Rezension zu "Homo ex machina" von Bernd Kleine-Gunk
Ein Blick in Gegenwart und Zukunft des Transhumanismus
„Die Anti-Aging Medizin startete vor 25 Jahren ebenfalls als eher belächelte Außenseiterdisziplin“.
Was sicher nicht am Thema der Fachrichtung selbst begründet liegt, sondern eher in den teils wenig solide wirkenden Thesen aus der Anfangszeit der Anti-Aging Versuche. Denn dass das Thema Lebensverlängerung ein existenziell spannendes für Wesen mit „Begrenzter Haltbarkeit“ ist, das ist seit Jahrhunderten natürlich bereits im Raum und bekannt.
Und in diesen 25 Jahren hat sich der Forschungszweig zudem als „fortschrittlich“ entpuppt. Während aktuell das zweite jemals verpflanze Schweineherz in einen Menschen transplantiert wurde, sind künstliche Gelenke , vielfache Helfer an allen Stellen des Körpers und die Forschung auf dem Gebiet der „Alterung“ (und was man dagegen tun kann) intensiv bearbeitet worden.
Transhumanismus ist somit in der ernsthaften Medizin längst angelangt und beschreibt auf vielfachen Ebenen die technischen Fortschritte, die dem biologischen Körper mehr und mehr „zur Seite gestellt werden“, um länger und besser zu „funktionieren“ ebenso, wie die Forschungen in Fragen des Genoms und der zellulären Ebene.
„Gevatter Tod ist definitiv ein Hauptfeind der Transhumanisten“.
Noch gilt: „Aber wir werden nicht nur bei guter Gesundheit steinalt“, zumindest deutlich Älter als in den Generationen zuvor, und zudem steht im Raum: „Wir optimieren auch unsere bisherigen biologischen Fähigkeiten“. Sei es die Wiederherstellung der glasklaren Sehfähigkeit, seien ist inzwischen gar Experimente zur „Vernetzung“ von menschlichen Gehirnen mit Computern.
In diesem spannenden Feld verweisen die Autoren auf die grundlegenden aktuellen Momente und wagen ebenso einen Blick in die Zukunft. Bei den Grundlagenforschern beginnend, deren Namen nicht breit bekannt sein dürften (außer der allgegenwärtige Elon Musk) hin zu den Forschungsfeldern, beginnend bei der „radikalen Lebensverlängerung“ und den noch futuristischen klingenden Techniken wie die Nano-Technologie, das Neuro-Enhancment, das Mind-Uploading und anderen Feldern, auf denen deutliche Fortschritte bereits erzielt wurden und eben keine reine Science-Fiction mehr im Raum steht.
Dabei bieten die beiden Autoren mehr als nur Faktenwissen an.
Für zentrale Themenfelder (Mensch-Maschine, Vorsorge gegen ein “Massenaussterben und anderes) liegen im Buch jeweils angehängte Dialoge vor, in denen die ethische Seite, die Möglichkeiten und Gefahren, die Hoffnungen und (bisherigen) Grenzen durch die beiden Autoren und ihre verschiedenen Grundhaltungen dem Transhumanismus gegenüber vertieft betrachtet werden.
Alles in allem bietet das Werk neugierigen, aber weitgehend noch ahnungslosen Lesern und Leserinnen einen fundierten Einstieg in das Feld des Transhumanismus, verlinkt diesen mit kulturellen du ethischen Betrachtungen, verweist auf misslungene Experimente, aber eben auch auf eine schon Vielzahl an „Alltäglichkeiten“, die in der modernen Medizin bereits aus dem Transhumanismus angekommen sind.
Das Ganze in einem sehr verständlichen Stil gehalten und der Breite des Feldes angemessen breit dargestellt.