„Nichts wie weg“ war ein richtig schönes Buch! Das hat sich richtig schön weggelesen und ist einfach eine tolle Geschichte! Stefan Slupetzky erzählt hier die Geschichte zweier Menschen, die sich zufällig begegnen und deren Leben dadurch eine völlig neue Richtung nimmt. Vera Baum, leidenschaftliche Zuckerbäckerin, verliert von einem Tag auf den anderen ihren Geschmacks- und Geruchssinn. Für jemanden, für den Duft und Geschmack die Basis des Berufs sind, ist das natürlich ein heftiger Schicksalsschlag. Ihre geliebte Konditorei muss sie schließen und als wäre das nicht genug, erwischt sie ihren Mann ausgerechnet mit ihrer besten Freundin. Binnen kürzester Zeit liegt ihr Leben in Trümmern – alles, was bisher Halt gegeben hat, ist hinfort.
Zur selben Zeit verlässt in Finnland Onni Vitala, einst ein berüchtigter Geldfälscher, nach Jahren die Haftanstalt, in der er saß und kehrt orientierungslos in seine alte Werkstatt zurück. Dort stößt er alsbald auf zwei albanische Gauner, die sich mit alten, schlecht gefälschten Scheinen aus dem Staub machen, die eigentlich vernichtet werden sollten und von der Polizei vergessen wurden. Um Schlimmeres zu verhindern, folgt Onni den Dieben, um die schlechten Blüten wieder zurückzuholen und unschädlich zu machen. Und genau diese Mission führt ihn schließlich nach Wien, wo er auf Vera trifft.
Die Begegnung der beiden, die auf den ersten Blick kaum unterschiedlicher sein könnten, entwickelt sich zu einer ebenso berührenden wie skurrilen Geschichte. Und es ist hier wirklich skurril im Wortsinn. Manchmal glaubt man beim Lesen nicht, dass der Autor das ernst meint - aber in der ganzen Wirre der Story, ist das schon wieder so gut, dass es passt.
Slupetzky erzählt das mit trockenem Humor, liebevoller Ironie und einem Gespür für die Absurditäten des Alltags. Seine Figuren sind keine makellosen Held:innen, sondern Menschen mit Brüchen, Fehlern und Verletzungen. Gerade deshalb wirken sie so nahbar: Vera, die nach all den Verlusten lernen muss, sich neu zu orientieren, und Onni, der den Mut findet, nicht nur seiner Vergangenheit ins Auge zu blicken.
Der Roman ist eher schlank, aber in der Sprache dicht, atmosphärisch und voller kleiner Details, die hängen bleiben. Slupetzky schafft es, dass man oft schmunzeln und sich mit den Protagonist:innen freuen kann. Mal wirkt die Geschichte leichtfüßig und fast verspielt, dann wieder melancholisch und ernst, aber nie schwer. Es geht um Verlust und Neuanfang, um Zufälle, die das Schicksal einem schenkt, und darum, dass man manchmal erst durch schwierige Zeiten und Brüche im Leben begreift, wohin man wirklich gehört oder was man wirklich will.
„Nichts wie weg“ ist damit nicht nur eine unterhaltsame, sondern auch eine leichtfüßig-tiefgründige Lektüre, in der Tragik und Humor meisterhaft verbunden sind. Es ist ein Roman, der warmherzig, klug und voller Menschlichkeit ist – ein Buch über das Scheitern und darüber, wie man trotz allem wieder aufstehen kann, um in einer besseren Version seines Lebens weiterzumachen.
Ein wirklich schönes Buch für Zwischendurch, für den Urlaub, die Bahn und einfach für überall! Ein kleiner Urlaub von der Realität.


























