Rezension zu "Fanny Cloutier (Band 2) - Das Jahr, in dem mein Herz verrücktspielte" von Stéphanie Lapointe
Jonna_Struwe_KinderbuchautorinFanny ist fast 15 Jahre alt, lebt eigentlich im frankophonen Teil Kanadas und schlägt sich gerade mit den Mühen und Missverständnissen ihrer ersten Liebe herum, als ihr Vater beschließt, nach Japan zu ziehen.
Fanny ist nicht nur nicht begeistert, sondern bei ihrer Ankunft regelrecht auf Krawall gebürstet. Sie versucht ihre neue Umgebung zu ignorieren und alle Bemühungen ihres Vaters zu sabotieren. Ihr Liebeskummer überstrahlt ihr Heimweh (oder ist ihr Heimweh?) und ihre Geschichte ist in erster Linie eine Geschichte über Freundschaft und erste Liebe, nicht umsonst heißt der Untertitel „Das Jahr, in dem mein Herz verrücktspielte“.
Das Buch ist Fannys Tagebuch und Band 2 einer Reihe (Band 3 wird im Herbst erscheinen) und wurde natürlich in erster Linie für Teenage-Mädchen im Allgemeinen geschrieben. Der Autorin Stéphanie Lapointe gelingt es gut, den impulsiven Ton zu treffen, das Himmelhochjauchzend und Zutodebetrübt einzufangen, das Boah-sind-Eltern-anstrengend authentisch zu machen. Einzelne Passagen sind als Chatverläufe erzählt und sprachlich kommt sie der Lebenswelt eines Teenagers sicher nah.
Opulent ist das Buch, was die Gestaltung betrifft. (Welches Buch in dieser Altersklasse bietet schon mehr als ein paar Vignetten auf den Innenseiten?)
Jede der über 400 Seiten ist grafisch gestaltet. Handlettering, Skizzen, doppelseitige Zeichnungen, mal wie mit Pinsel, mal wie mit Bleistift oder buntem Filzstift gemalt, wechseln sich ab. Das Buch ist optisch unglaublich lebendig, authentisch und beim Lesen sehr kurzweilig.
Manche Ideen sind sehr detailverliebt und aufwändig umgesetzt: zwei Briefe sind als Umschlag bzw. gefaltete Seite eingeklebt – ein kleines interaktives Element, wenn man sie als Leser öffnen darf.
Eine charmante Liebesgeschichte vor japanischer Kulisse. In meinen Augen vielleicht nicht unbedingt ab 11 Jahren – zumindest meine Tochter hätte mit 11 noch nicht vom „fast ersten Mal“ lesen wollen – aber definitiv für alle, die ihre Eltern reichlich doof finden, dass sie sich sowas wie einen Umzug ins Ausland ausgedacht haben. Auch wenn man Band 1 nicht kennt, kann man der Geschichte gut folgen. Wichtiges aus der Vorgeschichte greift Fanny in ihren Tagebuch-Erzählungen wieder auf. Dafür endet der Band mit einem Cliffhanger – denn es bleibt offen, ob Fanny nach Kanada zurückkehrt oder die Reise weiter geht auf einen anderen Kontinent.









