Cover des Buches Die Welt von Gestern (ISBN: 9783596211524)
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Rezension zu Die Welt von Gestern von Stefan Zweig

Rezension zu "Die Welt von Gestern" von Stefan Zweig

von Marco vor 16 Jahren

Rezension

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Marcovor 16 Jahren
Im Mai 2008 jährt sich zum 75. Mal die von den Nationalsozialisten überall in Deutschland inszenierte Bücherverbrennung. Sie stellten einen frühen Höhepunkt staatlicher Gewalt des NS-Regimes gegen demokratische, sozialistische, liberale und pazifistische Intellektuelle dar. Viele Schriftsteller, Wissenschaftler und Künstler erhielten in der Folge Arbeits- und Publikationsverbote wurden ausgebürgert, zur Flucht ins Exil gezwungen, verfolgt und ermordet. Unter ihnen war auch Stefan Zweig, der sich auch in seinen Schriften immer wieder gegen Totalitarismus, Fanatismus und Intoleranz zur Wehr setzte. Sein Engagement machte ihn für die Nationalsozialisten zu einem der verachteten Schriftsteller. Bereits 1934 musste Zweig nach London emigrieren. Die Untaten der Faschisten und Emigration überforderten den Schriftsteller. 1942 nahm sich Stefan Zweig das Leben. Das NS-Regime wollte mit der Verbrennung, den Verboten und Ausweisungen die Schriftsteller und ihre Werke auch aus den Köpfen der Menschen verbannen. Es ist wichtig, dass wir immer wieder daran erinnern und die Bücherverbrennung zu einer nachträglichen Niederlage umwandeln. Dies geschieht am Besten, in dem man die Werke der verfemten Schriftsteller wieder zu Tage befördert, sie liest und weiterempfiehlt. „Die Welt von Gestern“ ist keine übliche Autobiographie, auch das Buch einiges von Zweigs Gefühlen und Erlebnissen preisgibt. Vielmehr aber ist es ein beeindruckendes Zeugnis seiner Zeit. Es zeichnet die Geschichte seiner Generation. Der Leser bekommt einen Eindruck von den Geschehnissen, der Stimmung und den Lebensumständen der Jahrzehnte vor dem 2. Weltkrieg. Dabei reduziert sich der Autor nicht auf einen darstellenden Beobachter. Er bezieht leidenschaftlich Stellung, versucht ein Dokument gegen fortschreitende Intoleranz und Fanatismus zu setzen. Stefan Zweig hat gerade den heutigen Generationen, die seine Zeit nicht miterlebt haben und höchstens aus verstaubten Geschichtsbüchern her kennen, ein beeindruckendes Zeitdokument hinterlassen. Weil das Buch zudem gut geschrieben und unterhaltsam ist, kann ich es jedem nur sehr empfehlen.
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