Stefan Gärtner

 4,2 Sterne bei 13 Bewertungen
Autor von Guido außer Rand und Band!, Putins Weiber und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Stefan Gärtner, geboren 1973, war von 2000 bis 2009 Redakteur beim "endgültigen Satiremagazin" TITANIC. Er lebt als freier Humorist und Autor in Frankfurt.

Alle Bücher von Stefan Gärtner

Cover des Buches Benehmt euch! (ISBN: 9783832197261)

Benehmt euch!

 (3)
Erschienen am 03.01.2014
Cover des Buches Man schreibt deutsh (ISBN: 9783499621550)

Man schreibt deutsh

 (2)
Erschienen am 01.07.2006
Cover des Buches Putins Weiber (ISBN: 9783871347832)

Putins Weiber

 (2)
Erschienen am 24.04.2015
Cover des Buches Deutschlandmeise (ISBN: 9783855351992)

Deutschlandmeise

 (2)
Erschienen am 27.02.2012
Cover des Buches Terrorsprache (ISBN: 9783893202713)

Terrorsprache

 (0)
Erschienen am 24.02.2021
Cover des Buches Guido außer Rand und Band! (ISBN: 9783871346927)

Guido außer Rand und Band!

 (4)
Erschienen am 04.05.2010

Neue Rezensionen zu Stefan Gärtner

Cover des Buches Putins Weiber (ISBN: 9783871347832)
Gwhynwhyfars avatar

Rezension zu "Putins Weiber" von Stefan Gärtner

Schwarzer Humor
Gwhynwhyfarvor 8 Jahren

«Das ist doch gar nicht falsch. Natürlich kann man erst kein Glück und dann Pech haben. Das Gegenteil von Glück ist ja nicht unbedingt Pech, sondern Nicht-Glück.«

Putin nennen ihn seine Freunde, er ist auf den Namen Waldemar getauft, Waldemar Winkelhoch. In einer Zeitung war damals fälschlich vom russischen Ministerpräsidenten Waldimir Putin die Rede. Und schon ulkten die Freunde, nannten Waldemar Putin. Einmal Spitzname, immer Spitzname. Er ist ein Publizist in den Dreißigern, schreibt die Kolumne für eine TV-Zeitschrift und arbeitet seit ewigen Zeiten an einem Roman. Er hat sich gut im Leben eingerichtet, ein Zauderer, der nichts Neues wagt. Zumindest bis zu dem Tag, an dem sich Vera von ihm vorerst trennt, zugibt ihn betrogen zu haben und vorgibt, vielleicht zurückzukehren, aber erst dann, wenn auch Putin einen Seitensprung gewagt hat. Der Zustand des Alleinseins steht Putin nicht gut. Seinem besten Freund Georg gefällt die Idee von Vera, er erinnert sich an alte Studentenzeiten. Putin war beliebt bei den Frauen. Und da gab es diese und jene, die Putin umschwärmten. Warum hast du damals nicht ..., fragt Georg.

Daraus folgt die Logik Georgs, was einmal war, ist immer noch ... So begibt sich Putin auf die Suche nach den Damen. Maraike, die nun als Psychotherapeutin eine Praxis betreibt, Mimi, die in Finnland wohnen soll, Marie eine Lehrerin. Putin sagt über sich selbst, er schlafe zu viel, trinke zu viel und hadere zu viel.

«,Sie wollte‘, fängt er an und sieht sehr passend in den Rückspiegel, ,mehr von mir als ich von ihr. Ich wollte … Ich wußte nicht, was ich wollte. Sie wußte es.‘ ,Sie wußte, was du wolltest?‘»

Haben diese Frauen 15 Jahre auf Putin gewartet?

«,Gut siehst du aus.‘ ‚Danke‘, sagt Marie, ,das höre ich öfter, wenn auch nicht aus so berufenem Munde‘ Putin macht ein Froschgesicht. ,einmal Experte, immer Experte. Ist wie Fahrradfahren, verlernt sich nicht.‘»

Putin auf der Suche nach den Frauen, auf der Suche nach sich selbst, kramend in der Erinnerung, diskutierend im Jetzt. Er hadert, macht sich Gedanken, kreist von hier nach da, verliert sich in sich selbst. Kneipengespräche, Reminiszenzen bei einer Bratwurst am See zwischen alten Freunden. Gespräche mit der jugendlichen Anhalterin, die ihn als harmlos und vertrauenswürdig einstuft. Schwarzer Humor durchzieht das Buch, hin und wieder gibt es einen Brüller. Wie ergeht es Putin mit den Frauen? Manch eine erkennt ihn nicht gleich, eine andere sofort.

«,Wie die Zeit vergeht‘, sagt sie schließlich. ,Eben saß ich noch mit meinem kleinen Studentinnenherzen in meinem kleinen Studentinnenzimmer vor einem Telefon, das nicht klingelt, und fünfzehn Jahre später steht aus heiterem Himmel der Arsch vor mir, der nicht angerufen hat. Aber immerhin, er steht vor mir.‘»

Vera sitzt derweil in Berlin. Auch sie hadert, weiss nicht was sie will.

»Ich bekomme Zustände, dachte Vera. Man will ein Leben und was man bekommt, sind Zustände.«

Vera ist im Rückblick nicht Putins große Liebe, sie war halt da und man richtete sich ein. Putin ist trotz aller Intellektualität ein Trottel. Oder vielleicht deswegen. Weibliche Leser werden ihn nicht lieb gewinnen, die Weichherzigen könnten ihn bemitleiden. Georg ist keinesfalls der Sympathieträger.

In Ermangelung von Kommunikation freundet Putin sich plötzlich mit den Nachbarn an. Im Haus gibt es eine Wohngemeinschaft und im Haus lebt Evelyn. Bei der könnte man es auch probieren. Für einen modernen Bukowski ist Putin zu ordentlich und zu gepflegt, zu harmlos, denn das ist er allemal. Aber die Richtung stimmt tendenziell.

An vielen Stellen philosophisch oder poetisch, an der anderen Seite ein Kracher oder leise, mit tiefgründigem Humor, ein Buch, das Spaß macht. Gärtner erzählt einmal als auktorialer Erzähler und wechselt zwischendurch in die Ich-Perspektive. Amüsante Männergespräche: Der eine berichtet, er sei aus Umweltschutzgründen hinausgeworfen worden. Er war zu akkurat als Umweltschützer. Man wirft nicht einfach etwas in die Landschaft. Es ist aber ziemlich dämlich, sagt ein anderer, es in der Hosentasche zu lassen. Der Leser, dem Literatur ein Vergnügen ist, sollte sich diesen Roman zulegen, ein Genuss, trotz Schachtelsätze. Vielleicht in diesem Fall deswegen.

»Er schaut mit Dackelblick und arretierten Gesichtszügen, weil er sich nicht vorstellen kann, dass sie das Prickeln seiner Kopfhaut nicht hört, und die Scham über die Lüge mischt sich mit der Furcht vor der nächsten, denn Marie wird fragen, wo er die Nacht verbringt, und die Wahrheit wird er unbedingt für sich behalten. Und gegen den aus naher Nachbarschaft heranbrandenden Zweifel, wie wünschenswert es eigentlich sei, einen aufregenden Abend mit der garantiert unverheirateten Mona gegen einen analytisch aufgeladenen mit der garantiert verheirateten Marie einzutauschen, ergänzt er, als Mann der forschen Tat und weil er nun einmal hier ist: ,wo ich nun einmal hier bin.‘» 

Cover des Buches Putins Weiber (ISBN: 9783871347832)
S

Rezension zu "Putins Weiber" von Stefan Gärtner

Die Last des Nichtstuns
shitesitevor 9 Jahren

Ist Putins Weiber ein guter Roman? Die Frage ist schnell beantwortet: ja, eindeutig. Sicher will der geneigte Leser aber auch noch wissen, woran das liegt. Und das ist schon weitaus schwieriger auf den Punkt zu bringen. Man könnte schreiben: Dieser Roman lebt von einem sehr hintersinnigen Humor. Man könnte die Schreibe des Ex-Titanic-Redakteurs „frech und aggressiv“ finden, wie die FAZ das getan hat. All das trifft zu. Aber auf der Ebene darunter wird es schwierig, dieses Buch zu fassen zu kriegen.

Das liegt vor allem an einer Hauptfigur, die so etwas wie die personifizierte Unentschlossenheit ist. Waldemar Winkelhock, genannt Putin, ist Mitte 30 und lebt von einer Tätigkeit als Autor, deren einziger wirklicher Output eine bitterböse Kolumne in einer Fernsehzeitschrift ist. „Er schläft zu viel, trinkt zu viel, zögert zuviel, hadert zuviel; er ist nicht dicht und hat alles Recht, auch ohne Voranmeldung um Hilfe nachzusuchen. Er ist ein Notfall“, heißt es.

Spekulieren über Schicksal und Mutlosigkeit, Entscheidungen und deren Umgehung, prägt die Atmosphäre von Putins Weiber. Gärtner trägt mit einigen Kniffen dazu bei, dass diese Verwirrung nicht nur seinen Titelhelden heimsucht, sondern auch den Leser - immer mit dem Ziel der permanenten Verunsicherung. http://www.shitesite.de/2015/04/27/durchgelesen-stefan-gaertner-putins-weiber/

Cover des Buches Benehmt euch! (ISBN: 9783832197261)
Iudass avatar

Rezension zu "Benehmt euch!" von Jürgen Roth

Ein Pamphlet für gutes Benehmen.
Iudasvor 10 Jahren

Auf dieses Buch habe ich ganz ehrlich gewartet und ich war sofort begeistert, als ich es auf meinen Streifzügen durch die Hallen der Buchmesse bei DuMont entdeckte. Mit seinem schwarzen Cover, auf dem in neongrünen Großbuchstaben der prägnante, ansprechende Titel prangt, hatte es sofort meine Aufmerksamkeit.

»Benehmt euch!«, das ist die Aufforderung, die das kürzlich erschienene Werk der beiden Autoren Stefan Gärtner und Jürgen Roth im Titel trägt und dem Leser zuruft. Ganz offensiv verkaufen die beiden ihr Buch als Pamphlet und geben damit schon eine erste Richtung vor. Und beschönigend oder flauschig-gemütlich ist an diesem etwas über 100 Seiten dünnen Büchlein nichts – da steckt mehr Pfeffer drin als in so manchem dicken Wälzer.

Stefan Gärtner (Jahrgang 1973) war von 1999 bis 2009 Redakteur im bekannten Politsatiremagazin Titanic, ab 2010 bis Anfang 2013 schrieb er zusammen mit Oliver Nagel für das Onlinemagazin The European. Neben seiner Aktivität als Kolumnist, trat er auch als Biograph und Sprachpfleger in Erscheinung.

Sein Autorenkollege Jürgen Roth (Jahrgang 1968) lebt und arbeitet als freier Schriftsteller in Frankfurt a. M. mit Schwerpunkt auf Satire, Sprachenpflege und Fußball, publiziert bei diversen Zeitungen wie Titanic, taz und konkret. Weiterhin ist er Lehrbeauftragter der Sprachwissenschaft.

Und diese beiden Journalisten haben ein Anliegen. Mit offenen Augen gehen sie durch Deutschland und legen ihre Finger genau auf die wunden und schon offen eiternden Stellen der Gesellschaft. Ihre Aufforderung »Benehmt euch!« geht an all die Rüpel und rücksichtslosen Menschen, an die Lärmschleuderer, Sittenverwahrloser, Egozentriker und Ellenbogenmenschen.

In vier Kapiteln nehmen sie unterschiedliche Aspekte sittlicher, sprachlicher und gesellschaftlicher Verwahrlosung unter die Lupe und betreiben neben der Betrachtung diverser Fälle – meist gegriffen aus dem Umfeld der Autoren oder Berichten diverser Zeitschriften und Blogs – auch Ursachenforschung für das seit etwa der Mitte der 90er Jahre zu beobachtende zunehmend schlechter werdende Benehmen der Menschen untereinander.

Begonnen wird mit einer Analyse der »Verrohung« – Menschen, die sich lieber gegenseitig die Türen feste ins Gesicht schlagen, statt dem anderen freimütig offenzuhalten, lautstarke Gespräche über das Intimste und Persönlichste eines Menschen und Respektlosigkeit seinen Mitmenschen gegenüber, die sich in allen Lebensbereichen äußert und zu fast schon militanten Blüten führt. Da wird der rücksichtnehmende Autofahrer, der gerade noch so einen Unfall mit einem verantwortungslos auf rutschigem Eis vor ihm herschlingernden Fahrradfahrer verhindern konnte, von diesem doch prompt mit dem zu des Deutschen Lieblingsbeleidigung avancierten »Arschloch« betitelt. Oder man wird mit Nachbarn konfrontiert, die sich an keine Ruhezeiten gebunden zu fühlen scheinen und Lärm und Krach machen, wann es ihnen in den Kragen passt. Da möchte man doch manchmal am liebsten einen dicken Knigge hinüberwerfen.

Weiter geht es mit der »Verblödung« der Menschen. Gärtner und Roth werfen einen kritischen Blick auf unsere Bildungseinrichtungen, die mehr und mehr zu ökonomischen Fabriken verkommen, die einfach nur noch dafür da sind, den Menschen, der durch ihre Tore geht, zu funktionierenden Arbeitern, nicht mehr mündigen und wissbegierigen Menschen zu erziehen. Alles Streben läuft nur noch auf Wirtschaftlichkeit und sogenannte »Turbobildung« hinaus. Eigenes, selbstständiges Denken – das war einmal. Ein Blick ins stupide, täglich auf das Millionenpublikum herabrieselnde TV-Programm beweist das.

Was dann folgt, nennen die beiden Autoren treffend »Verkindung« – wenn sich gereifte Menschen zu großen Kinder zurückbilden, die sich ihren erwachsenen Pflichten nicht mehr bewusst zu sein scheinen und Verantwortung rigoros ablehnen. Dieses Phänomen der Infantilisierung greift zunehmend um sich und lässt Menschen jeglicher Couleur glauben, das Leben sei ein Ponyhof mit angeschlossener Schokoladenfabrik, in der man alles jederzeit und überall haben, tun und lassen kann. Da fragt man sich, wie, mit Blick auf all die sich in Selbstverwirklichungstiraden ergehenden ewigpubertären Erwachsenen, Jugendliche noch zu ordentlichen sittsamen Menschen heranwachsen sollen.

»Verderben« ist das vierte und letzte Kapitel des Pamphlets und hier werden sämtliche Argumente noch einmal zusammengefasst und die Ursache für die Zerstörung sittlicher Werte und guten Benehmens benannt. Aber dabei möchten es beide Autoren nicht belassen, denn sie wollen nicht nur fordern, sondern auch eine Lösung für das Dilemma anbieten.

»Benehmt euch!« hat mir von der ersten bis zur letzten Seite so gut gefallen, wie in letzter Zeit selten ein Buch – und erst recht der vielen Sachbücher, die auf dem Buchmarkt umhertoben und das Prädikat »Sachbuch« nur deshalb bekommen, weil sie eben nicht anderweitig zuordenbar sind. Es ist keine leichte Kost, denn Gärtner und Roth sind Sprachakrobaten, die gern kreative Wortneuschöpfungen einfließen lassen und dem hypotaktischen Satzbau sehr zugeneigt scheinen. Sätze, die eine halbe Seite in Beschlag nehmen und mehr Satzzeichen enthalten als so mancher Schüleraufsatz eines Neuntklässlers, sind keine Seltenheit. Wissenschaftliche, gehobene und vor allem ausgefeilte Sprache auch nicht. Um dem Gedankengang und den Ausführungen, die sehr gut aufeinander aufbauen, auch folgen zu können, ist Konzentration unabdingbar, doch die sollte man jedem guten Buch zuteil werden lassen. Wenn man einmal in den Stil gefunden hat und sich auch von manchen sprachlich hochgestochenen Argumentationen eines Adorno oder Nietzsche nicht abbringen lässt, lässt sich das Buch in einem geradezu rasanten Tempo verschlingen und zieht einem in seinen Bann. Es rüttelt auf und öffnet dem Leser, dessen Augen vor der Realität noch nicht gänzlich durch Daily-Soaps eingeseift und verklebt sind, diese wieder. Bei vielen Exempeln wird man ausrufen: »Ja, genauso etwas habe ich auch schon festgestellt!«, herzhaft lachen oder einfach erschüttert dasitzen, weil einem klar wird, dass man auch schon in diesem Schema ist.

Gärtner und Roth schießen scharf und nehmen auch kein Blatt vorm Mund, bleiben aber trotzdem immer sprachlich korrekt. Gerade das zeichnet dieses Buch auch aus.

Einzig bei der Problemverortung bleiben beide Autoren meines Erachtens nach zu einseitig und sehen den Kasus Knacksus nur im Kapitalismus, dessen Auswirkungen mit seiner Konsum(enten)gesellschaft erst eine derartige Verrohung hervorrief. In einer Gesellschaft, in der jeder alles zu jeder Zeit haben kann, Werte nichts mehr wert sind (sie sprechen von einem Wertevakuum) und sich jeder selbst der Nächste ist, können ein friedliches, harmonisches Miteinander und moralische Werte nicht mehr die tragende Rolle spielen. Aber was trägt dann noch die Gesellschaft? Und cui bono? Wer weiß, vielleicht werden Gärtner und Roth weiterhin ein kritisches Auge auf diese Probleme haben und bald wieder mit einer solchen Abhandlung in Erscheinung treten. Wünschenswert wäre es. Ob es das Problem einer immer egozentrischeren und rücksichtsloseren Gesellschaft lösen wird, ist fraglich. Dafür ist das Buch nicht für die breite Allgemeinheit gemacht und spricht nur einen kleinen Teil von Lesern an, die auch bereit sind, sich mit den Argumenten auseinanderzusetzen.

Ich danke dem DuMont für die Zusendung des Rezensionsexemplares.

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