Rezension zu "101 Dinge, die ein Straßenbahn-Liebhaber wissen muss" von Stefan Friesenegger
Ob für den Einstieg ins Thema oder als Zusammenfassung wichtiger Fakten - das Buch macht vieles besser als vergleichbare Bände über die "große" Eisenbahn. Das liegt vermutlich daran, dass das Thema ohnehin speziell ist, außerdem gibt es noch nicht viele Straßenbahnbücher für Einsteiger. Neben wichtigem Grundwissen (Spurweiten, Fahrschule, Strecknetze, die Tram im Stadtbild) finden sich interessante Kuriositäten und seltene Kapitel über den weltweiten Straßenbahnverkehr.
Die Verdrängung durch Busse ist ebenso Thema wie gelungene Kombinationen aus Stadt- und S-Bahn (Modell Karlsruhe) sowie die erfreuliche Tatsache, dass Straßenbahnen wieder im Kommen sind. In Ländern wie Griechenland oder Frankreich wird wieder massiv in neue Strecken investiert und auch manche mitteleuropäische Stadt lässt sich nicht lumpen. Denn während DB und Co. zwischen Klimaschutz-Anspruch und Realpolitik auf der Schiene noch in den Seilen hängen, setzen Straßenbahnbetriebe im täglichen Berufsverkehr unter harten Alltagsbedingungen eine umweltfreundliche Alternative zum Auto um. Schön, dass dieses Buch unaufdringlich daran erinnert und dazu noch so viel ansprechend aufbereitetes Detailwissen beisteuert.
Neben schon lange aktiven Netzen sind auch klassische und "wiederauferstandene" Museumsstraßenbahnen wie in Naumburg oder Döbeln Thema. Wer außerdem schon immer mal wissen wollte, wieviel Gummi in Straßenbahnrädern steckt, wie Fahrzeuge die Verwerfungshügel von Nowosibirsk überleben und warum im englischen Blackpool manche Trams wie beleuchtete Schiffe aussehen, der ist hier genau richtig. Selbst die Broschurklappen sind, statt mit Werbung, größtenteils mit interessantem Zusatzmaterial wie Anekdoten aus der Geschichte der Straßenbahn oder einer alten Infotafel mit Wiener Straßenbahnsignalen gefüllt.