Meine Meinung
Als großer True-Crime-Fan habe ich mich schon sehr auf dieses Buch gefreut, da ich sowohl Podcasts, als auch Serien und Bücher zu diesem Thema förmlich inhaliere. Grundsätzlich fand ich das Buch auch eigentlich sehr angenehm zu lesen, auch wenn das Thema an sich natürlich absolut nicht schön ist. Da ich durch zahlreiche True Crime Podcasts und Dokus bereits alle der hier vorgestellten Fälle kannte bzw. beim Lesen erkannt habe, worum es gehen sollte, waren für mich so allerdings keine erschreckenden Überraschungen dabei. Ausschließlich bekannte Fälle zu lesen war für mich tatsächlich kein Problem, sondern meiner Meinung nach sogar von Vorteil. Da ich die Abläufe und Erkenntnisse der Ermittlungen bereits kannte, konnte ich weggelassene Details im Kopf einfügen und hatte somit die Chance auf ein Gesamtbild, das die Erzählung des ein oder anderen Falls in dieser Form einfach nicht zugelassen hat.
Interessant hätte ich es allerdings trotzdem gefunden, wenn erklärt worden wäre, warum ausgerechnet diese Fälle ausgewählt wurden. Die Idee bzw. das Ziel, wahre Verbrechen aus einer fiktiven Perspektive zu erzählen ist die eine Sache, eine Begründung für die Auswahl hätte ich aber trotzdem wünschenswert gefunden.
Die fiktiven Erzählperspektiven sind auch tatsächlich der Punkt, der mich relativ stark an diesem Buch gestört hat. Als treue True-Crime-Podcast-Hörerin kann ich es zwar in gewisser Weise nachvollziehen, dass man als Podcast-Host irgendwann auch mal Lust auf eine andere Darstellungsform hat, die Erzählperspektiven waren für meinen Geschmack aber viel zu willkürlich gewählt. So erzählen hier beispielsweise ehemalige Mitschüler, die allerdings nicht mal unbedingt in die selbe Klassenstufe gingen oder jemand, der in der Geburtsstadt eines Täters lebt. An und für sich wäre das ja eine interessante Idee gewesen, wenn diese Erzähler dann aber über Wissen verfügen, das ein Podcast-Host nach der Vorbereitung auf eine neue Folge hätte, dann finde ich diese Perspektive ehrlich gesagt weder authentisch, noch gewinnbringend. Darüber hinaus war die Abhandlung der Fälle auf recht wenige Seiten beschränkt, was recht hektisch auf mich gewirkt hat und gleichzeitig zu vielen „persönlichen“ Erinnerungen der Erzähler Raum gegeben hat, was aufgrund ihrer Fiktionalität gleich doppelt irritierend für mich war.
Auch die geänderten Namen aller Beteiligten fand ich bei der Auswahl der Fälle etwas seltsam, zumal im Anhang des Buches zahlreiche Zeitungsartikel als Quellen angegeben wurden, die bei einer kurzen Recherche zu Berichten, Wikipedia-Artikeln und teils auch Interviews führen, in denen dann die abgekürzten, aber realen Namen verwendet werden. In Hinblick auf die Täter war das ein wenig befremdlich zu lesen, mir aber grundsätzlich egal, in Hinblick auf die Opfer hatte ich aber so nicht den Eindruck, dass das Buch für mich einen höheren Mehrwehrt als ein Podcast hätte, zumal Opfer so weder Namen noch Gesicht bekommen und meiner Meinung nach sogar eher in den Hintergrund der Erzählung gerückt sind.
Fazit
Für mich persönlich war das Buch ehrlich gesagt eher ein Fehlgriff, weshalb ich in Zukunft vermutlich beim Format Podcast für True-Crime-Fälle bleiben werde. Die Idee klang zwar interessant, die Umsetzung hatte für mich aber keinen nennenswerten Mehrwert, sondern hat mich beim Lesen tatsächlich eher irritiert als begeistert.
Dafür gibt es knappe zwei Bücherstapel von mir.