Dieses Buch lag bereits ewig auf meinen SuB - man sieht es an der alten Rechtschreibung. Daher wurde es endlich Zeit, es davon zu befreien, um zu schauen, ob es bleiben darf oder gehen muss …
Ich bin ohne große Erwartungen an die Lektüre gegangen, denn dem Alter bin ich längst entwachsen und auch in Paris war ich noch nie. Doch da „Total blauäugig“ ab 14 Jahren empfohlen wird, habe ich mit einer gewissen Tiefe (und Dramatik) gerechnet.
Die Geschichte spielt 1963 - zu der Zeit, als Kennedy ermordet wurde. Nur anfangs sind wir in Deutschland, danach wird fast ausschließlich Marieluises Leben in Frankreich geschildert.
Ich habe gelesen, dass die Autorin selbst ein Orientierungsjahr in Paris verbrachte. (es muss 62/63 gewesen sein) Das erklärt die bildhaften Beschreibungen der Stadt und der Menschen dort. Ob sie selbst ein paar von Marieluises Erfahrungen (dort) machen musste? Heute kann ich mir solch eine Behandlung von Au-Pair-Menschen nicht mehr vorstellen. Damals haben wahrscheinlich noch andere Sitten geherrscht.
Da sehr viele Personen auf wenig Seiten auftauchen, tingelt Vieles an der Oberfläche. Selbst Marieluise bleibt mir größtenteils fremd, obwohl ich mir eine intensive Auseinandersetzung mit ihr erhofft habe. Der Satz des Klappentextes „ Völlig verstört zieht sich das Mädchen in sich selbst zurück, voll Abscheu, am meisten gegen sich selbst.“ kommt für mich in der Erzählung überhaupt nicht rüber. Da hätte ich mir einfach so viel mehr gewünscht. Da das Buch ab 14 ist, sollte man Lesenden schon ein wenig zutrauen.
Leider werden ein paar Stereotype in die Zeilen gepackt. Auch wenn das Buch von 1988 ist, habe ich da ein kritisches Auge drauf.
Sophie Brandes hat sich scheinbar öfter schwierigen Themen angenommen, denn mit „Ein Baum für Mama“ habe ich ein Kinderbuch über Krebs und Verlust auf meinem SuB liegen. Das werde ich noch lesen, doch ich habe nun nicht das Bedürfnis, mir unbedingt noch andere Werke der Autorin anschaffen zu müssen.
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