Vor einigen Wochen klagte mir ein Student der Juristerei seine Not. Das Studium sei so trocken und humorlos und eigentlich hätte er ja viel lieber Literaturwissenschaft studiert, aber das sei ja die kalkulierte Arbeitslosigkeit und zudem hätte seine literarische Vorbildung offensichtlich große Lücken, denn Namen wie Mann, Hesse oder Kempowski beispielsweise seien in seiner Bibliothek nicht zu finden, er hätte immer nur gelesen, was oberflächliche Zerstreuung versprach. Fastfood eben. Dann noch etwas leiser, fast verschämt, er hätte auch noch nie etwas von Tucholsky gelesen und könne überhaupt nicht mitreden, wenn von dem Mann die Rede ist. Und da wird ja immer noch viel geredet.
Ich habe ihm eine alte Ausgabe von "Rheinsberg" geschenkt und eben dieses kleine Reclam-Buch, das für nur 5 Euro ein paar schöne und sehr amüsante Tucholsky-Weisheiten enthält. Habe ihm auf die gramgebeugte Schulter geklopft und ihm tröstend verkündet: "Das wird schon alles".
Gestern bekam ich eine Postkarte aus Rheinsberg mit dem Tucholsky-Museum drauf. Mein Student grüßte herzlich, war voller Begeisterung, hier neben Tucholsky auch noch Fontane entdeckt zu haben und schloss: "Wussten Sie, dass vor ein paar Jahren hier Wiglaf Droste mal Stadtschreiber war?" Ja, wusste ich, das war das einzige Mal, dass ich auf den hochgeschätzten Kollegen Droste so richtig neidisch war.
Stefan Neuhaus
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
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Der Autor hat auf 336 Seiten - die mit 54 Abb. versehen sind - ein gut strukturiertes und informatives Werk für das 1. Semester der Literaturwissenschaften ausgearbeitet. Insgesamt greift das Buch auf 12 Kapitel zurück, die alle nach dem gleichen Muster aufgebaut sind. Zu Beginn eines Kapitels wird zunächst das Thema ausführlich, detailliert und leichtverständlich beschrieben. Anschließend wird Anhand von Beispielen das zuvor gelernte theoretische Wissen in die Praxis umgesetzt. Die einzelnen Kapitel sind verständlich geschrieben und dargestellt sowie mit zahlreichen Tipps und Merksätzen versehen. Am Ende eines jeden Kapitel werden die wichtigsten Schlüsselwörter noch einmal zusammengefasst.
Am Ende des Buches (12. Kapitel) befindet sich nicht nur der Anhang, sondern eine Übungsklausur incl. Lösungsweg. So kann schnell überprüft werden ob das Gelesene verstanden wurde oder ob einzelne Kapitel nochmals durchgearbeitet bzw. wiederholt werden müssen.
Das Buch eignet sich bestens für Studenten bzw. Schüler die später einmal Literarturwissenschaft studieren möchten. Die Leser erhalten erste Einblicke in die Schwerpunkte des Studienganges und können dadurch bereits vor Studienbeginn ihr Wissen auffrischen, ausbauen oder vertiefen.
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