Cover des Buches Handbuch Materielle Kultur (ISBN: 9783476024640)
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Rezension zu Handbuch Materielle Kultur von Stefanie Samida

Das Beziehungs- und Bedeutungsgefüge der Dinge

von M.Lehmann-Pape vor 10 Jahren

Rezension

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M.Lehmann-Papevor 10 Jahren
Das Beziehungs- und Bedeutungsgefüge der Dinge

Die Reihe der interdisziplinär angelegten Handbücher aus dem Hause J.B.Metzler haben inzwischen einen thematisch-breiten Umfang erreicht, stellen sich je in hoher Aktualität dar und bieten sehr gut strukturierte, fundierte und umfassende Einblicke in das jeweilige Thema.

In dieser Hinsicht bildet auch dieses vorliegende Werk zur „Materiellen Kultur“ keine Ausnahme.

Wie gehabt wird das Objekt der Betrachtung aus vielfachen Forschungsrichtrungen heraus interpretiert und „eingekreist“, ebenfalls wie gewohnt liegen die einzelnen Betrachtungen auch formal in sich ein stückweit abgeschlossen vor, indem im Buch auf die entsprechenden Kapitel je ein ausreichendes Literaturverzeichnis zur vertiefenden weiteren Betrachtung angeschlossen ist.

So ist es dem Leser ein leichtes, mit diesem Handbuch nach seinen Interessen zu arbeiten, auch wenn sich das Gesamtwerk natürlich in allen Facetten als Lektüre lohnt.

Inhaltlich rekurrieren die Autoren zunächst grundsätzlich auf die Erkenntnis, dass „Dinge wichtige kulturelle Zeugen“ sind. Eine Erkenntnis, die gerade in den letzten Jahren und Jahrzehnten fachübergreifend breit aufgenommen und Gegenstand intensivsten Interesses geworden ist. Die „Materielle Kultur als einzigartiger Zugang zu einem breiten Spektrum verschiedener Lebenswelten und ihren kulturellen Voraussetzungen“.

So erhält dieses Handbuch gerade für die Gegenwart der „auf Konsum“ (weitgehend von Dingen) ausgerichteten Kultur besondere Bedeutung. Denn „wir sind im Alltag von Dingen umgeben“ im Übermaß, in Abhängigkeit, auch im „Streben nach Dingen“. Dinge, die nicht nur nach ihrem „Nutzwert“ her bewertet werden, sondern viel eher nach ihrem inhärenten, persönlichen Wert als „Zeichen und Medium“ (ein Diamant aus dem Hause Preußen ist dann eben 8.000.000 Franken wert und nicht nach Materialwert „nur“ 450.000 Franken).

Wenn aber die „materielle Kultur“ uns Auskunft über uns selbst und andere gibt, dann ist gerade diese einfach scheinende „Sicht auf Dinge“ eine durchaus komplexe Sprache, ein kulturelles Ausdrucksmittel, das zu Recht in der Ethnologie, der Geschichtswissenschaft, der Kulturwissenschaft, der Kunstgeschichte, der Archäologie, der Philosophie und der Literaturwissenschaft einen wichtigen und wichtiger werdenden Platz einnimmt.

Eine „interdisziplinäre“ Betrachtung, die im Buch in fundierter, differenzierter und ausführlicher Weise ihren Platz findet.

In sechs Hauptteilen legen die Herausgeber mit den vielen Autoren im Buch den aktuellen Stand der Dinge dar.

Zunächst wird der Terminus definiert und Forschungslücken wie Forschungsperspektiven aufgezeigt. Erweitert im zweiten Teil mit einer Darlegung der ambivalenten Beziehungen und Bedeutungen von Dingen.
Dem folgt der „praktische“ Blick auf die „materiellen Dinge“. Ihre Wahrnehmung, die Verwendung, ihre Wiederverwendung und der Konsum von Dingen. Diese interpretierend finden sich in der Gegenwart Begriffe und Konzepte, die im vierten Teil des Buches thematisiert werden.

Einen wichtigen Schwerpunkt setzt dann der fünfte Hauptteil, der den einzelnen mit der Frage befassten Forschungsrichtungen nachgeht, diese auch je für sich betrachtet und die verschiedenen theoretischen und methodischen Zugänge zum Thema nachvollziehbar erläutert.

Das Buch schließt mit einem ausgewählten Literaturverzeichnis, das vor allem das Ziel verfolgt, dem Leser einen „schnellen Zugriff“ auf die zentrale Literatur zu liefern.

Ein existenzielles Thema, gut strukturiert aufbereitet, das, trotz seiner komplexen und daher Konzentration erfordernden Sprache sehr verständlich in die „Bedeutung der Dinge“ einführt und die verschiedenen disziplinären Zugänge einerseits für sich betrachtet aufnimmt, andererseits aber auch das „große Ganze“ in der Verbindung all der Betrachtungsperspektiven fühlbar entstehen lässt.
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