doch auch sein bester Freund Daniele sorgt für ein Gedanken- und Gefühlschaos bei der jungen Frau... Als ob das nicht schon genug wäre, findet Clara auch noch einige Ungereimtheiten über ihren Vater und dessen dunkle, verschwiegene Vergangenheit heraus. Und schließlich steht sie vor mehreren großen Entscheidungen...

"Entscheide dich, sagt die Liebe" ist mir zunächst durch das wunderschöne Cover aufgefallen. Zwar finde ich den Titel etwas zu schnulzig, aber der Klappentext klang eigentlich sehr vielversprechend. Jetzt nach dem Lesen bin ich ehrlich gesagt zwiegespalten, denn der Roman hat sowohl positive als auch negative Seiten.

Gut gefallen hat mir die Idee, die sich Siri Goldberg ausgedacht hat. Interessant von einer jungen, aufstrebenden Pianistin zu lesen, die in Form von Clara ganz klar im Mittelpunkt der Geschichte steht. Die Musik nimmt einen ziemlich großen Raum in der Geschichte ein, was aber auch nicht verwundert, weil die Autorin selbst als Klavierlehrerin arbeitet. Auch Venedig als Hauptschauplatz hat mir gut gefallen und obwohl ich noch nie selbst in der Gondelstadt war, habe ich schon viel darüber gelesen und möchte die Stadt unbedingt einmal besuchen. Die Hintergründe zur ominösen Vergangenheit von Claras Vater fand ich interessant und spannend und sogar topaktuell (an dieser Stelle wird aber nicht mehr verraten).

Leider konnte ich mit den Figuren nicht warm werden und zwar mit keinem einzigen Charakter. Clara ist sehr behütet und abgeschottet aufgewachsen, nur mit der Liebe zur Musik. Dementsprechend naiv und "zurückgeblieben" (aber nicht im Sinne von dumm!) ist sie auch und ich hätte sie während des Lesens niemals auf zwanzig Jahre geschätzt, sondern höchstens auf fünfzehn. Ich konnte viele ihrer Handlungen nicht nachvollziehen und fand sie manchmal extrem naiv und daher auch nervig. Gut, die Autorin musste Clara derartig erschaffen, denn als moderne und selbstbewusste Frau wäre sie angesichts ihres Hintergrunds einfach nicht glaubwürdig erschienen. Aber mit ihrer Unerfahrenheit und Naivität fand ich sie unsympathisch, was auch durch die Tatsache unterstützt wurde, dass sie als lieber Gutmensch beschrieben wird und ihr Ecken und Kanten fehlen, die ihr mehr Authenzität verliehen hätten.

Leider konnten auch beide männlichen Protagonisten nicht bei mir Punkten. Paolo war mir zu oberflächlich und flatterhaft, ihm fehlt es einfach an Tiefe. Ich kann mir vorstellen, dass es Männer wie ihn auch in der Realität gibt, aber wenn dann finde ich sie ehrlich gesagt massiv abstoßend. Paolo ist angeblich ein Nachfahre des legendären Casanova, verhält sich dementsprechend und meint, dass er sich alles leisten kann, nur weil er Geld geerbt hat. Nein, Poaolo ist kein sympathischer und begehrenswerter Mann.

Daniele hingegen war mir sympathischer und ihn konnte ich sogar in mein Herz schließen. Aber die Liebesgeschichte zwischen ihm und Clara fand ich aufgesetzt und zu wenig entwickelt. So richtig schwärmen konnte ich beim Lesen nicht für ihn, aber er war der Charakter, der mich noch am meisten überzeugen konnte.

Ein weiterer Kritikpunkt liegt im fehlenden Spannungsbogen. Ich habe eine ganze Woche gebraucht, bis ich das Buch zu Ende gelesen hatte, was an der fehlenden Spannung lag und das ist bei mir eigentlich sehr selten. "Entscheide dich, sagt die Liebe" schlägt eher leisere Töne an, aber so richtig fesseln und mitreißen konnte mich der Roman zu keinem Zeitpunkt. Wer also eher ruhigere Romane mag, ist hiermit sehr gut bedient.

Fazit: "Entscheide dich, sagt die Liebe" ist ein schöner Jugendroman über das Erwachsenwerden, die Liebe, Familie und Geheimnisse. Gute Unterhaltung mit innovativen Ideen, die mich aber leider nicht fesseln konnte, dem Roman fehlt es meiner Meinung nach an dem "gewissen Etwas". Trotzdem lesenswert für alle Leserinnen, die gerne leisere Geschichten lesen!
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