Cover des Buches Der Duft von Karamell (ISBN: 9783775155656)
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Rezension zu Der Duft von Karamell von Siri Mitchell

Fancy Crunch vs. Royal Taffy

von Susanne_Degenhardt vor 10 Jahren

Rezension

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Susanne_Degenhardtvor 10 Jahren
St. Louis im Jahre 1910: Nach ihrer einjährigen Europareise kehrt Lucy Kendall zurück in ihre Heimat. Daheim angekommen wird sie mit der Nachricht konfrontiert, dass ihr Vater einen Herzinfarkt hatte und nun bettlägerig ist. Die Geschäfte in der familieneigenen Süßwarenfabrik City Confectionery laufen schlecht. Lucy beschließt eine bessere Süßigkeit als ihr bisheriges Produkt „Fancy Crunch“ zu kreieren. Das mag ihr allerdings nicht so recht gelingen.
Ungefähr zur gleichen Zeit steigt Charlie bei seinem Vater im Unternehmen ein. Es ist ebenfalls eine Süßwarenfabrik, die sehr erfolgreich „Royal Taffy“ herstellt und verkauft. Bei gesellschaftlichen Ereignissen begegnen sich Lucy und Charlie. Natürlich fühlen sich beide zueinander hingezogen – bis Lucy herausfindet, dass Charlie der Sohn des Konkurrenten ist. Sie legt nun alles darauf an, ihren Rivalen Standard Manufacturing aus dem Rennen zu stoßen.

Siri Mitchells zweiter Roman entführt den Leser in die Welt der Süßigkeiten und siedelt dort eine Liebesgeschichte à la Romeo und Julia an. Eine Liebe, die nicht sein darf. Lucy und Charlie erzählen beide abwechselnd aus ihrer eigenen Perspektive. So erfährt man, welche Pläne und Trick Lucy gegen Standard Manufacturing ausheckt. Doch ihre Pläne scheinen immer von den Gegnern übertrumpft zu werden.

Trotz ein paar slapstickhaften, humorvollen Einlagen konnte ich das Buch nicht richtig flüssig lesen. In der Erzählweise kommen immer wieder kleine Sprünge vor. So rennt Lucy z.B. weinend aus der Kirche und im nächsten Satz erzählt Charlie, dass er sich vom Chauffeur zur Kirche fahren ließ. Das wirkte auf mich sehr unlogisch und ich dachte, ich hätte etwas überlesen und musste dann einen Abschnitt zwei- oder dreimal lesen, um mich zu vergewissern, ob ich etwas verpasst hatte.

Mit Lucy und Charlie, den beiden Hauptakteuren, wurde ich nicht richtig warm. Sie sind nett. Lucy etwas verwöhnt, aus gutem Hause. Und irgendwie noch recht kindlich. Charlie hat dagegen eine bewegte Vergangenheit und war mir noch am Sympathischsten. Er versucht sich in der Welt der Reichen einzuleben, verarbeitet ein wenig die getrübte Vater-Sohn-Beziehung und muss sich erst einmal als Handlanger seines Vaters qualifizieren. Alle weiteren Personen blieben Randfiguren und sehr schemenhaft.

Das Cover und der Titel passen wunderbar zum Inhalt. Der Duft von Karamell zieht sich quasi durch das ganze Buch. Ich fand die Hintergründe über das Herstellen von Süßigkeiten zu Beginn des 20. Jahrhunderts interessant, allerdings hätte die Autorin das noch ein kleines Bisschen weiter ausbauen können.

Weiter ausbaufähig sind auch die christlichen Bezüge. Leider hat Siri Mitchell es nicht geschafft mich in der Hinsicht zu überzeugen. Es gibt 2 bedeutende Szenen, in denen der Glaube an Gott ausgebreitet wird – aber dann versickert dies wieder im Sande. Natürlich ist das auch im richtigen Leben so, aber ein Resümee hat das Buch leider nicht.

„Der erste Ball der Clara Carter“ war Siri Mitchells grandioses Debüt, mit dem sie mich zum Immerweiterlesen verführte. „Der Duft von Karamell“ verblasst dagegen und wirkt nicht so überzeugend. Auch wenn ich Bücher ungern bestimmten Altersgruppen empfehle würde ich diesen Roman eher jüngeren Frauen ans Herz legen, die dem Alter der Protagonisten (um die 20 Jahre) nahe sind.
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