Cover des Buches Frauen und Bücher (ISBN: 9783421045614)
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Rezension zu Frauen und Bücher von Stefan Bollmann

Stefan Bollmann / Frauen und Bücher

von Nasuada vor 10 Jahren

Rezension

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Nasuadavor 10 Jahren
In seinem Buch "Frauen und Bücher" widmet sich Stefan Bollmann dem weiblichen Lesen in allen seinen Facetten. In 4 Teilen unternehmen wir mit dem studierten Germanistin eine Reise vom 17. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Dabei ist der Autor immer um einen verständlichen, gut lesbaren, ja teilweise auch sehr unterhaltenden Schreibstil bemüht und lockert die leicht trockene Sachbuchatmosphäre mit interessanten Anekdoten und spannenden Fakten gekonnt auf.

So erfährt der Leser zum Beispiel, welche großen Emotionen der "Werther" in seiner Zeit ausgelöst hat, wie Mary Shelley in einer verregneten Seelandschaft ihren "Frankenstein" erdachte und wie James Joyce eigentlich den Druck von "Ulysses" realisierte. Aber auch der Bogen in die Gegenwart mit Phänomenen wie Fanfiction und - daraus hervorgehend - "Shades of Grey" sollen nicht fehlen. So dürfte für jeden Leser ein interessantes Kapitel dabei sein.

Eines ist klar: Stefan Bollmann gelingt es, dass man sich während des Lesens im Kopf eine Liste der Werke erstellt, die man schon lange einmal lesen wollte, es aber nie getan hat. Der Autor stößt einen quasi mit der Nase auf Klassiker wie "Madame Bovary" oder "Stolz und Vorurteil", macht aber genauso Lust auf Klopstocks "Messias" und Polidoris "Der Vampyr". Interessant sind vor allem die Entstehungsgeschichten hinter den Werk und die Rezeption der Leserschaft in der jeweiligen Zeit.

Der beste Teil des Buches ist in meinen Augen jedoch derjenige, in dem die Geschichte von Verlegerinnen wie Virginia Woolf und Sylvia Beach erzählt wird. Welche Mühe müssen sie damals gehabt haben mit einer riesigen Druckerpresse im heimischen Wohnzimmer oder einem kleinen Buchladen, der es sich zur Aufgabe gemacht hatte, "Ulysses" zu drucken - ein Werk, das zur damaligen Zeit wegen seiner Direktheit und Anstößigkeit verpöhnt war. Diese Frauen sind für mich die wahren Heldinnen des Buches.

Vor allem im letzten Drittel verliert sich Stefan Bollmann zunehmend im Thema Sex. Grundsätzlich ist daran ja nichts auszusetzen, aber der immer wieder hergestellte Bezug zwischen dem Akt des Lesens und dem Akt an sich, nutzt sich doch im Laufe der Seiten etwas ab. Hier hätte der Autor lieber noch mehr über Literatur und den Literaturbetrieb berichtet, anstatt das weibliche Lesen derart mit dem Thema Sex zu verbinden. Natürlich referiert er hier nur, das ist klar - dennoch hätte es in meinen Augen noch viele andere Aspekte gegeben, die sinnvoller hättet beleuchtet werden können.

Insgesamt aber eine amüsante Lektüre und sich ein gutes Weihnachtsgeschenk für lesefreudige Ehefrauen. ;)
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