Cover des Buches Die Akte Baader (ISBN: 9783839222003)
TochterAlices avatar
Rezension zu Die Akte Baader von Stefan Schweizer

Der Baader-Mythos

von TochterAlice vor 6 Jahren

Rezension

TochterAlices avatar
TochterAlicevor 6 Jahren
der 1970er Jahre in der Bundesrepublik Deutschland: Andreas Baader, DER Top-Terrorist seiner Zeit? Gudrun Ensslin und Ulrike Meinhof nur als Staffage? Die 2. und 3. Generation der RAF erst recht? Nun, ganz so war es nicht und so wird es auch nicht vom Autor Stefan Schweizer dargestellt. Dass er sich allerdings komplett auf den Charakter des Andreas Baader fokussiert, das ist Tatsache. Das Buch ist auch als Biografischer Roman um die Person Andreas Baader herum gekennzeichnet.

Die Handlung ist fiktiv, orientiert sich aber eng an der Wahrheit. Mich stören "erfundene" Namen für reale Figuren wie Anwälte, aber auch bestimmte RAF-Mitglieder - ein Umstand, der offenbar mit dem Datenschutz zu tun hat. Dennoch: es gibt genug "echte" Namen wie Baader, Ensslin, Meinhof, Meins, die neben die fiktiven gestellt werden. Ich habe das während der Lektüre als ausgesprochen verwirrend empfunden, gerade wenn es anscheinend um so offensichtliche Personen - und wichtige Akteure der "Szene" in der ein oder anderen Hinsicht - wie Horst Mahler und Brigitte Mohnhaupt ging.

Das Bild eines komplett Bösen, als der Baader weitgehend - so zumindest meine Wahrnehmung - dargestellt wird - mit einer gewissen naiven Motivation die auch anderen RAF-Kämpfern (vor allem Meinhof und Ensslin) zugeordnet wird, erscheint mir dennoch nicht ganz adäquat.

Erzählt wird eine fiktive Geschichte über das Leben von Andreas Baader, die sich eng an realen Ereignissen ab Mitte der 1960er Jahre orientiert. Also quasi eine Biographie Baaders, die so einige schriftstellerische Freiheiten enthält. Welche denn eigentlich? Nun, mir schien es, als ob vor allem bestimmte Dialoge fiktiv waren, die sich aber im Großen und Ganzen durchaus in reale Entwicklungen einfügen. Zudem werden Baader und auch anderen Akteuren gewisse Eigenschaften, oft sehr extremer Art, zugeordnet - das kann so gewesen sein, muss aber nicht. Die hier geschilderten Ereignisse grenzen sich auch nicht sonderlich von denen ab, die sich real zugetragen haben - es gibt also keine überraschenden Wendungen oder Pointen.

Die Punkte, die aus meiner Sicht wesentlich sind, kannte ich bereits aus Biographien und anderen Sachbüchern zum Thema. Es mag für Leser, die sich noch nicht viel mit der Thematik beschäftigt haben, als süffig geschriebener Einstieg hilfreich sein - ich habe nicht allzu viel Neues oder Anderes erfahren.

Angehängte Bücher und Autor*innen einblenden (3)

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks