Cover des Buches Schicksalsbringer (Band 1) - Ich bin deine Bestimmung (ISBN: 9783785585696)
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Rezension zu Schicksalsbringer (Band 1) - Ich bin deine Bestimmung von Stefanie Hasse

Eine große Enttäuschung...

von Smalin vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Ich war einfach maßlos enttäuscht von diesem Buch und kann leider keine Leseempfehlung geben.

Rezension

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Smalinvor 7 Jahren
Ich war einfach maßlos enttäuscht von diesem Buch und kann leider keine Leseempfehlung geben. Eigentlich hätte ich das Buch abbrechen sollen, aber irgendwie hatte ich die Hoffnung, dass es noch besser werden würde.
Der Grund, warum dieses Buch noch 2 Sterne von mir bekommt, ist der meist doch recht flüssige Schreibstil der Autorin und vor allem die Grundidee, die hinter der Geschichte steht. Die Umsetzung allerdings... aber dazu im Detail.

Die Geschichte selbst ist eigentlich ganz nett.
Als Kind erhält Kiera auf einem Jahrmarkt eine goldene Münze von einem Fremden. Jahre später fällt ihr diese bei einem Umzug wieder in die Hände. Dabei handelt es sich natürlich um keine gewöhnliche Münze, sondern sie verleiht ihrem Träger besondere Kräfte. Das wird Kiera klar als um sie herum seltsame Dinge passieren und an einem Tag gleich zwei seltsame neue Mitschüler in ihrer Schule auftauchen, die gegensätzlicher nicht sein könnten...

Klingt erstmal ganz spannend. Leider zieht sich die Erzählung einfach endlos hin. Über große Teile des Buches passiert einfach nicht viel. Die Figuren laufen von A nach B, hin und wieder wird etwas Hintergrundinfo eingestreut und ein bisschen rumgeknutscht. Viele Szenen erscheinen einfach überflüssig und ohne wirkliche weitere Bewandnis für die Geschichte.
Natürlich gibt es auch die obligatorische Romanze, die sich innerhalb weniger Seiten von anfänglichem Interesse zu großem Herzschmerz steigert und damit - wie alle "Insta-Love"-Erzählungen - einfach vollkommen unrealistisch und unglaubwürdig wirkt. "Verliebtheit auf den ersten Blick" ist schön und gut, dass habe ich persönlich auch schon erlebt, damit kann man was anfangen. Aber große Gefühle brauchen Zeit zum wachsen und das passiert eben nicht innerhalb weniger Stunden/Seiten/durch einen Kuss o.ä. Aber vielleicht stören sich ja andere Leser weniger daran.
Darüber hinaus gibt es leider einfach so viele "Löcher" in der Geschichte, Ungereimtheiten und Logikfehler. Das fängt bei kleinen sprachlichen Dingen an, beispielsweise wenn die Figuren auf dem Sofa sitzen und im nächsten Moment macht einer "einen Schritt zurück". Es setzt sich dann fort bis zu größeren Punkten, auf die ich wegen Spoilern nicht weiter eingehen will (Beispielsweise wird gesagt, wenn A gemacht wird, passiert B. Als A dann getan wird, geschieht B aber nicht.).

Auch die Charaktere sind leider völlig flach. Insbesondere die Protagonistin Kiera hat irgendwie gar nichts, was sie als Person auszeichnet. Man weiß bis zum Schluss nichts über sie, abgesehen von etwas Familiengeschichte. Ihr bester Freund scheint ihr wichtig zu sein und das war es dann auch schon. Sie hat nicht einmal richtige Hobbys. Irgendwann wird mal in einem Nebensatz erwähnt, dass sie wohl gerne liest - mehr wird dazu aber nicht gesagt. Sie singt in einer Band, weshalb wohl davon auszugehen ist, dass sie was für Musik übrig hat. Auch dazu erfährt man aber nichts weiter. Man würde erwarten, dass sie öfter Musik hört, sich mit ihrem besten Freund (der auch in der Band spielt) über Musik unterhält etc. Aber wir wissen nicht mal welche Art von Musik die Band überhaupt macht, bis auf ein oder zwei Songs, die mal irgendwann erwähnt werden. Bei den Bandproben wird immer zu Beginn der Probe ausgeblendet und im nächsten Kapitel an anderer Stelle die Geschichte fortgesetzt. Und das ist schon ziemlich traurig, schließlich spielt sich das gesamte Geschehen um einen großen Bandcontest herum ab, bei dem die Bandmitglieder die anwesenden Talentsucher begeistern wollen.
Was mich darüber hinaus ziemlich geärgert hat, ist dass Kiera einfach immer nur passiv ist. Die Dinge passieren ihr einfach. Sie sitzt da, Leute nehmen sie mit hierhin und dorthin und erklären ihr irgendwas. Dann passiert mal was und sie lamentiert nur, heult rum oder grübelt, während andere die Probleme lösen. Es dauert ganze 300 Seiten (in meiner ebook-Version, die nur etwa 340 Seiten hat) bis sie selbst mal von sich aus (und nicht nur eher unfreiwillig wie zu Beginn des Buches) versucht, wirklich auf das Geschehen Einfluss zu nehmen. Es gibt natürlich Protagonisten die absichtlich als lethargisch und unselbstständig dargestellt werden, wenn dies ihren Charakter auszeichnet. Dies scheint mir allerdings hier nicht das Ziel der Autorin gewesen zu sein.

Ansonsten ist der Schreibstil flüssig und angenehm. Kleinere sprachliche Ungereimtheiten halten sich in Grenzen (z.B. "ich verzog schmerzhaft das Gesicht": wie bitte verzieht man das Gesicht so, dass es wehtut? Die Autorin meinte wohl "ich verzog das Gesicht vor Schmerz").
Ich hätte mir etwas mehr Beschreibungen gewünscht, damit sich mehr Atmosphäre aufbaut. Schon in der ersten Szene des Buches, die einzig und allein dazu dient, zu zeigen wie Kiera als Kind die Münze erhält, hätte es so viele Möglichkeiten gegeben den Jahrmarkt in der Fantasie der Leser aufleben zu lassen. Das ist doch ein magischer und aufregender Ort, insbesondere für ein kleines Kind. Lauter Farben, Gerüche, seltsame Personen etc. Stattdessen schildert die Autorin mehr oder weniger nur kurz was passiert und springt dann direkt in die Gegenwart, um zu erzählen wie Kiera Jahre später die Münze wiederfindet. Meiner Meinung nach hätte man sich diese erste Szene dann auch sparen und es über eine Rückblende lösen können. Diese halbherzig wirkende Erzählweise zieht sich leider durch das gesamte Buch.

Mir ist klar, dass es sich um einen Jugendroman handelt und an einen solchen generell andere Ansprüche gestellt werden als an ein Buch für Erwachsene. Der Unterschied sollte aber in der Komplexität sowie den Inhalten bestehen und nicht in der Qualität, weshalb dieses Argument in meinen Augen keine Erklärung für die oben erwähnten Mängel ist.

Zum Schluss möchte ich noch kurz anmerken, dass diese Rezension natürlich mein persönliches Leseerlebnis wiederspiegelt. Dies bedeutet nicht, dass andere Leser das Buch nicht mit ganz anderen Augen sehen und weit mehr genießen können als ich.
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