Rezension zu "Du musst mir vertrauen" von Sophie McKenzie
Zu einem netten Thriller braucht es gar nicht so viele Zutaten. Man nehme eine Hauptfigur, mit der es sich gut mitfiebern lässt, ein paar Morde und bedrohliche Situationen sowie am Ende einen halbwegs cleveren Twist, wer der Bösewicht ist. Schauen wir uns mal an, welche dieser Zutaten in „Du musst mir vertrauen“ stecken.
Hauptfigur, mit der man mitfiebert: Check! Die Ich-Erzählerin Livy hat mir ganz gut gefallen, denn auf den ersten Blick wirkt sie recht durchschnittlich und ohne besondere Merkmale. Keine junge, natürlich total hübsche Journalistin, keine ehrgeizige, natürlich total hübsche Polizistin, keine total blutleere Klischee-Protagonistin. Livy ist Hausfrau und Mutter, zofft sich regelmäßig mit ihrer pubertierenden Tochter und trifft auch immer mal wieder falsche Entscheidungen. Das macht sie menschlich, authentisch und meistens auch glaubwürdig.
Morde und bedrohliche Situationen: Check! Es gibt Leichen, Verfolgungsjagden, Recherche, mysteriöse Hinweise, die sich mal früher, mal später auflösen. „Du musst mir vertrauen“ erfindet das Thriller-Rad nicht neu, ist aber solide geschrieben und lässt sich prima lesen. Es wird selten langweilig, wobei manche Probleme – vor allem zwischen Livy und ihrem Mann Will – ein bisschen zu langatmig ausbaldowert werden und sich im Kreise drehen. Da hätte etwas mehr Tempo manchmal gutgetan.
Twist am Ende: nein. Einfach nur nein. Das Finale hat mir das Buch ziemlich verleidet. Dass ich noch nicht mal ein kleines bisschen mitraten konnte, wer denn nun die Strippen zieht, hat mich am meisten enttäuscht. Es gab so gut wie keine Hinweise, keine versteckten Tipps. Tatsächlich wurden sogar mehrere Verdächtige präsentiert, die alle etwa gleich gut bzw. wenig als Bösewicht getaugt haben. Und auch die überraschenden Wendungen zwischendurch haben mich nur teilweise überzeugt. Zu viele Zufälle und unglaubwürdige Aktionen haben die Story schwer verdaulich gemacht. Schade!
Fazit:
Eine interessante Ausgangssituation und ein solider Schreibstil haben „Du musst mir vertrauen“ leider nicht vor einer schwachen Bewertung bewahrt. Obwohl ich die Protagonistin ganz gern mochte und selten Langeweile aufkam, waren mir manche überraschende Wendungen und die Auflösung zu konstruiert und zu sehr an den Haaren herbeigezogen.