Cover des Buches Der goldene Pelikan (ISBN: 9783423136327)
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Rezension zu Der goldene Pelikan von Stefan Chwin

Rezension zu "Der goldene Pelikan" von Stefan Chwin

von Beagle vor 13 Jahren

Rezension

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Beaglevor 13 Jahren
Jakub hat ein angenehmes Leben – er ist Professor an der Danziger Universität für Jura, hat eine Wohnung und eine kluge und hübsche Frau. Und er ist glücklich mit dem, was er hat. Tagtäglich fährt er mit der Straßenbahn zur Universität und spricht mit lauter Stimme zu seinen Studenten. Außerdem sitzt er im Prüfungsausschuss. Aber genau dies wird ihm eines Tages zum Verhängnis. Gestresst von den Prüfungen des vergangenen Tages, bei brütender Hitze, meinte Jakub, seine Notizen zuhause vergessen zu haben. Als er hektisch danach in seiner Aktentasche kramt, tritt eine Studentin zu ihm und eröffnet, dass er ihr eine falsche Note eingetragen habe, in der gestrigen Prüfung war es noch eine Zwei. Doch er lässt sich nicht darauf ein, in der Eile lässt er ein paar Dinge fallen, sie hilft ihm beim Aufheben und redet weiterhin beschwörend auf ihn ein. Dabei fallen ihm nur ihre Füße in den hochhakigen Sandalen auf. An mehr, wird er sich später nicht erinnern können. Nach dem zweiten Prüfungstag beschließt Jakub, die Sache, von der er dachte, er würde sie nochmals kontrollieren, zu vergessen. Ein paar Tage später kommt ihm allerdings zu Ohren, dass eine Studentin, die durch die Prüfung gefallen war, Selbstmord verübt habe. Von da an geht es mit dem Professor bergab. Verzweifelt versucht er, ihren Namen herauszufinden. Als er dies nicht schafft, begibt er sich zu einem befreundeten Polizisten, um sich die Fotos der vergangenen Selbstmorde durchzusehen, vielleicht würde er sich so an sie erinnern. Doch auch so findet er sie nicht. Immer weiter wird er von den Schuldgefühlen geplagt. Er konsultiert einen Psychologen und redet – als religiöser Mensch – mit mehreren Priestern. Aber seine Schuld will nicht vergehen. Irgendwann trennt er sich von seiner Frau und beschließt, einfach nicht mehr aus dem Bett aufzustehen, nicht mehr zur Universität zu gehen, nichts mehr zu tun. Stefan Chwin beschreibt hervorragend den moralischen Abstieg eines Menschen, der meint, am Tod einer jungen Frau Schuld zu tragen. Die Szenen sind gut geschildert, es ist nachvollziehbar, wie Jakub immer weiter in den Sog hineingezogen wird. Einzig und allein die vielen Markennennunen stören beim Lesen, es kommt einem so vor, als wolle der Autor sich über Schleichwerbung finanzieren.
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