Rezension zu "Die Geschichte von Blue" von Solomonica de Winter
Diese Geschichte ist so düster und bedrückend, dass man die Labilität der Erzählerin auf jeder Seite spürt. Ihre dunkle, zerrüttete Lebensstimmung zieht sich wie ein roter Faden durch die Seiten des Buches. Und obwohl ich normalerweise gerne Romane mit einem gewissen Schwermut lese, war es mir hier eindeutig zu viel. Eine junge, deprimierte Seele sucht Zuflucht in einem Buch und kommt doch aus der Trauer um den ermordeten Vater nicht heraus. Die Rahmenhandlung ist ebenso düster wie die Gedanken und einzig Rache scheint ein Ventil für Blue zu sein, um irgendwie ihren Seelenfrieden zurückzubekommen.
Schon allein die Tatsache, das der Leser hier in die Rolle des Arztes eintaucht und immer wieder mit "Herr Doktor" angesprochen wird, hat mich schlimmes ahnen lassen. Wahnvorstellungen und Halluzinationen nehmen dramatisch viel Raum ein und ich hatte leider überhaupt keinen Zugang zu Blue. Sprachlich hat mir das Buch durchaus gefallen, es liest sich flüssig und zeitgemäß, man glaubt auch an das Alter des Mädchens und ihren Background. Vielleicht war ich nicht ausreichend auf die Inhalte dieser Story vorbereitet, oder es war der falsche Lesezeitpunkt.
Fazit: Nicht meine Story, trotz zahlreicher guter Ansätze und einer schönen Sprache, haben mich die Inhalte sehr verschreckt - irgendwie hatte ich während des Leseprozesses das Gefühl, im Kopf einer kranken Seele festzustecken - beängstigend und frustrierend zugleich.