Tolle Idee, schlechte schriftstellerische Umsetzung
Nach dem mysteriösen Tod ihrer Mutter, möchte Delia mehr über die eigene Familiengeschichte herausfinden. Wer war der Mann der ihre Mutter nach dem Tod ihres Vaters immer besuchte und seit wann trug sie feine Spitzen-Unterwäsche?
Mir ist noch nie eine Hauptperson begegnet, die mir dermaßen unsympathisch war. Der Tod ihrer Mutter scheint die Dame im Grunde gar nicht richtig zu interessieren, allein die Neugierde siegt. Traurigkeit über den Tod ist Fehlanzeige, stattdessen äußert sie dauerhafte Undankbarkeit gegenüber ihrer Familie. Obwohl die Mutter doch ganz offensichtlich für die Familie auf ihr eigenes Glück verzichtet hat, gibt die Tochter ihr auch noch die Schuld.
Dieses Szenario ist trotz oder gerade wegen der unsympathischen Hauptfigur sehr interessant. Mir gefällt auch, dass das Thema Liebe im letzten Lebensabschnitt behandelt wird, was ja doch eher selten ist.
Was mich jedoch extrem gestört hat, war der Schreibstil. Was im Buch mit italienischer Direktheit erklärt wird, ist für mich stellenweise einfach unter der Gürtellinie. Ich hatte nicht erwartet, bei einem Buch über Familiengeschichte andauernd diverse Informationen über Körperflüssigkeiten der Hauptperson zu lesen. Scheint so, als ob die Autorin von ihrem eigenen Thema nämlich Tabu-Bruch, angestachelt wurde, dies auch auf der schriftstellerischen Ebene auszulassen. Das sollte sie jedoch lieber anderen Autoren überlassen, oder nur dann einarbeiten, wenn es tatsächlich sinnvoll ist.