Stefan Weidle

 4 Sterne bei 112 Bewertungen

Lebenslauf

Stefan Weidle, geb. 1953, übersetzt seit 1990 Romane, Lyrik und Essays aus dem Englischen, Autoren wie D. H. Lawrence, Friedrich Hollaender, Dory Previn, John Yau, und seit 2020 auch aus dem Französischen. Er lebt in Bonn und Berlin.

Quelle: Verlag / vlb

Neue Bücher

Cover des Buches Mathilda (ISBN: 9783865328700)

Mathilda

(8)
Neu erschienen am 26.02.2025 als Gebundenes Buch bei Pendragon.
Cover des Buches Settlers Creek (ISBN: 9783293710351)

Settlers Creek

Neu erschienen am 20.02.2025 als Taschenbuch bei Unionsverlag.

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Neue Rezensionen zu Stefan Weidle

Cover des Buches Mathilda (ISBN: 9783865328700)
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Rezension zu "Mathilda" von Mary Shelley

dracoma
"Ich muss mich vor der Welt verbergen"

Mary Shelleys (1797 – 1851) Schauerroman „Frankenstein“ wurde weltberühmt und mehrfach verfilmt. Shelleys Roman „Mathilda“ dagegen blieb lange unveröffentlicht und galt schließlich als verschollen. Der Pendragon Verlag legt ihn nun in deutscher Übersetzung vor.

Der kurze Roman hat die Form eines Abschiedsbriefes, den die todkranke junge Mathilda an ihren Freund Woodville schreibt. In diesem Brief erzählt sie ihr Leben und legt den Grund für ihr nicht endendes seelisches Leiden dar. Die Themen, die der Brief anschlägt, sind alle typisch für eine Zeit, die In Deutschland als „Romantik“ kategorisiert wird. Es geht um Freundschaft, um Einsamkeit, um unerfüllte Liebe, um Tod und schwärmerische Todessehnsucht, um seelische Zerrissenheit, Träume, um Verlust, Sehnsucht und Einsamkeit. Auch die Rolle der Natur entspricht dem Empfinden der Zeit: auch Mathilda sieht die Natur als einen Rückzugsort, der die Verirrungen durch die Zivilisation heilen kann und mit der sie sich daher aufs Innigste verbinden möchte. Shelley ergänzt dieses Arsenal um typische Elemente der englischen Schauerromantik wie düstere Gewitterszenen, schaurige Träume von Tod und Untergang und Wahnsinn.

Vor allem aber geht es um die dunklen Abgründe des Innenlebens. Im Mittelpunkt steht Mathildas ambivalente Beziehung zu ihrem Vater. Ihre Beziehung zu ihrem schwärmerisch geliebten Vater nimmt inzestuöse Züge an, was sie in eine tiefe Depression fallen lässt. Es gelingt ihr nicht, sich aus dieser kranken Beziehung zu retten und dem Leben und der Welt zuzuwenden, sodass sie ihrem Tod freudig entgegensieht. 

Die psychologische Tiefe des Romans ist noch heute beachtlich. Ebenso beachtlich ist die Sprachmächtigkeit dieser jungen Autorin, wenn sie Mathilda in unglaublicher Intensität ihren seelischen Zustand beschreiben lässt. Hier kommt es zwar zu Längen, aber die Empfindsamkeit und Ausführlichkeit der Beschreibung entsprach wohl den Erwartungen der Zeit. Mathildas Gedanken kreisen ausschließlich um ihre Befindlichkeiten, und damit entspricht sie der Philosophie des Individualismus. Mary Shelley stellt dem aber eine andere Lebensauffassung in Mathildas Freund Woodville entgegen: er sieht seinen Lebenssinn in der Zuwendung und der Fürsorge für andere Mitmenschen.

Insgesamt ein interessanter Blick in die Literaturgeschichte und eine lohnende Lese-Erfahrung!

 


 

 

 


 

 

Cover des Buches Mathilda (ISBN: 9783865328700)
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Rezension zu "Mathilda" von Mary Shelley

Dajobama
Abgründe

Mathilda – Mary Shelley

Dies ist der zweite Roman der Autorin, der jedoch zu Lebzeiten nicht veröffentlicht wurde. 

Bisher kannte ich nur „Frankenstein“ aus ihrer Feder und war sehr gespannt auf diesen Klassiker. Wie auch ihr Erstlingswerk fällt auch dieser Roman durch eine extrem düstere, geradezu apokalyptische Atmosphäre auf. 

Die gerade einmal 20jährige Mathilda zieht sich völlig von der Welt zurück und gibt sich ganz ihrer drängenden Todessehnsucht hin. Vorgeschichte: nach 16jähriger Abwesenheit taucht ihr Vater (der den Tod der Ehefrau ebenso lange nicht verwinden konnte) in ihrem Leben auf und entwickelt mehr als nur Vatergefühle seiner Tochter gegenüber. Diese Begegnung endet tragisch und Mathilda ist der Meinung, von nun an nur noch fern der restlichen Menschheit auf ihren Tod warten zu können.

Man vermutet es wohl schon, ich konnte ehrlicherweise weder Handlungen noch Gefühle der Protagonisten wirklich nachvollziehen. Alles ein wenig sehr melodramatisch. Die schweren Themen Inzest (obwohl hier nicht wirklich was passiert) und Todessehnsucht ziehen sich nicht nur durch Mary Shelleys Werk, sondern haben wohl laut Nachwort auch autobiographische Hintergründe. Da ich schon einiges über die Autorin gelesen habe, fand ich das sehr spannend.

Wo die überwältigende Einsamkeit und Trauer, das Wissen um die Andersartigkeit bei „Frankenstein“ ergreifend und poetisch waren, berührten mich ganz ähnliche Monologe bei Mathilda weit weniger. Ist ihr Schicksal doch weitgehend ein selbstgewähltes. 

Lesenswert – 3 Sterne 


Cover des Buches Mathilda (ISBN: 9783865328700)
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Rezension zu "Mathilda" von Mary Shelley

dieses-und-jenes
eine traurige Geschichte voller Romantik und Schmerz, welche einen langen Nachhall beim Lesen erzeugt

Mary Shelley's "vergessener Roman" Mathilda, der zu Lebzeiten der 1797 geborenen Autorin nicht verlegt wurde und erst 1959 durch die Herausgeberin Elizabeth Nitchie in den USA publiziert wurde, wurde am 26. Februar 2025 im Pendragon Verlag erstmalig in deutscher Sprache, übersetzt aus dem Englischen und mit Nachwort von Stefan Weidle, verlegt.

Er hat mich auch mit seiner besonderen Covergestaltung zusammen mit dem Klappentext vom ersten Moment angesprochen.

Nur ein paar wenige Sätze zum Inhalt vorab: Wir lernen Mathilda mit knapp 20 Jahren kennen. Sie lebt in selbstauferlegter völliger Abgeschiedenheit und einsam in einem Landhaus. Sie ist sich bewusst, dass sie zu diesem Zeitpunkt am Ende ihres Lebensweges angekommen ist und nimmt in einem Brief an einem Freund Abschied und vertraut ihm dabei die Dinge ihres Lebens an, wozu sie zu Lebzeiten nicht fähig war - was sich hinter ihrem Tod verbirgt.

Mathilda verliert ihre Mutter, zu der Mathildas Vater ein besondere Verbindg hatte, beirets mit ihrer Geburt. Um dem Schmerz über diesen Verlust zu entfliehen, verlässt Mathildas Vater England und gibt seine Tochter zur Obhut in die Hände seiner Schwester. Einer Frau, die ihr weder Liebe noch Wärme schenken kann. In der Einsamkeit der schottihschen Highlights wächst Mathilda umgeben von Natur und ihre inneren Tagträume. Als nach 16 Jahren Mathildas Vater aus dem der Abgeschiedenheit und dem Exil zurückkehrt, einer Zeit in dem sein Bild von Mathilda wuchs, um seine Tochter zu sich zu holen, haben sich beide schon viel zu lange in ihren Träumen und Vorstellungen übereinander verloren und einander idealisiert. Ein Bild dem keiner von beiden gerecht werden kann. Mit der Rückkehr und der Wiederveinigung mit ihrem Vater beginnt der Keim des Glücks in Mathildas Herzen zu wachsen und sie verlebt erstmals eine unbeschwerte, glückliche Zeit und die Zuneigung eines Mitmenschen. Doch bereits nach wenigen Wochen des Zusammenseins verdüstert sich die Stimmung ihres Vaters und Verbindung zwischen ihnen verändert sich in eine für sie beängstigende Art und Weise. In ihrem Bestreben an der durch zärtliche Zuneigung geprägten Beziehung zu ihrem Vater mit aller Macht festzuhalten versucht, setzt Mathilda eine Kette von Ereignissen in der obsessiven Vater-Tochter-Verbindungin Gange, die Mathilda an einen Abgrund bringen, der weit tiefer ist als die empfindsame junge Frau ertragen kann.

Mary Shelley schuf mit Mathilda ein tiefes, düsteres und seiner Gesamtheit dramatisches Werk,welches jedoch zur gleichen Zeit in seiner Gesamtheit die großen Themen der Autorin, Feinfühligkeit & Einsamkeit, mit der ihnen gebührenden Sanftheit & Feinheit aufgreift.Diese finden sich ebenso in den Charakteren der Protagonisten wieder.

Mathilda - erzählt von Depressionen durch eine erzählende Protagonistin, die am eigenen Leid langsam zugrundegeht. Ob der schwere der Themen eine nicht leicht zu verarbeitende Lektüre spiegelt der Roman persönliche familiäre Abgründe & Verluste der Autorin wieder, die dunkle Schatten über ihr Leben warfen. Durch Mathilda lässt Mary Shelley den Leser Blicke auf eine verstörte und zerissene Seele werfen, die nicht in der Lage ist sich aus ihrem eigenen erschaffenen Abgrund zu befreien. Bis zum Ende bleibt sie in sich selbst gefangen.Gerade die wiederkehrende Beschäftigung mit diesem Gefangensein lässt an der ein oder andere Stelle das Gefühl aufkommen, dass die Geschichte ebenso in sich gefangen ist bevor die Autorin am Ende die Geschichte nochmal an Dynamik gewinnen lässt.

Mit Mathilda hat uns Mary Shelley eine melancholisch-poetische, tragisch-romantische, aber sehr intim erzählte Novelle hinterlassen, die stilistisch in ihrer Entstehungszeit zu verorten ist. Sie ist gekennzeichnet durch einen Klang und Intensität in der Sprache durch die Autorin den Leser mit einer beeindruckenden und psychologischen austarierten Empfindsamketi durch die Handlung und ihre Themen, aber auch die Charakterisierung eine Spannung in der Erzählung aufbaut. Nicht zuletzt liegt dem Ausdruck und der Schreibweise der Autorin etwas besonders inne: die Macht des Natürlichen, mit der sie beständig über das gesamte Werk glänzt.In Kombination entfaltet sich dem Leser gegenüber eine Sogwirkung durch die Geschichte. Nicht zuletzt hat die Autorin ihren Roman mit verschiedenen Anspielungen auf bedeutsame Werke der Weltliteratur unterlegt. Durch das Wissen über deren Hintergründe unterlegt die Autorin einmal mehr die Inhalte durch das Lesen zwischen den Zeilen.

Fazit

Mathilda - ein eine traurige Geschichte voller Romantik und Schmerz, welche einen langen Nachhall beim Lesen erzeugt und die mich noch heute beschäftig.

Durch das Nachwort Stefan Weidle erfährt der Leser weitere Hintergründe zur Autorin und der Entstehung des Romanes, welche für mich sehr aufschlussreich waren und mir erweiterten Zugang zur Geschichte eröffnet haben.

Ich hab mit dieser Novelle Mary Shelley für mich als Autorin entdeckt...

Vielen Dank an Netgalley.de und den Pendragon Verlag für das E-Book Rezensionsexemplar.

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