Dieser Jugendroman nimmt sich vieler wichtigen Themen an, die das Leben von Heranwachsenden so schwierig machen. Und das Schöne ist, dass er auch einen Weg aufzeigt, wie man mit den Schmerzen und Enttäuschungen trotzdem glücklich weiterleben kann.
Leonie verliert mit dem Tod ihres Großvaters nicht nur einen nahen Verwandten, sondern vor allem auch ihre wichtigste Bezugsperson, ihr Vorbild, ihren Motivator und besten Freund. Ihr gemeinsames Hobby, das Eishockey, war für Leonie Lebensinhalt. Jetzt, nach dem Tod ihres Großvaters, der selbst ein erfolgreicher Profi-Eishockeyspieler war, kann sie einfach nicht mehr aufs Eis. Ihre Mutter kennt Leonie kaum, ihr alleinerziehender Vater ist so mit seiner Forschungsarbeit verbunden, dass die beiden eigentlich keine Gemeinsamkeiten mehr haben. Deshalb ist Leonies Spitzname sehr treffend: Lonely. In der Schule lernt sie Basti kennen, den Bad Boy der Klassenstufe, der sich irgendwie zu diesem zurückhaltenden, einsamen Mädchen hingezogen fühlt. Dass auch Basti seine Vergangenheit mit sich herumträgt und er deshalb den harten, coolen Jungen mimt, wird im Laufe der Geschichte immer deutlicher. Und auch Patrick, Leonies Vater, ist das Produkt seiner Erfahrungen in der Jugend und jungem Erwachsenenalter. Perspektiven gibt es eigentlich nicht, die Leere muss irgendwie ausgefüllt werden. Entweder durch Sport, Wissenschaft und Anderssein oder durch Wut, Rücksichtslosigkeit und Zerstörung.
Diesen drei Menschen werden zwei Personen an die Seite gestellt, die durch ihren Glauben an Jesus einen festeren Grund in ihrem Leben haben (aber ganz sicher nicht perfekt sind). Einmal ist da Timo, der in derselben Eishockeymannschaft wie Leonie spielt und dem eine große Karriere als Profisportler offen steht. Durch seine gläubigen Eltern erlebt Timo immer wieder, was es heißt, mit Gott zu leben. Aber er stößt immer wieder an seine persönlichen Grenzen, wenn es darum geht, sein Leben in den Griff zu bekommen. Dagegen ist die neue Freundin von Leonies Vater so eng mit Jesus verbunden, dass sie Patrick ein gutes Vorbild und Leonie eine vertrauensvolle Freundin sein kann.
Eine aufregende Mischung an unterschiedlichen Charakteren trifft in diesem Jugendroman aufeinander. Und bei jedem von ihnen kann man sich ein Stück selbst wiederfinden. Sehr detailgenau werden die Gefühle aller beschrieben, die Verluste und Schmerzen aufgezeigt und auch die Unfähigkeit, sich selbst zu ändern, weil die Kraft dazu einfach fehlt. Aber auch die Hoffnung, durch Aussagen zum Beispiel aus der Bibel neuen Mut zu schöpfen und nicht einfach aufzugeben, auch wenn man eigentlich aufgeben möchte.
Der Roman war sehr berührend und hat mich als Leser in seinen Bann gezogen. Auch wenn es ein paar Punkte gab, an denen ich manches nicht nachvollziehbar fand. Zum Beispiel erscheint es mir (ich bin Mutter) es etwas unrealistisch, dass ein Vater seine fünfzehnjährige Tochter wegen einen Studienreise eine Woche allein zu Hause lässt oder dass Leonie (Achtung Spoiler) von der Liebe spricht, mit der sie ihr Leben verbringen will, die sie vermisst wie ihre zweite Hälfte. Aber das ändert nichts daran, dass es ein schöner Liebesroman ist, der die Probleme des Erwachsen werdens nicht ausblendet.