Cover des Buches Das Grab der Jungfrau (ISBN: 9783938032893)
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Rezension zu Das Grab der Jungfrau von Stefan von der Lahr

Ein guter, lesenswerter, kluger Kriminalroman

von Wedma vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Lesenswerter Kriminalroman, der hpts. in Rom spielt und Verbindung Wissenschaft-Kirche-Staat-Mafia offen wie humorig-sarkastisch bearbeitet

Rezension

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Wedmavor 8 Jahren

Es ist ein guter, lesenswerter Kriminalroman mit hohem Unterhaltungsfaktor, ein solides Debüt von Stefan von der Lahr, auf dessen weitere Werke ich gespannt bleibe.

Die Story: Im Wesentlichen ist es Jagd nach dem Papyrusfragment, das etwas beschreibt, das die Kirche lieber nicht der Öffentlichkeit preisgegeben sehen möchte, denn die Auswirkungen auf die Gläubigen wären schwer einzuschätzen und die damit einhergehenden Probleme zu groß. Im Laufe der Geschichte offenbaren sich Verbindungen zwischen der Wissenschaft, Kirche, den staatlichen Organen in Rom, u.a. der Polizei, wobei es dort die Guten und die Bösen gibt, der Mafia, die nicht schlechter dasteht, als manch korrupter Staatsfunktionär in oberen Etagen, und den US-Abenteurern aus dem wissenschaftlichen Bereich, die ihre egoistischen Interessen höher, als die der Gemeinschaft stellen, Verfolgungsjagd, mehrere Morde und eine beinah Flugzeugkatastrophe inklusive.

Schauplätze: Der große Teil der Handlung spielt in Rom, obwohl das Unheil in USA anfängt und von dort aus die Komplikationen im weiteren Verlauf in Rom wieder auftauchen. Es wird im letzten Drittel kurz durch Italien an die Peripherie gereist und zum Schluss in die Türkei.

Figuren: Gemäß der o.g. Story gibt es eine breite Palette von Figuren. Von Wissenschaftlern über Kirchenvertreter der oberen Ränge, hohen Staatsbediensteten bis zu den Mafiosi der unteren Ebenen. Die Figuren sind sorgfältig ausgearbeitet worden und stehen/agieren lebendig vor Augen der Leser. Insb. die Oma, eine Nebenfigur im letzten Drittel, hat mein Herz gleich zu Anfang ihres Auftritts erobert. Einfach goldig. Und eine weitere Figur, von der man es eigentlich nicht erwartet hätte, hat sich im Laufe der Geschichte gelungenerweise verändert. Eine schön geschriebene Liebesszene gibt es dazu.

Prima fand ich die Art, wie die o.g. Verbindung zw. der Wissenschaft, Kirche, Staat und Mafia dargestellt worden ist. Gnadenlos, humorig bis sarkastisch wurde diese Schicht für Schicht freigelegt, und die Dinge beim Namen genannt. Ein und dieselbe Handlung wurde vom hohen Kirchenvertreter auf seine Weise artikuliert, während die Ausführungskräfte des Mafiabosses ihre spezielle Terminologie dafür benutzten. Die Sprache kommt an der Stelle gut zur Geltung. Das breite Spektrum von Wissenschaftlern bis zum Killergargon wurde gut wie treffend bedient.

Die Themen wie Freundschaft, Liebe, Familie, wahre Berufung, Verantwortung fürs eigene Handeln, i.e. egoistischer Geltungsdrang vs. das Waren der lang gepflegten wie gehegten Gemeinschaftsinteressen kommen gut zur Geltung. Was Familie bedeutet (im Vergleich zu Mafia) ist beeindruckend. Auch zum Treiben der Mächtigen der Welt, S. 64, gibt es einige treffende Sätze. Etwas Nützliches zur Tierpsychologie ist ebenso dabei. Auch die Rolle der Medien, wie sie die Dinge durch geschickte Darstellung vertuschen und der Öffentlichkeit bequeme Lügen präsentieren, ist deutlich wie treffend dargestellt worden. Last but not least, die Offenbarungsrede des Bösewichtes zum Schluss zum Thema, wie man Menschen in eigenem Interesse manipuliert, ist schlicht herrlich wie tiefgründig.

Es gibt auch etwas, wofür ich mich weniger begeistern konnte. Ich bleibe hier wage, um nicht zu spoliern. Ich hatte so manche Probleme im Bereich Glaubwürdigkeit. Einen Kernpunkt in der Gesamtidee konnte ich nicht ganz abkaufen. Manche Wendungen im Plot kamen mir etwas konstruiert vor, auch die Zufälle zum Schluss gehen auf dieses Konto. In Sachen Stil: die Schachtelsätze, die leider nicht so selten vorkommen, haben mich hin und wieder aus dem Lesefluss hinauskatapultiert. Ebenso die Art der Stoffdarbietung hätte ggf. etwas eleganter ausfallen können, i.e. Infodump hier und dort, ob in Dialog- oder Erklärungsform, der Pausen einlegen ließ. Nach meinem Geschmack ist es insg. zu viel erklärt, wiederholt, zusammengefasst worden. Weniger wäre mehr. Spannung: Ich hatte zwei Verdachtsmomente in puncto wer der Mörder ist: gleich zu Anfang und in der Mitte. Leider haben sie sich am Ende auch bestätigt. All das führte dazu, dass sich die Spannung für mich eher in Grenzen hielt. Aber! Ich bin eher eine Ausnahme, wenn ich meine Vorredner lese. Die Meisten erwähnen diese Dinge nicht. Und es ist auch gut so. Daher, sollten die o.g. Punkte nicht überbewertet werden.

Fazit: Trotz einigen verbesserungswürdigen Momenten, die auch viele Bestseller zuhauf aufweisen, ist „Das Grab der Jungfrau“ ein solides Debüt, ein guter, lesenswerter, kluger Kriminalroman, besonders für die Fans von solchen, die in Rom spielen und die Geheimisse der Kirche, wie die o.g. Themen gnadenlos offen und humorig-sarkastisch bearbeiten. Von mir gibt es vier Sterne und eine Leseempfehlung.

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