Ich fange mal bei den 'Fehlern' an:
Weswegen für die zweite Etappe von Freiburg nach Friedrichshafen ausgerechnet die B31 durchs Höllental gewählt wurde, erschliesst sich mir nicht so ganz. OK, die Strecke ist landschaftlich sehr schön, bietet auch einige schluchtartige Passagen mit tollen Kurven und Kehren. Aber die B31 ist eine Hauptverkehrsader, teilweise wechselseitig dreispurig ausgebaut. Von Lastwagen, Sattelschleppern dicht an dicht befahren.
Sehr viel schöner, eben weil keine Hauptverkehrsader, ist die Fahrt von Freiburg nach Staufen (ein sehr schönes, altes Städtchen) durchs Münstertal über den Stohren, Todtnau, Feldberg, die B500 am Schluchsee entlang, in Schluchsee auf die L156 nach Lenzkirch, dort auf die B315 Richtung Bonndorf und auf der B314 weiter nach Singen. Auf der Strecke folgt eine geschmeidig zu fahrende Kurve und gar manche Kehre der nächsten...
Meist ohne viel Schwerlastverkehr.
Danach von Radolfzell auf der L220 über den Bodanrück an der Mainau vorbei nach Konstanz-Staad, mit der Fähre nach Meersburg und von dort nach Friedrichshafen.
Von der Distanz her weiter und zeitlich länger als die Höllentalstrecke. Aber um einiges schöner und auch landschaftlich abwechslungsreicher.
Für die eine oder andere Etappe gibt es für Kurvenfans ebenfalls schönere Verbindungen. Die mit einer guten Strassenkarte (Tipp: die Karten vom österreichischen Verlag freytag & berndt sind der Hammer, idealerweise im Massstab 1: 150.000 oder nach kleiner) lassen sich diese Kunstwerke des Strassenbaus gut finden. Ein Stichwort: der Namlos-Pass in der Gegend zwischen Bad Hindelang und Ehrwald ist den Umweg wert... Für Kurvenfans auf jeden Fall.
Apropos 'Karte': die doppelseitige Übersichtskarte mit der eingezeichneten im Buch beschriebenen Strecke zu Beginn des Buches nach dem Intro-Text verdient ihren Namen vollauf. Zu mehr als zu einer reinen Übersicht ist sie nicht zu gebrauchen. So klein gedruckt, dass die meisten Ortsnamen nicht einmal mit Lesebrille und Lupe zu entziffern sind. Auch die beiliegende Faltkarte hilft da nicht viel weiter. Also diese Karte vergessen, Navi ausschalten, die passende Karte von freytag & berndt auseinander falten und sich auf die kleinen Nebenstrecken freuen.
Das war es aber mit den Punkten der Negativ-Kritik. Denn ansonsten ist das Buch ein Genuss. Nicht ein gar so grosser wie der, diese Fahrten mit einem dazu passenden Auto zu geniessen. Aber ein Genusss.
Im Vergleich zu manch anderen Büchern der 'curves'-Reihe sind alle Farbfotos scharf, schön, menschenleer, ausser im Anhang keine Porsche zu sehen. Teilweise beeindruckende Luftaufnahmen, in denen die Streckenführung zu sehen ist. Hie und da mal eine Aufnahme einer alten Innenstadt, einer Kirche, eines lohnenswerten Museums. Für jede Etappe dann doch ein etwas besser brauchbarer Ausschnitt aus einer Strassenkarte, ein Höhenprofil. Einige Empfehlungen für Hotels und Restaurants sind zu finden.
Kurzum: wer sich nicht sklavisch an die angeratenen Strecken hält, sondern bereit ist, die eine oder andere Alternative selbst zusammenzustellen, wer gerne traumhafte Landschaften geniesst, wer Zeit hat und dennoch Kurven zu geniessen weiss, der liegt mit CURVES richtig.