Rezension zu "Lichte Tage" von Sarah Winman
Das wunderschöne Van-Gogh-Sonnenblumen-Cover hat mich gleich angefixt. Der Klappentext, der eine quere Coming-of-Age Geschichte unter dem weiten, südfranzösischen Himmel versprach, hörte sich vielversprechend an. Und dann wurde das Buch ja auch sehr gehypt.
Aber ich bin mit dem Roman ehrlicherweise nicht richtig warm geworden. Viele wichtige Themen, wie Familie, Freundschaft, Liebe, Identität, Verlust und Trauer werden auf den knapp 240 Seiten nur angerissen und dadurch für mich zu oberflächlich abgehandelt. Der ruhige Ellis im düsteren, grauen Arbeiterviertel blieb blass und distanziert. Das größere Problem war aber für mich, und da hätte ich, trotz toller Performance von Stefan Kaminsky vielleicht besser zum Hardcover gegriffen, die nicht lineare Erzählweise. Es gab ständige Wechsel in den Zeiten, bei den Perspektiven, Gespräche, dann wieder Tagebucheinträge. Diese Erzählstruktur ist wahrscheinlich für meinen Arbeitsweg, denn da höre ich meistens meine Hörbücher, einfach nicht das Richtige und ich kam nicht mit.
Der Bezug zur Kunst ist nur rudimentär vorhanden und der Aufenthalt in Südfrankreich nimmt auch nur einen kleinen Raum ein. Dabei gibt es grade in diesem Teil der Geschichte überraschende, berührende, traurig-schöne Sequenzen voller Melancholie. Es gelingt der Autorin hier, die Szenen derart mit Poesie auszustatten, dass man regelrecht in den Text versinken möchte. Dieser Teil aus der Sicht von Michael ist auch intensiver als der erste Teil mit Ellis in Oxford.