Cover des Buches Charlotte und die Sprache der Blumen (ISBN: 9783775156691)
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Rezension zu Charlotte und die Sprache der Blumen von Siri Mitchell

Wenn Frau nicht das macht was gesellschaftlich üblich ist...

von heaven4u vor 9 Jahren

Rezension

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heaven4uvor 9 Jahren
Cheshire, England, 1852: Charlotte arbeitet zusammen mit ihrem Vater als Botanikerin, ist von allen Blumen hingerissen und kann sich immer wieder neu dafür begeistern. Bereits ihre Mutter war Botanikerin, als sie unverhofft starb, übernahm Charlotte einfach die Aufgaben der Mutter, fühlt sich nun für ihren Vater verantwortlich und denkt, er würde ohne sie nicht klar kommen. Da hat ihr Onkel, der Admiral, die Idee, dass Charlotte mit ihren 22 Jahren doch nun endlich ihrer wahren Bestimmung nachkommen und in die Gesellschaft eingeführt werden sollte um einen passendenden Ehemann zu finden. Der kürzlich aufgetauchte Mr. Timble wird kurzerhand der neue Assistent vom Vater und Charlotte soll sich auf Männersuche begeben. Doch eigentlich will sie das garnicht, sie will einfach nur weiterhin mit ihren Blumen arbeiten und Bücher schreiben. Sie hofft, dass ihr Vater mit Mr. Timble nicht klar kommt und sie schnell wieder als seine Assistentin braucht. Doch der kommt für einen Schaffarmer erstaunlich gut mit der Aufgabe klar. Ob er wirklich der ist, der er vorgibt? Und wird Charlotte einen Mann finden?

Siri Mitchell hat mit "Charlotte und die Sprache der Blumen" einen sehr interessanten und gesellschaftskritischen Roman vorgelegt, der trotz einiger Längen zeigt, wie schwer es eine Frau im 19. Jahrhundert hatte, die nicht im Strom der Gesellschaft schwimmen wollte. Heiraten und Kinder kriegen? Das ist nicht Charlottes Welt. Als sie in die Familie des alleinstehenden Pfarrers mit seinen 8 Kindern hineinblicken kann, merkt sie, dass Kinder im Moment noch nicht ihr Thema sind. Ihre Welt sind die Blumen. Warum muss eine Frau heiraten und darf dann auch nicht mehr arbeiten? Etwa in der Zeit, in der der Roman spielt, konnte erstmals eine Frau ihr eigenes Buch über Botanik veröffentlichen. Ein Meilenstein! Im Nachwort wird nochmal genauer darauf eingegangen.

Der Roman ist aus Sicht von Charlotte geschrieben, so dass man tief in ihre Gefühle eintauchen kann. Ein bisschen hat mich "Charlotte und die Sprache der Blumen an "Emma" von Jane Austen erinnert. An manchen Stellen fand ich Charlotte ganz schön kindisch, aber je mehr die Handlung voranschreitet, merkt man, wie Charlotte sich verändert. Der Schreibstil ist angenehm, auch wenn ich das ein oder andere botanische Wort nachschlagen musste. Dennoch konnte ich so einiges über Blumen erfahren, das hat mir gut gefallen. Auch der Humor hat dem Roman sehr gut getan, ich musste immer wieder schmunzeln. Wunderbar! Der Glaube spielt nur eine Nebenrolle, kein Protagonist hat hier einen persönlichen Bezug zu Gott, es gehört einfach zum Leben dazu, dass man sonntags in den Gottedienst geht. Das passte hier aber gut in die Geschichte und zeigte auch, wie oberflächlich die gehobene Gesellschaft damals oft war.

Ein Schmöker, der mich wirklich gut unterhalten hat und Lust auf mehr Romane von der Autorin macht!
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