Stefan Winges

 4,1 Sterne bei 35 Bewertungen
Autor*in von Ein Drei-Tassen-Problem, Tod auf dem Rhein und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Stefan Winges ist nach einem Studium der Philosophie als Autor, Antiquar und Lehrer für Kampfsport tätig und lebt mit Frau und zwei Katern in einem alten Haus in Köln. Bisher hat er neben einem Hörspiel für den WDR sieben Romane veröffentlicht, in denen es unter anderem auch Sherlock Holmes an den Rhein verschlägt.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Stefan Winges

Cover des Buches Tod auf dem Rhein (ISBN: 9783897053182)

Tod auf dem Rhein

 (7)
Erschienen am 05.11.2004
Cover des Buches Ein Drei-Tassen-Problem (ISBN: 9783863585716)

Ein Drei-Tassen-Problem

 (7)
Erschienen am 31.07.2014
Cover des Buches Der Vierte König (ISBN: 9783897052017)

Der Vierte König

 (5)
Erschienen am 01.12.2001
Cover des Buches Mord im Afrika-Klub (ISBN: 9783863585730)

Mord im Afrika-Klub

 (4)
Erschienen am 31.07.2014
Cover des Buches Süßes Alibi (ISBN: 9783897058705)

Süßes Alibi

 (3)
Erschienen am 13.10.2011
Cover des Buches Honolulu Baby (ISBN: 9783897052567)

Honolulu Baby

 (1)
Erschienen am 01.09.2002
Cover des Buches Weiße Eifel (ISBN: 9783740804596)

Weiße Eifel

 (1)
Erschienen am 15.11.2018

Neue Rezensionen zu Stefan Winges

Cover des Buches Ein Drei-Tassen-Problem (ISBN: 9783897057746)
pardens avatar

Rezension zu "Ein Drei-Tassen-Problem" von Stefan Winges

Der erste Fall für den Kölner Sherlock Holmes...
pardenvor 9 Jahren

DER ERSTE FALL FÜR DEN KÖLNER SHERLOCK HOLMES...

In einer finsteren Gasse wird Baron Dollingen mit eingeschlagenem Schädel aufgefunden. Die Polizei verhaftet den Vetter des Toten: Hauptmann Kallbach hatte einen heftigen Streit mit dem Baron und besitzt plötzlich sehr viel Geld. Aber der exzentrische Detektiv Marius van Larken hält ihn für unschuldig.


"Ein Mord?", fragte Larken beiläufig. "Davon müssen wir wohl ausgehen. Es gibt einen Toten, und jemand hat ganze Arbeit geleistet. Dem Opfer wurde der Schädel eingeschlagen."



Der 34jährige ehemalige Militärarzt Möring betreibt seit seinem Abschied vor drei Jahren eine kleine Arztpraxis in Köln. Gemeinsam mit dem etwa gleichaltrigen Marius van Larken lebt er zur Miete in einer bescheidenen Wohnung; umsorgt werden sie von der Hauswirtin Frau Becker, die mit Anfang 60 bereits Witwe ist. Während Möring ein eher unauffälliger Zeitgenosse ist, wirkt Larken zuweilen etwas exzentrisch. Er verdingt sich als Detektiv, sucht sich seine Fälle aber aus - fehlt die intellektuelle Herausforderug, lehnt er die Übernahme eines Auftrags ab, was seiner finanziellen Situation wenig zugute kommt. In besonders kniffligen Fällen geht er zuweilen auch der Polizei zur Hand. Dabei lässt Möring sich von van Larkens Eifer anstecken und begleitet diesen bei seinen Ermittlungen, immer wieder verblüfft von dessen Scharfsinn.

Als Kommissar Strammel eines Abends aufgeregt in der Wohnung der beiden Junggesellen auftaucht, geschieht dies nicht von ungefähr. Ein Todesopfer von Rang und Namen erfordert rasches Handeln und einen erfolgreichen Abschluss der Ermittlungen. Baron Dollingen liegt erschlagen in einer dunklen Seitengasse beim neuen Varieté, dem Scala-Theater.
Während Strammel und Möringer im Laufe der Ermittlungen immer wieder voreilige Schlussfolgerungen ziehen, erweist sich van Larken erwartungsgemäß als der genauere Beobachter - und kann die Skeptiker durch eine lückenlose Beweisführung schließlich zum Schweigen bringen und ihnen den tatsächlichen Tathergang schildern. Eine Überraschung!


"Wir haben es hier mit einem interessanten Problem zu tun, Doktor", sagte er, und Möring glaubte, so etwas wie Begeiserung in seiner Stimme gehört zu haben. "Ich muss bekennen, dass ich vor einem Rätsel stehe." - "Ein Rätsel." Also hatte Möring sich nicht verhört. Larken WAR begeistert.
"Jawohl. Noch dazu eines, für dessen Aufklärung eine einzige Tasse Mokka wohl nicht ausreichen wird, fürchte ich." Trotzdem schien er sich durch diese bedrohliche Aussicht nicht entmutigen zu lassen. Beschwingt griff Larken nach einem Kaffeelot und hob es dozierend in die Höhe. "Ein berühmter Kollege aus London würde es vermutlich als ein 'Drei-Tassen-Problem' klassifizieren."



Eine witzige Idee, den Londoner Sherlock Holmes samt seinem Doktor Watson in das Köln des Jahres 1885 zu katapultieren. Van Larken steht seinem berühmten Kollegen in Hinsicht Scharfsichtigkeit in nichts nach, und wie auch schon im englischen Original können Watson, ähm, Möring und der Leser ihm gerne folgen, aber niemals das Wasser reichen. Und die Polizei schon gleich gar nicht.
Überraschende Wendungen ergeben sich hier, der Schreibstil ist ausgesprochen flüssig und angenehm zu lesen, und die beschriebenen Details der jeweiligen Schauplätze und Charaktere lassen authentische Bilder der entsprechenden Epoche vor dem inneren Auge des Lesers entstehen. Dabei ist immer wieder auch etwas Schalkhaftes zu erkennen, was zwischen den Zeilen oder zuweilen auch ganz deutlich aufblitzt, und das mir gut gefallen hat. Stefan Winges traut aber auch dem Leser einiges zu, denn die Vielzahl an französischen Begriffen, die immer wieder in Unterhaltungen ihren Niederschlag finden, werden in keinster Weise erläutert. Für mich war das jetzt kein Problem, ich könnte mir aber vorstellen, dass jemand ohne Französich-Kenntnisse zuweilen irritiert sein dürfte.

Insgesamt ein angenehmer Lesespaß alter Schule, historisch gekonnt eingebettet in das Köln des auslaufenden 19. Jahrhunderts, was eine gelungene Mischung ergeben hat. Es gibt wohl noch zwei weitere Fälle des Kölner Sherlock Holmes, die ich bei Gelegenheit sicherlich auch gerne lesen werde.


© Parden

Cover des Buches Tod auf dem Rhein (ISBN: 9783897053182)
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Rezension zu "Tod auf dem Rhein" von Stefan Winges

Sherlock Holmes Reloaded
Stefan83vor 11 Jahren

Nach „Der vierte König“ ist „Tod auf dem Rhein“ schon der bereits zweite Roman aus der Feder von Stefan Winges, in dem er den größten Detektiv aller Zeiten, Sherlock Holmes, in ein neues Abenteuer schickt. Und während sich ersteres zwar stilistisch nah an der Doyleschen Vorlage orientierte, aber nur wenig von dessen Atmosphäre wiederbeleben konnte und vor allem dessen Leichtigkeit vermissen ließ, geht die Fortsetzung nun einen gänzlich anderen Weg – und der wird wohl besonders echten „Sherlockians“ bitter aufstoßen. Ganz im Stile der erst viele Jahre später produzierten Guy-Richie-Verfilmungen (hier und da gibt es erstaunliche Parallelen zu „Spiel im Schatten“), präsentiert sich „Tod auf dem Rhein“ als tempo- und actionreiche Mischung aus Abenteuer-, Detektiv- und Spionageroman, welche sich den historischen Kontext samt geschichtlich bedeutender Figuren so biegt, wie es für die Handlung gerade notwendig ist. Das Überraschende dabei: Mir hat das ausnehmend gut gefallen. Erst einmal losgelöst von dem üblichen Gedanken, dieses Pastiché irgendwie in den bestehenden Holmes-Kanon zu pressen, macht Winges zweiter Streich vor allem in Punkto Unterhaltung eine ziemlich gute Figur. Auch weil mit Dr. Henry Jones samt Sohn Indiana zwei altbekannte Vertraute für herrliche Déjà-vu-Momente und vortreffliches Kopfkino sorgen. Wen stört es da bei so viel spritzigem Humor und Kurzweil, dass die eigentliche Story soviel Tiefgang aufweist wie eine handelsübliche Briefmarke.

Ihren Anfang nimmt sie im Spätsommer des Jahres 1903, als Dr, Watson, in Ermangelung eines anwesenden Sherlock Holmes, dem Hilferuf von Luzia Bylandt, inzwischen Mrs. Jones, nach Ägypten folgt. Dort, genauer gesagt im Tal der Könige, werden die Ausgrabungen immer wieder durch mysteriöse Vorfälle gestört. Und was die Familie Jones anfangs noch als zufällige Unglücke abgetan hat, scheint nun mehr und mehr zur echten Bedrohung zu werden. Um in den Besitz eines altägyptischen Amuletts zu gelangen, geht ein obskure Bande von Grabräubern offenbar über Leichen. Selbst in Kairo, wo Watson und die Jones bei deren alten Freund Baron Oppenheim Unterschlupf suchen, sind sie nicht sicher. Gemeinsam mit dem inzwischen zugereisten Sherlock Holmes beginnt eine gefährliche Flucht quer durch Europa, bis man mit dem Orient-Express schließlich erneut die ehrwürdige Stadt Köln erreicht. Erst hier kommt langsam das wahre Ausmaß der Affäre ans Licht.

Sherlock Holmes und Dr. Watson sehen sich plötzlich mit einem mehr als ebenbürtigen Gegner konfrontiert, der nichts unversucht lässt und auch keinerlei Skrupel kennt, um seine Pläne zum Erfolg zu führen...

Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass mir persönlich gerade der Sherlock-Holmes-Roman von Winges besser gefällt, welcher sich in Ton und Duktus am weitesten von der ursprünglichen Figur entfernt. Fakt ist aber: Der Versuch des Autors, die Atmosphäre der originalen Geschichten wiederbeleben zu wollen, war zwar lobenswert und streckenweise erfolgreich, schränkte aber scheinbar auch die Möglichkeiten ein, eine eigenständige Geschichte zu schreiben. Frei von diesen Grenzen und Zwängen hat sich Winges in „Tod auf dem Rhein“ offensichtlich diese aus der Seele geschrieben, was dem Holmes-Puristen (und damit auch mir) zwar anfangs bitter aufstößt, dem Lesevergnügen letztlich aber wesentlich zuträglicher ist. Was nützt schließlich ein stimmungsvoller, nostalgischer Rätselkrimi, wenn er sich zieht wie Kaugummi und die Stil des Schriftstellers auf der Strecke bleibt?

Dennoch bleibt festzuhalten: Der Holmes in „Tod auf dem Rhein“ hat mir Sir Arthur Conan Doyles Schöpfung nicht mehr viel gemein. Und auch Freunde des klassischen Whodunit werden an diesem Buch sicherlich wenig bis keine Freude haben, da es, vom Ende einmal abgesehen, kaum große Überraschungen bzw. Rätsel zu lösen gibt. Allein die Tatsache, dass die Geschichte aus Dr. Watsons Sicht erzählt wird, ist eines der wenigen Zugeständnisse an die originale Vorlage. Ansonsten ist „Tod auf dem Rhein“ weit mehr „Indiana Jones“ als „Sherlock Holmes. Und das nicht nur aufgrund der Beteiligung der Familie Jones. Abenteuer, Action, Verfolgungsjagden, atemberaubende Kämpfe und Schusswechsel. Winges pustet, wie auch Ritchie in seinen Filmen, den Staub vom viktorianischen Zeitalter weg und katapultiert den Mann mit der Meerschaumpfeife mit Vollgas ins neue Jahrhundert. Wer sich darauf einlässt, das Spaßpotenzial dieser Lektüre erkennt, wird über knapp 400 Seiten aufs Beste unterhalten.

Insgesamt ist „Tod auf dem Rhein“ eine dicke Empfehlung für all diejenigen, die bereits die Ritchie-Filme mochten. Bierernste Sherlockians werden Winges diese „wiederentdeckte“ Notiz aus Watsons großer Fällesammlung wohl aber eher übel nehmen.

Cover des Buches Der vierte König. Ein Fall für Sherlock Holmes (ISBN: 9783897051898)
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Rezension zu "Der vierte König. Ein Fall für Sherlock Holmes" von Stefan Winges

Mord im Dom
Stefan83vor 12 Jahren

Wohl kaum eine andere Figur in der Geschichte der Kriminalliteratur hat die Fantasie der Schriftsteller in derart großem Maße angeregt, wie der legendäre Meisterdetektiv Sherlock Holmes aus der Feder von Sir Arthur Conan Doyle.

Bis heute steht der Name als Inbegriff für den genialen, leicht überheblichen Spürhund, den nichts von seiner Fährte abbringen kann und der auch noch das verzwickteste Problem zu lösen weiß. Kaum einer, der nicht zumindest eine Verfilmung im Fernsehen gesehen oder eins der Bücher um Holmes, Watson und Co. gelesen hat. Und die Nachfrage nach mehr Abenteuern blieb über die Jahre groß. So ist seit dem Tode Doyles eine ganze Masse von so genannten Pastichés (Sherlock-Holmes-Nacherzählungen) auf den Büchermarkt geworfen worden, von denen einige die dunklen Flecken in der Biographie des Meisterdetektivs geschickt füllen konnten, wohingegen andere besser unveröffentlicht geblieben wären. „Der vierte König“ von Stefan Winges darf hier gern zu ersterer Kategorie gezählt werden, fügt er dem großen Becken von Holmes-Geschichten doch geschickt ein weiteres und vor allem chronologisch passendes Mosaiksteinchen hinzu. Winges hat sich nämlich der zeitlichen Lücke zwischen den Jahren 1895 und 1896 zugewandt, welche William S. Baring-Gold in „Sherlock Holmes of Baker Street. A Life of the World's First Consulting Detective“ auch als „fehlendes Jahr“ bezeichnet hat. Eine Epoche in Sherlock Holmes Leben, die Gegenstand hochgelehrter Spekulationen ist und sich somit für ein neues Rätsel trefflich eignet.

Zur eigentlichen Geschichte: Köln im Januar des Jahres 1896. Der Dom ist in hellem Aufruhr. Mitten in der Nacht sind die Gebeine der Heiligen Drei Könige aus ihrem Schrein gestohlen worden. Ein alter Domschweizer, Veteran des Deutsch-Französischen-Krieges, hat den Diebstahl in einem blutigen Handgemenge zu verhindern versucht und kam dabei ums Leben. Bevor er starb, konnte er jedoch einen der Reliquien-Räuber tödlich verletzten, dessen Leiche am Rheinufer gefunden wurde. Von seiner Beute keine Spur. Die örtliche Polizei scheint überfordert dieses Rätsel zu lösen, weshalb sich Pater Hieronymus nun an niemand geringeren als Sherlock Holmes, den beratenden Meisterdetektiv aus London, wendet.

Der zeigt sich wenig interessiert an den Vorgängen in Köln, bis der Geistliche mit der ganzen Geschichte herausrückt: Anscheinend handelt es sich bei den Dieben um Anhänger eines alten Geheimbundes, deren Wurzeln im finstersten Mittelalter zu finden sind und die seit dieser Zeit versuchen, in einer bizarren Zeremonie die Erweckung eines vierten Königs in die Wege zu leiten, dem Anti-Christ. Gemeinsam mit Watson macht sich Holmes auf den langen Weg in die verschneite Domstadt, um die mysteriösen Vorkommnisse zu untersuchen. Hilfe bekommen sie dabei von dem amerikanischen Wissenschaftler Dr. Henry Jones. Einem Spezialisten der Grals-Legende, der sich seit einiger Zeit in Köln aufhält, um in den Bibliotheken und Archiven alte Urkunden und Handschriften zu studieren … und der nebenbei ein Auge auf Pater Hieronymus` Nichte Luzia Katharina von Bylandt geworfen hat. Zusammen nehmen sie den Kampf gegen einen unheimlichen und äußerst gefährlichen Gegner auf, der in Punkto List und Tücke dem verstorbenen Professor Moriarty in nichts nachzustehen scheint … ist er es am Ende gar?

Dr. Henry Jones? Ein Teufelskult? Seltsame Riten in einem geheimen Unterschlupf? Sollte Stefan Winges hier gar auf den Vater eines gewissen Peitsche schwingenden Archäologen Bezug nehmen? Kurz und knapp: Ja, das tut er. Auch wenn der Name Indiana Jones nie fällt, kokettiert Winges auf äußerst amüsante Weise mit den Merkmalen der Spielberg-Filme, ohne dabei jedoch „Der vierte König“ in ein reines Action-Abenteuer ausarten zu lassen. Im Gegenteil: Der deutsche Krimiautor hat sich augenscheinlich recht intensiv mit der Geschichte von Sherlock Holmes befasst und den originalen Ton Doyles gut getroffen. Ich schreibe mit Absicht gut und nicht sehr gut, da man hier und dort die Leichtigkeit der Originale ein wenig vermisst und Winges sich in zu langen und ausführlichen Beschreibungen ergeht. Besonders im Mittelteil fällt dies ins Gewicht, wo doch Lesetempo und Spannungsbogen merklich abzunehmen drohen und der Leser desöfteren den ermittelnden Protagonisten voraus ist. Etwas, das einem bei einer Holmes-Geschichte selten bis gar nicht passieren dürfte.

Dies ist insofern verzeihlich, da Winges sich selbst nicht ganz ernst zu nehmen scheint. Immer wieder spielt er mit den altbekannten Klischees, wenngleich er gottseidank davon absieht, aus John D. Watson einmal mehr einen tumben Gesellen zu machen. Aus dessen Sicht werden die Ereignisse geschildert, wobei der Autor die Frotzeleien zwischen Holmes und seinem besten Freund äußerst vergnüglich auf Papier gebracht hat. Der Meisterdetektiv selbst tritt, sieht man einmal von seiner Spurensuche am Kölner Dom ab, in der ersten Hälfte nur wenig in Erscheinung und überlässt weitestgehend dem Doktor das Feld, der, wie schon bei „Der Hund der Baskervilles“, als Ablenkungsmanöver fungiert, um die bösen Buben in Sicherheit zu wiegen. Überhaupt folgt in „Der vierte König“ eine Hommage nach der anderen. Mal die originalen Sherlock-Holmes-Geschichten, mal Indiana Jones betreffend. Eine Verfolgungsjagd auf dem Rhein samt Schießerei (siehe auch „Das Zeichen der Vier“) darf ebenso wenig fehlen, wie der Einsatz einer Peitsche im Angesicht einer hungrigen Raubkatzenmeute (siehe auch „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“).

Winges sorgt durchgängig für kurzweilige Unterhaltung, was nicht zuletzt daran liegt, das er in der Wahl der Schauplätze ein gutes Händchen beweist. Die düsteren Seitenschiffe des Kölner Doms, das Zeltdorf eines reisenden Zirkus, ein vereister Flusslauf und die finsteren Höhlengänge in Siegfrieds Drachenfels. Hier schimmert ein wenig Winges' Begeisterung für die Schauerromantik durch, welche ja bereits schon John Dickson Carr bewog, einige seiner Werke in Deutschland spielen zu lassen. Was die Spannung angeht, kann der Autor leider nicht in Gänze punkten. Wie bereits erwähnt, erlaubt sich die Geschichte ein paar Pausen zu viel, vermochte der begeisternde Funke auf mich nicht immer überzuspringen. Auch Holmes' geistige Fähigkeiten hätte man doch ein wenig öfter auf die Probe stellen sollen. Der Meister der Deduktion brilliert hier eher aufgrund seines handfesten Könnens, als durch intellektuelle Überlegenheit. Vielfach fühlt man sich da an Robert Downey Jr. jüngste Verkörperung des Detektivs erinnert. Überhaupt hat der „Der vierte König“ eine Handlung, die sich auf der Leinwand vielleicht noch besser machen dürfte, als zwischen den Buchdeckeln.

Insgesamt ist „Der vierte König“ eine amüsante und kurzweilige Holmes-Nacherzählung, welche im größeren Kanon der Geschichten durchaus als authentisch einzustufen ist (Winges' Erklärung, wie dieses verlorene Manuskript Watsons gefunden wurde, ist nachvollziehbar und witzig zugleich) und das Leben des Detektivs um ein rasantes, wenn auch wenig tiefgründiges Abenteuer erweitert. Für Holmesianer ein Muss. Der durchschnittliche Krimileser muss dieses Werk allerdings nicht gelesen haben.

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