Cover des Buches Tochter des Windes (ISBN: 9783440150467)
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Rezension zu Tochter des Windes von Stacy Gregg

Arabisches Märchen mit biographischem Hintergrund

von marcel110891 vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Ein schönes arabisches "Märchen" mit biographischem Hintergrund. Für Pferdeliebhaber eine Empfehlung, für Biographie-Interessierte nicht.

Rezension

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marcel110891vor 8 Jahren

Prinzessin Haya ist drei Jahre alt, als ihre Mutter bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben kommt. Ihr Vater, der König von Jordanien, liebt seine Tochter über alles, doch er hat kaum Zeit für sie. Haya fühlt sich einsam und verlassen und schottet sich immer mehr ab. Erst die Liebe zu dem Fohlen Bree, dessen Mutter bei der Geburt stirbt, bringt sie langsam ins Leben zurück. Ohne Haya kann Bree nicht überleben, und so werden die beiden unzertrennlich. Als Haya schließlich ins Internat nach England kommt, begreift sie, dass sie sich ihren lange unterdrückten Gefühlen stellen und einen Neubeginn wagen muss.



Dieses Buch von der Autorin Stacy Gregg versucht die Lebensgeschichte der Prinzessin Haya Bint Al Hussein von Jordanien mit einer fiktiven Geschichte zu vereinen. Dabei entsteht eine Geschichte, die sich wie ein arabisches Märchen liest, doch scheitert daran die Verknüpfung zwischen Fiktion und Realität.

Zu oft im Buch verliert der Leser den zeitlichen Zusammenhang zwischen den Ereignissen. Nur selten, zum Beispiel an ihrem 6. Geburtstag, wird die vergehende Zeit deutlich und das Alter der Prinzessin Haya dem Leser offenbar.
Dies führt dazu, dass sich während des Lesens kaum das Gefühl einstellt, dass es sich bei der Prinzessin Haya um eine reale Person handelt. Auch historische Bezüge fehlen, welche bei einem Königshaus mit Sicherheit nicht ausbleiben, doch in der Geschichte nur an zwei Stellen auftauchen. Zum Beispiel als Haya die Nachrichten über den Golfkrieg verfolgt.
Hier wurde Potential verschenkt tiefer in die Geschichte eintauchen und mehr über das Leben der jordanischen Prinzessin zu erfahren zu können.

Ein weiterer Kritikpunkt liegt in der Geschichte und Charakterdarstellung von Haya. Haya als Charakter wird geradezu überspitzt perfekt dargestellt. Gerade beim Reiten, welches sie und ihr Pferd Bree beide erlernen müssen, erbringt sie als Laie Leistungen, für die selbst professionelle Reiter mehrere Monate oder Jahre benötigen würden, in zu kurzer Zeit. Es kommt dem Leser zwischenzeitlich so vor, als ob Haya keine Schwächen besitzen würde.
Diese Charakterdarstellung führt beinahe zu Frust beim Lesen und dem ein- oder anderem unglaubwürdigem Moment in der Geschichte.

Die unglaubwürdigen Momente und der leichte Frust, der sich beim Lesen einstellt, sind aber schnell wieder vergessen und hinterlassen nur einen leicht faden Beigeschmack am Ende des Buches. Dafür sorgt die emotional erzählte Geschichte, bei der die Gefühle der Prinzessin Haya im Vordergrund stehen.
Der Leser kann zu jeder Zeit nachvollziehen, wie sich Haya fühlt, beispielsweise als sie erfährt, dass ihre Mutter gestorben ist. Eine enge emotionale Bindung zu ihrem Vater erzeugt Momente, in denen die Liebe in der Familie in den Vordergrund rückt.
Durch Trauer, Liebe und Dramatik wird der Leser auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle mitgenommen und erlebt dabei, wie eine starke Bindung zwischen Pferd und Mensch entstehen kann.

Als Kernstück der Geschichte findet sich somit die Bindung zwischen Haya und ihrem Pferd Bree. Die Beschreibung der Entstehung, Entwicklung und den Folgen, die eine solche Bindung für Reiter und Pferd haben kann, ist sehr gut gelungen und spricht ebenfalls die Emotionen des Lesers an.
Spannend werden die einzelnen Stationen der Freundschaft zwischen Haya und Bree miteinander verbunden, ohne Langeweile aufkommen zu lassen, um abschließend in einem gefühlvollen Finale zu enden.

Alles in allem handelt es sich bei dem Buch "Tochter des Windes" um eine fiktive Geschichte über die Freundschaft zwischen einem Mädchen und ihrem Pferd, welche einige Schwächen in der Charakterdarstellung aufweist und zu wenig das Gefühl aufkommen lässt, dass es sich bei dem Hauptcharakter um eine reale Person handelt.
Für alle Pferdeliebhaber und Leser(-innen), die auf der Suche nach einer emotionalen Geschichte sind, bietet dieses Buch aber eine gute und spannende Geschichte.
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