Cover des Buches Desperados im Land des Lächelns (ISBN: 9783942829595)
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Rezension zu Desperados im Land des Lächelns von Stefan B. Meyer

Dresden kurz nach der Wende

von gst vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Ein Buch, das mich total für sich eingenommen hat, weil die Nachwendezeit anhand eines Kriminalfalles sehr nachvollziehbar dargestellt wird.

Rezension

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gstvor 9 Jahren

Da ich erst vor wenigen Jahren in Dresdens Umkreis eine neue Heimat fand, interessiert mich natürlich die Vergangenheit der Stadt und des Landes. Aus dem Westen zugezogen fühle ich mich manchmal immer noch als Kuriosität. Warum das so ist? Das konnte ich in diesem Dresdenkrimi erfahren.

Trotz des im ersten Moment noch unverständlichen Titels hat mich das Cover auf Anhieb angesprochen. Enthält es doch den Blick auf die Jenidze (eine ehemalige Tabakfabrik), ein Gebäude, das irgendwie gar nicht nach Dresden passt und meinen bewundernden Blick gerade deswegen immer wieder auf sich lenkt. Dazu im Vordergrund die 1852 fertiggestellte Marienbrücke über die Elbe, die in ihrer massiven Bauweise von der Pracht des ehemaligen Königreichs Sachsen zeugt. Inzwischen weiß ich dank Wikipedia auch, dass der Begriff Desperado (abgeleitet von spanisch desesperado „verzweifelt“, „Verzweifelter“) im engeren Sinne das Mitglied einer sich außerhalb jeglicher Gesetze stellenden Gruppe bezeichnet, die in der Regel extreme politische und umstürzlerische Absichten verfolgt. Im Übrigen ein Begriff, der in der Zeit zwischen 1990 und 1992 den „Wilden Osten“ betitelte.

Damit ist auch der Inhalt des Krimis erklärt: Drei Morde – kurz nach der Wende verübt, als viele auf eine bessere Welt hofften – gehen auf politische Machenschaften zurück. Dem Autor ist es gelungen, diese Zeit humorvoll und äußerst interessant zu beleuchten. Da werden nicht nur Politiker belauscht, sondern dürfen auch Häuser sprechen. Wir lernen alte Seilschaften ebenso kennen, wie westdeutsche Beamte, die alles auf „Vordermann“ bringen sollten.

In meinen Augen liegt die Stärke dieses Buches vor allem in den lebensnahen Beschreibungen der damaligen Zeit. Sie verdeutlichen, wie sich die Stadt in den letzten zwanzig Jahren herausgeputzt hat. Über viele Seiten empfand ich den Krimi vor allem als Transportmittel der damaligen Gefühle. Doch zum Schluss wurde er noch einmal richtig spannend! Gefallen haben mir auch die kurzen Einleitungen zu jedem Kapitel, die zwar darauf hinweisen, was den Leser erwartet, aber nichts Konkretes verraten.

Mir ist dieses Buch eindeutig fünf von fünf möglichen Sternen wert! Hat es mich doch neugierig auf die anderen Krimis dieses Autors gemacht.

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