Cover des Buches Hoffnung, vergangen. Aber. (ISBN: 9783940086488)
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Rezension zu Hoffnung, vergangen. Aber. von Stefan Daniel

Rezension zu "Hoffnung, vergangen. Aber." von Stefan Daniel

von Margrit Schriber vor 14 Jahren

Rezension

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Margrit Schribervor 14 Jahren
EIN PLÄDOYER FÜR DEN FREITOD ALS LEIDENSCHAFTLICHES PLÄDOYER FÜR DAS LEBEN. Dieses Buch hat mich gefesselt, ich konnte es kaum aus der Hand legen. Es zeigt den Weg eines an MS erkrankten auf vom ersten Augenblick des unglaublichen Bescheids bis zum allerletzten Befund: auskuriert. Der Kampf ums Leben ist verloren. Unwiderruflich. Doch der Autor ist ein Kämpfer. Er war ein Hochleistungssportler. Und als zäher und erfolgsgewohnter Läufer gibt er nicht einfach auf. Er schreibt. Er holt die Momente der Freude, der Hoffnungen und Abstürze heran, wie in Zeitlupe. Das Glück, über einen Sandstreifen am Meer zu laufen. Die Freude an der Bewegung. Das gute Gefühl, einen Tennisball zurück zu schlagen oder mit Freunden sich im Kaffeehaus zu treffen und mühelos zu plaudern, eine Tasse in der Hand zum Mund zu führen, Entschlüsse zu verwirklichen, sich durch den Tag zu bewegen oder gar sich zu verlieben und in das Erlebnis des Liebesakts zu versinken. Dieses Buch lehrt uns das Staunen über das Wunder des Lebens. Es zeigt uns aber auch seine Fragilität. Hoffnungen werden zerschmettert von Befunden, Aengste weichen oft auch dem kleinen Glück und Selbsttäuschung mündet in Zweifel. Der Körper reagiert nicht mehr nach dem Willen. Zunehmend wird klar, dass der Körper der Krankheit ausgeliefert ist. Diese Klarheit gewinnt zunehmend an Wichtigkeit. Stefan Daniel stellt die Selbstverständlichkeit unserer Bewegung auf ein Podest. Er zeigt uns unsere guten und schlechten Augenblicke. Ohne zu jammern und ohne in Gefühlen zu schwelgen. Doch er klagt die Gedankenlosigkeit und Rücksichtslosigkeit an. Da nimmt er kein Blatt vor den Mund. Behörden, Architekten, Aerzte, Pflegepersonal, Sterbehilfsorganisationen, Freunde und Unbekannte: Er benennt die Ungeheuerlichkeiten und zeigt die Stolpersteine, die Gesunde nie wahrnehmen oder beschönigen. Der Leser setzt sich mit Fragen auseinander, die er sich vielleicht noch nie gestellt hat. Vor allem öffnet der Autor seinen Lesern die Augen fürs Leben. Und dies ist das Grossartigste am Buch: Es rüttelt unsere wunderbarsten wie auch unsere schlimmsten Augenblicke wach, doch auf eine Weise, dass wir die Alltäglichkeit als ein Wunder erkennen. Dass wir begreifen, was es bedeutet: zu leben. Warum einer wie Stefan Daniel niemals kampflos aufgibt. Warum einer der das Leben so leidenschaftlich liebt, nun auch für einen würdigen Tod kämpft. Dieses Buch ist sein Sieg, ich wünsche ihm viele Leser.
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