Cover des Buches Aufbruch nach Utopia (ISBN: 9783861536192)
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Rezension zu Aufbruch nach Utopia von Stefan Wolle

Rezension zu "Aufbruch nach Utopia" von Stefan Wolle

von WinfriedStanzick vor 13 Jahren

Rezension

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WinfriedStanzickvor 13 Jahren
Der „Alltag und Herrschaft in den DDR 1961-1971“ ist das Thema des neuen Buches des DDR-Historikers Stefan Wolle, der in der Vergangenheit schon mit zahlreichen anderen Veröffentlichungen einen von Nostalgien und Verklärungen freien Beitrag zu einer Sozial- und Kulturgeschichte der DDR geleistet hat. Stefan Wolle zeigt in „Aufbruch nach Utopia“, wie nach dem Bau der Mauer am 13. August 1961 eine junge Generation, die in der DDR aufgewachsen war, sich zu Wort meldete, eigene Anforderungen an die Gesellschaft stellte und das Aufbrechen bzw. langsame Aufweichen der ehedem erstarrten Strukturen herbeisehnte. Ein Zeitalter der großen Erwartungen schien angebrochen, und tatsächlich war die Periode zwischen 1963 und 1968 die Zeit der DDR-Geschichte, in der die meisten Reformen verwirklicht wurden. Wolle schildert und dokumentiert den innenpolitischen Kampf zwischen den Reformern und den Dogmatikern, an dessen Ende sich die Hardliner durchgesetzt hatten. Um das Land und die Bevölkerung ruhig zu halten, wurde viel Geld in eigentlich unbezahlbare Sozialprogramme gesteckt, die dringend nötigen Investitionen in der Wissenschaft, der Bildung, der Grundlagenforschung, der Infrastruktur und der Umwelt jedoch sträflich vernachlässigt. Das Projekt der Selbstregulierung der Gesellschaft war gestorben, und das alte kommunistische Plandenken feierte fröhliche Urständ. So wurde aus dem „Aufbruch nach Utopia“ ein Aufbruch in die Stagnation. Ungeheuer materialreich, durch alle gesellschaftlichen Schichten, führt Stefan Wolle seinen Leser auf eine spannende Zeitreise durch eine bisher wenig beachtete Periode der Geschichte der DDR. Es gelingt ihm, die damalige Lebenswirklichkeit in die Geschichtsdarstellung zu holen, indem er immer aus der Perspektive der Zeitgenossen erzählt. Das Buch ist die Geschichte ihrer Hoffnungen, Träume und Ängste. Ein wichtiges, stellenweise überaus unterhaltsames Teilstück einer immer noch nicht vollständigen Sozialgeschichte der DDR.
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