Cover des Buches Post für Mrs. Bromley (ISBN: 9783442714001)
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Rezension zu Post für Mrs. Bromley von Stefan Brijs

Lesenswert, aber keine leichte Kost

von jaylinn vor 8 Jahren

Rezension

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jaylinnvor 8 Jahren

Diese Rezension erscheint auch auf meinem Blog www.zeilenliebe.wordpress.com.

Allgemeines:

Stefan Brijs ist ein in den Niederlanden überaus anerkannter Autor. Mit diesem Buch erzählt er die Geschichte eines jungen Mannes, der im Krieg versucht, menschlich zu bleiben und zu handeln.

Das Buch ist bereits 2014 bei btb auf Deutsch erschienen, liegt nun als Taschenbuchausgabe vor und umfasst 557 Seiten.

Inhalt:

August 1914. In London melden sich Tausende junger Männer, um gegen die Deutschen zu kämpfen. Martin Bromley, Feuer und Flamme für den Krieg, versucht seinen Milchbruder John Patterson zu überreden, sich mit ihm zu melden, aber der will seinen Traum von einem Literaturstudium nicht aufgeben. John bleibt in einer Stadt zurück, in der der Druck auf die jungen Männer, die sich dem Krieg verweigern, immer größer wird. Als er von Martins Tod erfährt und schließlich selbst in Frankreich kämpft, tut er alles, um Mrs. Bromley den Tod ihres leiblichen Sohns zu verheimlichen. Auch um den Preis, dass mit ihm die Wahrheit sterben könnte. (Quelle: Verlagsgruppe Random House)

Meine Meinung:

Es gibt sie noch, die schön geschriebenen Romane! Mit Post für Mrs. Bromley ist Stefan Brijs eine feinfühlig erzählte Geschichte gelungen.

Die Milchbrüder Martin (kriegsverrückt) und John (literaturbesessen) könnten nicht unterschiedlicher auf den Ausbruch des Ersten Weltkriegs reagieren, dennoch bleiben beide miteinander auf ewig verbunden, so wie es sich für echte Milchbrüder gehört. Beide machen ihre Erfahrungen mit dem, was Kriege nicht nur durch Kämpfe und Töten, sondern auch durch Worte und Haltungen anrichten können. Freundschaften und Familien zerbrechen, Kriegstreiber bringen die Menschen dazu, jeden Pazifisten zu hassen.

Der Roman wird ausschließlich aus der Perspektive der männlichen Protagonisten erzählt. Genau das macht ihn so authentisch. Junge Männer, die hin- und hergerissen sind zwischen Stolz auf ihr Land, Ablehnung jeglicher Gewalt, bis hin zu extremstem Patriotismus. Familienväter, die krank sind vor Sorge um ihre Söhne und die Meldungen über die vielen Kriegstoten kaum ertragen. Das Besondere an diesem Roman ist, dass er die Schrecken des Krieges eindrücklich spüren lässt, ohne dass allzu grausame Schilderungen von der Front erfolgen. Im Fokus steht zum einen das tägliche Leben der Zurückgebliebenen, wie es sich verändert und die Kriegsereignisse die Gesellschaft beeinflussen und spalten. Zum anderen werden die inneren Kämpfe der jungen Männer an der Front geschildert: Sie wollen Helden sein und merken, dass das Leben anderes für sie bereithält.

John wird am Ende zum tragischen Helden, soviel kann man verraten.

Mein Fazit:

Brijs‘ Roman ist voll von Zitaten aus der Literatur und zeigt dadurch den Weitblick so manch großen Autors in Bezug auf aufkommende Kriege und Gewaltverherrlichung. Man kann das Buch aber auch gut lesen, wenn man sich nicht für Literatur interessiert. Ich mag den unaufgeregten Erzählstil und habe das Buch wirklich sehr gerne, wenn auch mit großer innerer Betroffenheit, gelesen. Durch die aktuelle politische Weltlage erhält die Handlung eine besondere Bedeutung.

Leichte Kost ist es also nicht!

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