Cover des Buches Schamland (ISBN: 9783430201520)
Rezension zu Schamland von Stefan Selke

Wichtiges Thema, dass leider sehr einseitig behandelt wurde...

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 11 Jahren

Kurzmeinung: Ein wichtiges Thema, dass leider sehr einseitig beleutet wird - auch ein Grundeinkommen ohne "Mitwirkungspflicht" ist keine Lösung!

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 11 Jahren

Stefan Selkes Buch „Schamland – Die Armut mitten unter uns“ berichtet von der aktuellen sozialen Notlage vieler deutscher Bürger und der Notwendigkeit soziale Einrichtungen wie die Tafel oder Kleiderkammern zu nutzen.

Generell finde ich es sehr gut und wichtig, dass das Thema Armut offen angesprochen wird. Bei vielen Menschen reicht das Geld einfach schlicht nicht mehr zum leben, zum überleben so grade. Viele Menschen wissen wahrscheinlich gar nicht wie schlimm diese Entwicklung mittlerweile bei uns ist, und wie stark arm und reich auseinanderklaffen. Man muss für das Thema sensibilisiert werden und darf nicht alle Menschen über einen Kamm scheren, dennoch habe ich das Gefühl, dass Herr Selke selbst auch hierzu neigt.

Das Buch ist in mehrere Abschnitte unterteilt. Selke gibt eine Einführung in das Thema und erklärt, wie es dazu kam, dass er sich damit auseinander gesetzt hat, er führt Gespräche mit in Armut lebenden Menschen und zitiert sie in „Der Chor der Tafelgänger“. Er blickt zurück in die historische Vergangenheit und vergleicht mit der heutigen Situation und macht klar, dass es so nicht weitergehen darf.

Der Autor hat sich jahrelang mit dem Thema Tafel, dem Klientel, den ehrenamtlichen Helfern und den Sponsoren samt Werbeaktionen beschäftigt. Den meisten Menschen ist es bestimmt auch bewusst, dass es natürlich für alle besser wäre, wenn man keine Suppenküchen und Tafeln bräuchte. Aber leider sieht die Wirklichkeit anders aus. Doch der angedeutete Ansatz die Menschen mit höheren Geldsätzen zu alimentieren, so dass sie wieder selbstbestimmt für sich sorgen und an der Gesellschaft teilhaben können ist für mich der falsche Ansatz. Für mich ist die einzige Möglichkeit für Inklusion in die Gesellschaft der erste Arbeitsmarkt. Wenn jemand wieder arbeiten geht, sein eigenes Geld verdient und an der Gesellschaft teil hat, braucht er keine Tafel mehr, keine Kleiderkammer mehr. Selke schreibt, dass die karitativen Einrichtungen sich die Leute bei der Tafel für ihre Dienste einfangen (Schuldner-, Drogen-, und Lebensberatung), dass aber in vielen Fällen Hilfe geleistet werden muss ist nun einmal Tatsache. Die Arbeitslosigkeit und die Armut kann der Auslöser für viele Probleme sein, aber auch der Grund für die selbigen. Und um das Problem bei der Wurzel zu packen, muss man mit dem Mensch arbeiten und Hilfestellungen geben.

Wenn es um Aufstocker oder Rentner geht ist es ganz klar, dass an diesen Stellen die Politiker mit Änderungen und neuen Konzepten aufwarten müssen. Genauso wäre es wünschenswert wenn sie sich um die Arbeitsmarktlage kümmern würden. Für viele Menschen gibt es natürlich aufgrund von Behinderung, Krankheiten oder auch Lerndefiziten keine passenden Stellen. Aber auch hier wäre es sinnvoller diese Arbeitsplätze einzurichten und mehr niedrigschwellige Arbeitsplätze zu schaffen.

„Schamland – Die Armut mitten unter uns“ spricht ein wirklich wichtiges Thema an, dass meiner Meinung nach leider zu einseitig betrachtet wird. Die Einblicke in das Leben und die Gefühle von in Armut lebenden Menschen sind schockierend und machen es einem bewusst, wie gut es einem doch geht. Doch wird auch klar, dass es ganz schnell von einem Tag auf den anderen anders sein kann. Andersrum geht es nicht so schnell. Und unsere Gesellschaft und ihre Politiker, werden noch ziemlich lange brauchen um Deutschland in eine Stellung zu bringen, in der niemand auf die „Almosen“ anderer angewiesen ist – wenn sie es überhaupt noch schaffen...

Ein kleiner Kritikpunkt ist für mich noch, dass dieses Buch wahrscheinlich von wenigen betroffenen Menschen gelesen wird, da es zum einen für diese Gruppe zu teuer ist, als auch in einem für die meisten unbekannteren Verlag erschienen ist.

3,5 Herzen für ein Buch, dass Aufsehen erregt und Menschen für die Armut anderer sensibilisieren soll – dies jedoch nur aus einem eingeschränkten Blickwinkel macht.


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