Es ist ein Bildband der Superlative, nicht nur für Liebhaber der Berge und traumhafter Naturlandschaften! Opulent ausgestattet, groß und gewichtig im doppelten Sinn. Allein die „technischen“ Eckpunkte sind beeindruckend: Format 37 x 29,5 cm, Dicke 4 cm, Gewicht 4,2 kg (!). Größer und schwerer ist in meiner Hausbibliothek nur ein Grosser Atlas der Welt. Gewichtig im Doppelsinn, weil das Buch ein wirklich auch inhaltlich gewichtiges Werk geworden ist. Schöner kann man die Welt der Berge wohl kaum präsentieren, obgleich sich das fast zeitgleich bei National Geographic erschienene Buch „Wie Sie die Berge noch nie gesehen haben“ von Inhalt und Fotoqualität hinter diesem hier nicht verstecken muss.
In dem riesigen Format wirken natürlich die ohnehin durchweg hervorragenden Fotos noch besser. Überwiegend finden sich doppelseitig oder einseitig vollformatig gedruckte Bilder, seltener auch mit einem weißen Rand. Die Gestaltung ist dabei sehr abwechslungsreich. Zur Fotoqualität muss man nicht viel sagen. Es ist wirklich atemberaubend, welche wunderschönen Motive die renommierten Bildautoren Stefan Häfele und Daniel Kordan zusammengetragen haben. Das ist durchweg Fotokunst! Da wird mit Licht und Schatten, Wolken und unterschiedlichsten Perspektiven „gespielt“, zwischen den Jahreszeiten gewechselt und man sieht den Fotos an, dass sie keine „Knipser“bilder sind. Fotostandpunkte, Formate, Perspektiven, bei jedem Bild merkt man, dass da wohl alles bei „Zaubern“ des Fotos durchdacht und geplant wurde. Oder vielleicht war es manchmal doch Zufall, „zur richtigen Zeit am richtigen Ort“, wie man so schön sagt.
Die Bildunterschriften sind knapp und informativ, allerdings liegt dabei bei einigen Fotos auch der einzige Kritikpunkt am Buch: Man muss sicher nicht jeden Gipfel benennen, der in Fotos zu sehen ist. Aber wenn ein so wunderschöner Berg wie der Segla auf der norwegischen Insel Senja im Buch insgesamt dreimal in verschiedenen, atemberaubenden Ansichten gezeigt wird, fehlt schon etwas wichtige Information, wenn er nur bei einem Foto genannt wird. Ich habe selbst im letzten Jahr da oben gestanden und gestaunt und den Berg auch von anderen Positionen gesehen. Aber das kann sicher nicht jeder Betrachter dieses Bildbandes selbst erkennen. Zu einem Sterneabzug führt das bei mir nicht, dieses kleine „Mängelchen“ wird durch alles andere im Buch mehr als kompensiert. Die wohl überwiegend aus der Feder des „Kletterpapstes“ Eugen E. Hüßler stammenden Texte sind sehr informativ wie unterhaltsam geschrieben und machen das Buch zu mehr als nur einem Bildband über die Berge Europas.
Selbstverständlich kann man selbst bei dem recht beträchtlichen Seitenumfang des Buches nicht alle Berglandschaften Europas vorstellen und musste eine Auswahl treffen. Aus Mitteleuropa werden einige besonders schöne Regionen der Alpen vorgestellt, wobei den Dolomiten mit insgesamt 34 Seiten der größte Umfang „gegönnt“ wurde. Aber auch das Matterhorn und der Mt. Aiguille finden im Buch Platz. Auch Elbsandsteingebirge, Pfälzer Wald und Brocken werden in einigen wenigen, aber ebenso atemberaubenden Motiven gezeigt.
Nahezu 70 Seiten werden dem Norden Europas gewidmet. Einige der wohl schönsten Berge Norwegens werden gezeigt, neben dem bereits erwähnten Segla mit seiner überhängenden Felswand u.a. der Stetind - einer der „Matterhörner“ Norwegens – und der weltberühmte Klettergipfel des Trollryggen über dem Romsdal. Den „Nordinseln“ Norwegens – Lofoten, Vesteralen und Senja wird viel Raum im Buch gegeben. Dort finden sich aber auch in der Tat einige der schönsten Berglandschaften Europas, sind es doch jeweils kleine „Hochgebirge im Meer“. Die Färöer, Grönland und Island fehlen natürlich auch nicht, ebenso wie Irland, Schottland und die Hebriden.
Weiter geht der opulente Bilderstreifzug über das Massiv Central in Frankreich, die Pyrenäen, Mallorca bis hin zu den Azoren, die zwar zu Portugal gehören, aber geografisch nun wirklich nichts mit Europa zu tun haben, was ja allerdings auf Grönland auch nicht zutrifft. Natürlich fehlen auch Kreta, Sardinien und Sizilien im Buch nicht. Nach Osten hin geht es dann schließlich über Slowenien und Albanien mit einzelnen Fotos weiter nach Griechenland, wo die Sandsteinfelsen von Meteora und der Olymp Platz finden. An der Ostgrenze Europas schließt das Buch mit faszinierenden Bildern aus dem Kaukasus und dem Ural.
Fast 300 Seiten Fotogenuss aus den Bergen pur, so könnte man das Fazit zusammenfassen. Und wenngleich Bildbände nicht selten das Schicksal erleiden, nicht so oft wiederholt aus dem Bücherregal geholt zu werden, bin ich mir sicher, dass ich dieses Buch noch einige Male ansehen werde. Spätestens dann, wenn ich in hoffentlich noch ferner Zeit selbst nicht mehr in der Lage bin, die Berge selbst zu erklimmen oder in die Ferne zu reisen. Spätestens dann ist das Buch immer für schöne Erinnerungen gut und definitiv ein gutes Geschenk für Bergliebhaber.
Noch ein Wort zum Preis: Ja, das Buch ist seinen Preis wert, im Vergleich zu so manchem Fachbuch ja durchaus noch ein „Schnäppchen“. Aber möglicherweise würde das Buch noch etwas häufiger gekauft, wenn der Preis wenigstens knapp unter der „Schmerzgrenze“ zweistellig geblieben wäre!







