Rezension zu "Das Haus der dunklen Träume" von Stefanie Kasper
Gut 7 Jahre hat Annika Burgdorfer in München gelebt. Nun zieht es sie zurück in ihr Heimatdorf, wo sie den alten Pfarrhof kauft und renoviert. In den Nächten im neuen Heim wird sie von seltsamen Geräuschen und eindringlichen Träumen gequält. Tagsüber kommt sie einem grauenvollen Geheimnis auf die Spur.
Ich habe zu „Das Haus der dunklen Träume“ gegriffen, weil ich eine begeisterte Rezension dazu gelesen habe. Es war von Gruselstimmung und Spannung die Rede, was ich mir nicht entgehen lassen wollte. Nach der Lektüre kann ich dem nur bedingt zustimmen. Für mich war es eine Liebesgeschichte mit sanften Grusel-Einschlag, die - meiner Meinung nach - für zartere Gemüter durchaus schaurig sein mag.
Annika kauft kurzerhand den alten Pfarrhof in ihrem Heimatdorf und schlägt damit ein weiteres Kapitel in ihrem Leben auf. Von ihren Lebensgefährten hat sie sich getrennt und ihr neues Haus zeigt sich als zeitintensives Renovierungsprojekt.
Anfangs fühlt sie sich im neuen Heim wohl, aber bald kommt es darin zu Merkwürdigkeiten: Seltsame Geräusche und Funde, beklemmende Gefühle und bedrohliche Schemen jagen der frisch gebackenen Hausbesitzerin einen Schauer über den Rücken. Als sie nachts von scheußlichen Träumen gequält wird, geht Annika der Ursache auf den Grund.
Erzählt wird zum großen Teil aus Annikas Perspektive, wobei die Traumpassagen in bayerischem Dialekt geschrieben sind. Ich kann nicht einschätzen, inwiefern dies für alle Leser verständlich ist. Als Österreicherin hatte ich keine Probleme damit.
Die Haupthandlung hört sich definitiv gruselig an und die Hintergründe, worauf diese beruht, empfand ich als großartig eingefädelt. Trotzdem sind es eher die Nebenschauplätze, die den Kern der Geschichte ausmachen, die sich eher wie eine Seifenoper als ein Schauerroman lesen.
Die Konstellation von Annikas Familie mit ihren Lebens- und Liebesproblemen drängt sich in den Vordergrund. In dem Zusammenhang sind es teilweise alte Verquickungen und Verzwickungen, die ihren Weg in die Erzählung finden. Hinzu kommen die Liebschaften der Protagonistin selbst, die gerade eine Beziehung beendet und im Lauf der Handlung ein amouröses Abenteuer beginnt. Darüber gestreut werden Intrigen und Verleumdung, Verschmähung und Anbiederung, was sich großteils wie eine banale Soap anfühlt.
Zum Beispiel wird Annika aus nachvollziehbaren Gründen von einer Person getäuscht und ist nachtragend wie ein Esel, statt erwachsen darüber hinweg zu sehen. Im Zusammenhang mit einem Liebesroman finde ich so eine Reaktion durchaus angemessen, trotzdem hat es dem Hauptstrang um den alten Pfarrhof die Spannung genommen.
Angesprochen habe ich bereits den Hintergrund um die Schauer-Elemente. Dieser Part ist meiner Ansicht nach genial und hätte Potential für ein wahres Horror-Spektakel geboten. Dennoch hat es die Autorin nicht geschafft, oder sie hat es nicht gewollt, eine beklemmende Atmosphäre zu erschaffen, den Grusel auf den Leser zu übertragen und dem Erzählten packende Spannung zu verleihen.
Für mich war es zu viel Liebe und zu wenig Atmosphäre. Der schaurige Hintergrund versinkt in einer Seifenoper, was zwar nett zu lesen ist, den Grusel-Elementen aber die Spannung nimmt. Meiner Meinung nach ist „Das Haus der dunklen Träume“ damit das ideale Buch für Leser, die regionale Liebesgeschichten mit kleinem Grusel-Einschlag mögen.