Sonja Hartwig

 5 Sterne bei 1 Bewertungen

Lebenslauf

Sonja Hartwig, geboren 1985, ist Autorin und widmet sich in Langzeitprojekten individuell und gesellschaftlich existentiellen Themen. Sie schreibt Bücher sowie Reportagen und Portraits, die vor allem in der ZEIT veröffentlicht wurden.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Sonja Hartwig

Cover des Buches Alles geben (ISBN: 9783462005233)

Alles geben

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Erschienen am 07.09.2023
Cover des Buches Mal gut, mehr schlecht (ISBN: 9783775742290)

Mal gut, mehr schlecht

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Erschienen am 23.03.2017
Cover des Buches Alles geben (ISBN: 9783732457885)

Alles geben

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Erschienen am 09.06.2022

Neue Rezensionen zu Sonja Hartwig

Cover des Buches Alles geben (ISBN: 9783462002331)
Joseph_Weisbrods avatar

Rezension zu "Alles geben" von Neven Subotić

Vom "Kinderriegel" zum Brunnenbauer
Joseph_Weisbrodvor einem Jahr

„Neven Subotić ist für mich der außergewöhnlichste Spieler, mit dem ich je zusammegerabeitet habe. Nicht fußballerisch, aber menschlich.“ (Jürgen Klopp)

Der Haupttitel klingt nach einem der üblichen Fußball-Promibücher: „Alles geben“. Im Epilog stellt der Ex-Bundesligaprofi Neven Subotić (u. a. FSV Mainz 05, Borussia Dortmund, 1. FC Union Berlin) jedoch klar: „Nein, ich gebe nicht alles! Alles geben ist eine Illusion, das Ideal, das mich jeden Tag aufstehen lässt und antreibt.“

Die ungewöhnliche Geschichte des Neven Subotic, von ihm erzählt und der Journalistin Sonja Hartwig (ZEIT, SPIEGEL) mit Edelfeder geschrieben, beginnt in Schömberg am Rande des Nordschwarzwalds. In diesem kleinen Ort wird seine Familie Anfang der 90er Jahre nach der Flucht vor dem Jugoslawienkrieg herzlich aufgenommen. Bis der zehnjährige E-Jugendspieler Neven kurz vor dem geplanten Wechsel auf’s Gymnasium mit seinen Eltern und seiner Schwester die neue Heimat verlassen muss. Der Aufenthaltsstatus bzw. die „Duldung“, wie es so bürokratisch heißt, wird nicht verlängert.

Der 16. Juni 1919, an dem der Flieger in die USA nach Salt Lake City abhebt, ist für den Jungen „der erste spürbar einschneidende Tag meines Lebens.“ In Amerika, wo er beim Fußball im Park Freunde und Zugehörigkeit findet, geht der ewige Kampf um’s Geld („weil wir zu wenig davon hatten“) weiter, auch die schwierige Emanzipation von seinem getriebenen, nie zufriedenen Vater. Neven, der talentierte US-Jugendnationalspieler, kehrt 2006 nach Deutschland zurück, während seine Familie noch in den USA bleibt. Beim FSV Mainz 05 lernt der junge Subotić  Jürgen Klopp kennen. Dass der stets gesetzte Stammspieler im Sommer 2008 nicht zur TSG Hoffenheim wechselt, liegt an „Kloppo“, wie seine Spieler den Nahbaren nennen dürfen. Der spätere Welttrainer lotst den 1,94 großen 19jährigen Innenverteidiger vor dessen Vertragsunterschrift beim Kraichgauer Bundesliga-Aufsteiger zu seinem neuen Verein Borusssia Dortmund.

Der 19jährige Neu-Borusse ist gleich in seiner ersten BVB- Saison an der Seite des gleichaltrigen Mats Hummels Stammspieler und schießt in den ersten vier Spielen drei Tore. Der große Mentor Jürgen Klopp im Vorwort: „Wenn in England heute jemand Kinderriegel sagt, wissen alle noch: Unter diesem Namen wurde unsere Dortmunder Abwehr mit Mats Hummels und Neven Subotić  bekannt.“ Das jüngste Innenverteidiger-Paar gilt bald als das beste in der Bundesliga.

Subotićs neues Leben als umworbener Fußballprofi, der nichts anderes als die Karriere, Zocken auf der Playstation, eine Villa im Nobelviertel, attraktive Frauen, Luxusautos, teure Markenklamotten und Kumpel-Urlaube in Dubai im Kopf hat, mündet in eine tiefe innere Krise. Zur Leere kommt der Druck, wie eine Hochleistungsmaschine funktionieren zu müssen. Er treibt gerade die vom Verein als „unverzichtbar“ erklärten Schlüsselspieler an die Kortisonspritze. „Gib mir ‚ne Ibu!“ gilt als gängiger Satz in der Kabine.

Im Kapitel mit dem Titel „Check“ rechnet Subotic mit seinem Leben als Fußballprofi radikal ab. Das Geld fließt wie aus einem aufgedrehten Wasserhahn. Doch aus dem Rausch des Haben- und Genießenwollens wird für den zweifachen Deutschen Meister ein Albtraum der Leere. Im selben Jahr 2012, in dem er mit Borussia Dortmund den DFB-Pokal gewinnt, gründet der serbische Nationalspieler die Neven Subotić Stiftung. Sein neues Leben nach der Fußballkarriere ist für ihn das, was sein Ziehvater Jürgen Klopp so beschreibt: „Eine Erfolgsgeschichte! Viel höher zu bewerten als alles, was er vorher gemacht hat. Aus einem ganz normalen jungen Menschen wurde jemand, der eine höhere gesellschaftliche Verantwortung spürt als jeder andere, den ich kenne.“

Sprudelte einst das Wasser aus dem Geldhahn, widmet er sein Geld nun dem Wasserhahn der Neven Subotić Stiftung. Fußballer-Initiativen wie „Common Goal“, deren Mitglieder ein Prozent ihres Gehalts für soziale Projekte spenden, siehtr er skeptisch:  „Was ist ein Prozent, wenn jemand eine Millon bekommt? In der Bundesliga verdienen die meisten Bundesligaspieler mehr als das. Bei einem Prozent von einer Million wären das 10.000 Euro. Ist das nicht beschämend?“

Seit 16. 11. 2012 gibt es offiziell die Neven Subotić Stiftung. Die Verwaltungskosten von jährlich 400.000 Euro finanziert der unermüdliche Gründer aus eigener Tasche. Der erste Brunnen wird 2013 in Mozambique gebaut. Inzwischen sind es knapp 500 Brunnen und Sanitäranlagen vor allem in Äthiopien, Tansania und Kenia. Dank dieser Stiftung, die eng mit lokalen NGO-Organisationen zusammenarbeit, haben über 180.000 Menschen in Afrika Zugang zu sauberem Wasser. Doch 785 Millionen Hilfsbedürftigen weltweit ist dieses Menschenrecht noch verwehrt. Der Klimawandel mit seinen immer krasseren Naturkastastrophen und Dürreperioden verschärft die Dramatik weiter. Dabei ließen sich durch sauberes Wasser, Sanitäranlagen und Hygiene, die drei Grundlagen der humanitären Hilfe, nach WHO-Standard kurz WASH genannt, Millionen Todesopfer vermeiden, die Lebensgrundlagen und Bildungschancen von Millionen Menschen, insbesondere der Kinder, deutlich verbessern.

Der 34jährige Neven Subotić, der sein enormes Wissen auch aus vielen Büchern schöpft, kann nicht alles geben. Aber er will der Beste für eine gerechtere Welt sein, der er sein kann. Er will mit seiner Stiftung und seinen lokalen Partnern vor Ort noch viele Brunnen bohren, Brunnen für das überall fehlende Wasser, Brunnen für das Leben im bitterarmen Afrika! Am Ende resümiert der ehemalige Fußballprofi: „Ich weiß nicht, was man in meiner Geschichte alles lesen kann. Vielleicht ist es für einige so was wie ein Geständnis: So war ich! Vielleicht ist sie für andere eine Kritik am kapitalistischen Fußballsystem, während ich den Fußball weiter sehr liebe. Vor allem aber sollte meine Geschichte sein: ein Aufruf, ein Appell!“ Dieser flammende Appell ist dem einstigen Kinderriegel mit seinem außergewöhnlichen Buch eindrucksvoll und hoffentlich nachhaltig gelungen!

Joseph Weisbrod

Info: Neven Subotić & Sonja Hartwig: ALLES GEBEN  – Warum der Weg zu einer geerchtere Welt bei uns selbst anfängt. 2022. 272 Seiten. Mit Abbildungen. Gebunden. 22 Euro (E-Book 18,99 Euro). Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln.

 

 

Cover des Buches Alles geben (ISBN: 9783462002331)
lesefreude_books avatar

Rezension zu "Alles geben" von Neven Subotić

Legitimer Weg um Bekanntheit für gute Sache zu nutzen
lesefreude_bookvor 2 Jahren

Während Profifußballer Millionen verdienen, reicht für die Putzfrau ein Job alleine nicht mal zum Überleben. Wo bleibt da die Gerechtigkeit? Das hat sich auch Ex-Profifußballer Neven Subotić gefragt. Als einer der besten Verteidiger der Liga wurde er mit Borussia Dortmund Meister. Das Leben im Luxus im riesigem Haus und mit vielen schnellen Autos hat er ausprobiert. Schnell hat er jedoch gemerkt, dass dies nicht alles sein kann. Und so setzt er sich für all jene ein, denen es sich nicht so gut geht. Am Höhepunkt der sportlichen Karriere gründete er eine Stiftung, um Menschen in Afrika Zugang zu sauberm Wasser zu ermöglichen.


„Alles geben: Warum der Weg zu einer gerechteren Welt bei uns selbst anfängt“ ist die Biographie des 33-jährigen Fußballers. Er zeigt uns wo er aufgewachsen ist und wie er zudem Menschen wurde, der er heute ist; wo der Wunsch etwas für Andere zu tun herkommt. Dabei gesteht Neven Subotić auch selbst Fehler ein beziehungsweise lässt er uns an Erfahrungen und Entscheidungen teilhaben, die ihn geprägt haben. Leider ist der Selbstfindungstrip langatmig zu lesen. Geschichten werden wiederholt und nur aus minimal anderer Perspektive erneut erzählt.


Spannend sind die Einblicke und der Überblick des Systems Profilfußball. Die Krux mit den Beratern aus Spielersicht, der Spieler als Ware und der Umgang mit Verletzungen wird durchleuchtet. Neven Subotić zeigt Fehler im System und dem Business auf. Die ausgiebigen Beschreibungen des Feiern nach dem Meistertitel wurden bildhaft dargestellt.


Die DYI-Tipps zur Gründung einer Stiftung waren entbehrlich. Da sie nur für die wenigsten Leser jemals relevant sein werden. Und falls doch, zieht man hoffentlich nicht als Quell eine Biographie eines ehemaligen Fußballers dafür heran.


Neven Subotić erzählt uns wie er die Spenden und den Brunnenbauer in Afrika und vor allem Äthiopien organisiert. Nach meiner eigenen Reise in dieses wunderschöne Land, bin ich immer besonders hellhörig wenn ich Äthiopien höre. Neven gibt einen kurzen Abriss über die Unruhen und deren Ursachen, die in den letzten Jahren und aktuell in Äthiopien herrschen. In diesem doch recht ausführlichen Abschnitt war für mich persönlich nichts Neues dabei. Insofern habe ich es eher überflogen.


Es bleibt die Frage nach der Zielgruppe, denn irgendwie ist „Alles geben“ von überall ein bisschen was. Ein bisschen Fußball, ein bisschen Selbstfindung, ein bisschen Stiftung und Brunnenbau – vielschichtig wie Neven Subotić selbst. Und doch dadurch zu viele Teile, wobei nicht alle für mich spannend waren.


Die große Warum-Frage „Warum der Weg zu einer gerechteren Welt bei uns selbst anfängt“ bleibt leider unbeantwortet und wird nur leicht zwischen den Zeilen gestreift.


In Summe ist „Alles geben“ ein mehr als legitimer und guter Weg, um seine Bekanntheit zu nutzen, erneut durch diverse Sportsendung zu schlendern, um auf eine wichtige und richtige Sache aufmerksam zu machen. Mit der Literatur- und Buchkritikerinnen-Brille jedoch eine sprachlich einfache Erzählung mit vielen Schwächen und langatmigen Abschnitten, sodass ich am Ende zwei von fünf Sternen für das Buch gebe.

Cover des Buches Alles geben (ISBN: 9783462002331)
gedankenchaotiins avatar

Rezension zu "Alles geben" von Neven Subotić

Ein Mann mit dem Herz am rechten Fleck
gedankenchaotiinvor 2 Jahren

Neven Subotic ist den meisten als Fussballer bekannt, der bei Stationen wie Mainz 05 oder Borussia Dortmund als einer der besten Innenverteidiger Deutschland gilt.
All das erfüllt ihn nur halb. Das Luxusleben, von dem er denkt, dass er es leben muss, kann ihm nicht das geben, was tief in seinem Inneren verankert ist. Scham und Zweifel gewinnen die Oberhand und Neven merkt, dass es eine Sache gibt, die ihm viel mehr wert ist, als alles Geld der Welt.
Das Gefühl, anderen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern, indem er mehr tut, als nur der Fussballer Neven Subotic zu sein.
Er gründet eine Stiftung, die sich hauptsächlich darauf konzentriert Schulen und Trinkwasserbrunnen in Afrika zu bauen, um den Menschen dort ein besseres Leben zu
bieten.
Aufkommende Kosten zahlt er aus eigener Tasche, bekommt so endlich das Gefühl, etwas Gutes damit zu tun. Und er ist oftmals selbst vor Ort, um sich ein Bild von dem zu machen, was er in die Wege geleitet hat. Um die Menschen und die Umgebungen kennenzulernen, um noch mehr zu helfen.

Das Buch beschreibt nicht nur Nevens Leben jetzt, sondern auch den steinigen Weg dorthin. Von der Flucht aus Jugoslawien, über ein Leben in New York hinweg und bis zu dem Zeitpunkt, an dem er in Deutschland als Fussballer die Herzen der Fans erobern konnte.
Neven Subotic hat eine unglaubliche Persönlichkeitsentwicklung hinter sich und ist doch immer er selbst geblieben, so komisch das jetzt auch klingt.
Dieses Buch ist eine echte Leseempfehlung für alle, die hinter die Fassade eines Fussballers schauen will, der dankbar für das ist, was er erreicht hat.
Und dem genauso viele Menschen dankbar sind, für dass was er ihnen mit ihrer Stiftung ermöglichen kann.
Und auch weiterhin wird.

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