Cover des Buches Der erste Ball der Clara Carter (ISBN: 9783775152747)
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Rezension zu Der erste Ball der Clara Carter von Siri Mitchell

Rezension zu "Der erste Ball der Clara Carter" von Siri Mitchell

von Zibbi1987 vor 11 Jahren

Rezension

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Zibbi1987vor 11 Jahren
Kurzbeschreibung: Clara ist gerade mal 17 Jahre alt und soll schon in den New Yorker Kreisen um 1890 debütieren. Sie selbst interessiert sich jedoch eher für Musik, Gedichte und Menschenrechte als für Tänze, Bälle und der dazugehörige Glamour. Doch da eine Frau damals nicht viel zu entscheiden hatte, begab Clara sich in die Hände ihrer Tante, um ihr Debüt zu feiern und spätestens ein Jahr später verheiratet zu sein. Aufgrund vorangegangener Geschehnisse, muss sich Clara auch noch einem bestimmten Erben zuwenden, damit die Familienehre wieder hergestellt werden kann. Doch das Herz der jungen Frau schlägt ganz bald für jemand anderen... Meine Meinung: Die Geschichte rund um Clara, ihr Debüt und die Vorkommnisse wurden aus der Ich-Perspektive erzählt. Diese Sichtweise wurde von Siri Mitchell klug angewandt, da ich die Gefühle der Protagonistin nachempfinden konnte und den Eindruck hatte, als sei Clara eher eine gute (Buch-)Freundin als nur ein Charakter. Außerdem beschrieb die Autorin die damaligen Umstände des New Yorkes und der jungen Frauen um 1890 sehr authentisch. Die einzige Bestimmung: Eine elegante junge Frau werden, debütieren, sich einen reichen Mann angeln und heiraten. Zwar war es hier schon so, dass man nicht geschockt war, wenn eine Frau, hier also Clara, intelligent erschien. Dennoch werden die Meinungen und das Wissen der Damen belächelt. Außerdem war New York gerade wieder im Aufschwung - Firmen wurden gebaut, Häuser errichtet. Doch zu welchem Preis? Der, der Migranten. Das hat Siri Mitchell ebenso eingebaut. Zwar etwas personifiziert, indem sich eben Clara mit dem Thema auseinander gesetzt hatte, aber ich fand es schön, dass es nebst der schillerenden Seite der Bälle auch eine dunkle gab, so war die Geschichte ausgeglichen und thematisch breiter gestrickt. Die Charaktere waren wunderbar ausgearbeitet, sei es nun Clara, ihre Tante, ihr Vater oder die Gentlemen, die die junge Frau bezirzen sollte. Clara war anfänglich etwas naiv, schüchtern und beugte sich dem Willen anderer. Doch im Verlauf der Geschichte wurde sie selbstbewusster. Das ist einer der netten Nebeneffekte, dass sie auf Bällen umgarnt wurde. Doch Clara suhlte sich nicht im Dasein einer Debütantin, sondern begann auch Hinterfragungen aufzustellen. Auf welchen Kosten strebt der Stern New York gen Himmel, wieso kann eine Frau nicht selbst entscheiden, wen sie heiratet und ist die Welt der Debütantinnen wirklich so aufregend? Clara's Tante war augenscheinlich eine verbitterte ältere Dame, die zwar Ahnung von den hohen Kreisen der Gesellschaft hatte, aber überhaupt keine Empathie besitzt. Sie kann sich nicht in die Lage anderer versetzen, hat ihr eigenes Ziel und quält damit auch ein bisschen Clara. Doch auf der anderen Seite hatte ich den Eindruck, dass sie sich auch wünschte, wenigstens ein kleines Stück wie ihre Nichte zu sein. Nicht, nochmal debütieren zu können, sondern ihren Gedanken und Wünschen freien Lauf zu lassen. Franklin de Vries ist der junge Erbe, den sich Clara zuwenden soll. Auch er wurde wunderbar ausgearbeitet. Ein verwöhnter, gut aussehender junger Mann, der weiß, was er hat und kann. Genau das stellt er gerne zu Schau. Er ist aber keineswegs absolut eingebildet, in ihm steckt ein sehr guter Kern. Doch Geld verwöhnt und macht zu sehr selbstbewusst und das spiegelte sich in diesem Charakter wider. Die Geschichte an sich, war wunderschön, auch wie sie sich entwickelte. Sprachlich ist "Der erste Ball der Clara Carter" auch etwas für mich. Die altertümliche Sprache, das etwas hochgesteckte, stets siezen, selbst wenn der erste Kuss heimlich geraubt wurde und vieles mehr. Das lässt mich schnell in die Welt des Buches abtauchen. Doch leider gab es Stellen, die extrem langatmig und thematisch oft wiederkehrten. So gab es beispielsweise Partien, in denen Clara ihrem eigentlich Herzbuben nachweinte, da sie mitbekommen hattw, dass er einer anderen Dame eher zugewandt war. (Was sie allerdings falsch verstanden hat, was sich im Nachhinein herausstellt) Zu oft waren dann diese Monologe, in denen Clara mit sich selbst diskutierte und sich versuchte, diesen jungen Mann auszureden. Ein paar Dialoge zwischen Tante und Nichte waren auch ein bisschen überflüssig. Das ganze tat dem Lesegenuss zwar an sich keinen Abbruch, aber ich war das ein oder andere Mal verführt, gewisse Stellen zu überspringen. Fazit: Bei vorangegangenen Rezensionen habe ich gelesen, dass die Geschichte ein schöner Lesegenuss sei, für die (vor-) weihnachtliche Zeit. Der Meinung bin ich nicht. Denn "Der erste Ball der Clara Carter" ist einfach zeitlos. Zu jederzeit sollte bzw. kann man sich der Geschichte annehmen und verweilt während der Lesezeit in dem aufstrebenden New York um 1890, debütiert mit einer unglaublich tollen Clara und lässt sich von ihrem Handeln anstecken.
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