Cover des Buches SpielFrei: Outing wider Willen (ISBN: 9783943678215)
Rezension zu SpielFrei: Outing wider Willen von Sophie R. Nikolay

Rezension zu "SpielFrei: Outing wider Willen" von Sophie R. Nikolay

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 12 Jahren

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 12 Jahren
Im Vorwort schildert die Autorin ihre Beweggründe, das Thema Homosexualität im Fußball aufzugreifen. In einer Zeit, in der die gleichgeschlechtliche Liebe in nahezu allen Gesellschaftsschichten und Berufen normal ist und akzeptiert wird, ist sie im Sport, und besonders im Fußball, immer noch ein Tabuthema. Denn obwohl es statistisch gesehen einige schwule Profis geben muss, traut sich kaum jemand, seine Neigung öffentlich zu machen. Die Protagonisten sind Ben und Stefano, beide Anfang zwanzig, Profifußballer und schwul. Ihre Neigung müssen sie vor der Öffentlichkeit verstecken, nur Bens Eltern und Stefanos Mutter wissen davon. Ben hat ein sehr gutes Verhältnis zu seinen Eltern und erfährt uneingeschränkten Rückhalt von ihnen. Trotzdem traut er sich nicht, seine Homosexualität öffentlich zu machen. Außerhalb seiner Wohnung und insbesondere auf dem Fußballplatz spielt er nur eine Rolle, und um Männer kennenzulernen verkleidet er sich, damit ihn niemand erkennt. Halbitaliener Stefano hat ein schwieriges Verhältnis zu seinem Vater, weshalb er ihm auch lange Zeit verschweigt, dass er auf Männer steht. Seine Mutter ist da verständnisvoller. Sie akzeptiert ihn wie er ist, steht aber um des Familienfriedens willen nicht öffentlich zu ihm. So tarnt er sich als Macho und Frauenheld, um von seinem wahren Ich abzulenken. Die Ich-Erzähler Ben und Stefano berichten abwechselnd von ihrem unfreiwilligen Outing und den Problemen, die es mit sich bringt. Diese zwei Sichtweisen finde ich klasse, weil man so mehr über die Gedanken und Gefühle von beiden gleichermaßen erfährt. Außerdem werden die Konflikte, in dem sie stecken, und ihre Motivationen sehr deutlich. Die Geschichte ist rein fiktiv. Man erfährt von den meisten Personen nur den Vornamen und die Orte sind komplett namenlos. Sie könnte also überall in Deutschland oder sonstwo spielen. Ich finde das sehr gut, da das Thema global und nicht auf einen bestimmten Ort begrenzt ist. Die Handlung hat alles, was eine gute Geschichte ausmacht. Freude, Trauer, Glück und Drama wechseln sich in rasantem Tempo ab. Emotionen kommen also nicht zu kurz, und auch mit Klischees wird gespielt. Natürlich gibt es auch viel Erotik, wobei diese Szenen detailliert und realistisch beschrieben werden. Nur das Ende fand ich übertrieben und fast schon kitschig. Das hätte ich mir etwas anders gewünscht. Der Schreibstil ist flüssig und nicht zu schwierig, drückt dabei aber viel aus. Daher passt er gut zu der Erzählweise, die ja eher die Gedanken der Protagonisten darstellt. So fliegt man nur so durch die Seiten, und es ist einfach ein angenehmes Lesen. Ich habe hin und her überlegt, ob ich vier oder fünf Punkte vergeben soll, weil mir das Ende einfach nicht gefallen hat. Näheres verrate ich dazu natürlich nicht, es soll ja niemandem die Spannung genommen werden. Da es dabei aber nur um die abschließende Handlung ging, die einfach nicht meinen Geschmack getroffen hat, habe ich mich schließlich doch für die volle Punktzahl entschieden. Denn das Buch greift ein wichtiges Thema sehr emotional und glaubwürdig auf, liefert Denkanstöße und macht Mut, sich trotz aller Schwierigkeiten auch öffentlich so zu geben, wie man ist.
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