Cover des Buches Nur wenn du allein kommst (ISBN: 9783406711671)
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Rezension zu Nur wenn du allein kommst von Souad Mekhennet

Autobiographie einer Reporterin

von wandablue vor 6 Jahren

Kurzmeinung: Muss man lesen!

Rezension

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wandabluevor 6 Jahren
Autobiographie einer Reporterin.
Souad Mekhennet wurde 1978 als Tochter eines marokkanischen Gastarbeiters und einer türkischen Mutter in Frankfurt geboren. Ihr sunnitischer Vater und ihre schiitische Mutter lebten ihr vor, dass beide islamische Glaubensgemeinschaften durchaus friedlich miteinander leben können und vor allem in friedlicher Weise als Minderheit in einer andersgläubigen oder ungläubigen Umgebung. 1989 kam die Autorin auf das Gymnasium und erhielt damit die Schulbildung, die sie nachher befähigte, einen Platz an der bekannten „Henri-Nannen-Schule“ für Journalisten in Hamburg zu ergattern. Ihre großen Vorbilder waren die beiden Reporter der Washington Post, die den Watergate-Skandal aufdeckten und ihr die enormen Möglichkeiten des modernen Journalismus aufzeigten: Unrecht in der Welt zu bekämpfen und unabhängig von Ideologien, Glaubensüberzeugungen oder kulturellen Prädispositionen unbeirrt nach der Wahrheit hinter den Dingen und Ereignissen zu forschen.

So erlebt sie von Anfang an den Konflikt der westlichen mit der muslimischen Welt hautnah mit und recherchiert nach dem Anschlag auf das World Trade Center am 11.9.2001 in der Umgebung der aus Hamburg agierenden Terroristen für die Washington Post. Ihre arabisch muslimischen Wurzeln helfen ihr dabei, sich im muslimischen Milieu richtig zu verhalten und als „Glaubensschwester“ ernst genommen zu werden und als vertrauenswürdig zu gelten. Zusammen mit ihrem Mut eröffnet ihr dies Zugang zu den Symphatisanten, ja selbst zu den gefürchtetsten Terroristen von Al Quaida und Dschihadisten des Islamischen Staates, die sie im Auftrag der New York Times oder Washington Post interviewt.

Ihre Berichte über ihre Recherchen im Umfeld der Dschihadisten eröffnen dem Leser den Blick hinter die Kulissen des Dschihads und seine aktuelle Bedrohung für die westlichen Demokratien. Souad Mekhennet beleuchtet die Gründe, warum junge Menschen bereit werden, ihr Leben für den „heiligen Krieg“ zu opfern und wer die Drahtzieher und Ideologen sind, die diesen Kampf befeuern.

Sie zeigt aber auch auf, welche Fehler der westlichen Politik und welche Vorurteile der sogenannten freien Welt zu dem enormen Konfliktpotential geführt haben, mit dessen unberechenbaren und tödlichen Konsequenzen wir bis zum heutigen Tag leben müssen. Ihr Buch ist ein Appell an alle Menschen, Andersdenkende und besonders andersdenkende Minderheiten nicht zu diskriminieren und herabzusetzen, sondern ihnen mit dem gebotenen Respekt zu begegnen und ihre Menschenwürde in aller Andersartigkeit dennoch wahrzunehmen und zuzugestehen.

Ganz nebenbei erhascht der Leser einen Blick in das Leben einer modernen Journalistin, die mutig und mit Herz ihre Ziele verfolgt und als Frau sich nicht scheut, in einer von Männern dominierten Welt die vielen Risiken in Kauf zu nehmen, die ihre journalistische Arbeit von ihr fordern.

Fazit: Ich empfehle dieses Buch jedem, der bereit ist, mehr als nur das Vordergründige und Furchteinflößende des islamistischen Terrors zu sehen, und verstehen will, wie es dazu kommen konnte, dass junge, lebenshungrige Menschen zu Selbstmordattentätern werden konnten.

Kategorie: Sachbuch
Verlag: C.H. Beck Verlag, München, 2017
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