Stefanie Weiss

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Neue Rezensionen zu Stefanie Weiss

Cover des Buches Die Komplizen (ISBN: 9783455016710)
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Rezension zu "Die Komplizen" von Georges Simenon

mimitati_555
Fatale Entscheidung

Der Bauunternehmer Joseph Lambert fährt mit seiner Geliebten Edmonde zu einer Baustelle; statt auf die Straße zu achten, ist er mit der Frau auf dem Beifahrersitz beschäftigt, zwischen deren Schenkeln sich seine rechte Hand befindet. Durch seine Unaufmerksamkeit verursacht er einen fürchterlichen Unfall und begeht Fahrerflucht. Wie lebt man weiter mit einer solchen Schuld, wenn man unzählige Menschenleben auf dem Gewissen hat?

„Ihm kam die Idee, anzuhalten und kehrtzumachen. Aber er schaffte es nicht. Das ging über seine Kräfte. Er wollte nichts sehen. Panik, eine Macht, über die er keine Kontrolle hatte, trieb ihn weiter.“ (Seite 7)

Georges Simenon kam sofort zur Sache, er hielt sich nicht mit Nebensächlichkeiten auf, sondern schmiss mich einfach direkt mitten ins Geschehen rein, nämlich in die Situation, die geradewegs auf eine Katastrophe zusteuerte. Ich habe das ungeheuerliche Ausmaß des Unfalls nicht erwartet, wurde durch die Brutalität des Fahrmanövers kalt erwischt. Obwohl ich bereits wusste, wie Joseph reagieren würde, war ich dennoch überrascht und kann mein Entsetzen kaum in Worte fassen, als mir klar wurde, welches Unglück er mit seiner Eskapade verursacht hat.

„Es kam jetzt darauf an, kaltblütig zu bleiben. Er durfte nicht auf das Heulen der Sirenen achten, das ihn an das verzweifelte Hupen des Busses erinnerte.“ (Seite 12)

Joseph war kein sympathischer Mann, er selbst fand auch niemanden sympathisch. Ziellos und haltlos, dabei allerdings durchaus geschäftlich erfolgreich, schlitterte er durchs Leben. Die Ausnahmesituation, in die er sich gebracht hat, war unausweichlich bei seinem Lebensstil, die Folgen malte er sich je nach Laune unterschiedlich aus. Die Schuld aber, die suchte er nicht bei sich, ihn interessierte nur, wie er mit heiler Haut aus dieser Situation wieder herauskam.

Dieses Psychogramm der menschlichen Abgründe des belgischen Autors wurde bereits 1956 in Frankreich veröffentlicht, für mich allerdings ist es zeitlos, auch der Ort des Geschehens austauschbar. Der innere Kampf des Protagonisten mit und gegen sich, der ist das Herz der Geschichte und hätte spannender nicht sein können. Ein großartiger Roman, der mich wunderbar unterhalten hat. Von mir gibt es die volle Punktzahl.

Cover des Buches Der Mann aus London (ISBN: 9783257241044)
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Rezension zu "Der Mann aus London" von Georges Simenon

Eleonora
Athmosphärischer Krimi im nebelverhangenen Dieppe🌫🕵🏻‍♂️

Maloin ist Rangiermeister im Hafenbahnhof in Dieppe, hat Frau und zwei Kinder und lebt eigentlich ein ruhiges, unspektakuläres Leben. Das ändert sich jedoch, als er an einem dunklen Winterabend von seinem Arbeitsplatz aus hoch oben über dem Hafen beobachtet, wie sich zwei Männer um einen verdächtigen Koffer streiten, der eine dem anderen ins Gesicht schlägt und dieser dann mitsamt dem Koffer tot ins Wasser fällt. Maloin zögert kurz, doch dann entschließt er sich nach dem Koffer zu tauchen. Er hat Erfolg und findet ihn mitsamt dem Inhalt von über einer halben Million Francs. Mit irgendwelchen Folgen rechnet er nicht und glaubt auch nicht, dass ihn jemand bei der Bergung beobachtet hat. Als er jedoch auf den Täter trifft, ist er sich dessen nicht mehr sicher. Fortan fühlt er sich verfolgt. Als dann auch noch der Besitzer des gestohlenen Geldes in die Stadt kommt auf der Suche nach dem Dieb und seinem Besitz und der ganze Ort abgeriegelt wird zieht sich die Schlinge um den Dieb und Mörder immer weiter zu und auch Maloin weiß nicht, wie er aus dieser misslichen Lage wieder herauskommen soll📖


Mein erstes Buch von Simenon. Zwar kein Maigret Roman, dennoch äußerst lesenswert wie ich finde. Mein Onkel schickte es mir neulich zu mit wärmster Empfehlung. Gleich zu Beginn wurde man ins Geschehen rund um den Mord geworfen und wie Maloin Zeuge dessen wurde. Simenon fackelte nicht lange. Nach und nach lernte man dann Maloin näher kennen, der tagein tagaus in seiner Glaskabine über dem Hafen arbeitete um seine Familie zu ernähren. Kein gespärchiger Mann, dessen Ehe kriselte, der aber ein gutes Verhältnis zu seiner Tochter pflegte. Ihr schenkte er als erstes etwas mit dem Geld aus dem Koffer. Doch die anfänglichen vielen Möglichkeiten, die Maloin durch den Kopf gingen was er mit dem Geld anfangen könnte, wurden bald ersetzt durch Angst - Angst vor dem Dieb und Mörder und den eventuellen Folgen seiner Geldbergung. Seine Gedanken kreisten nur noch um den Mann, der vermutlich nicht aufgeben würde bis er sein Diebesgut zurückhaben würde.
Auch wenn das Buch am Anfang einen gleich mit der Tat konfrontierte, entwickelte sich die Geschichte danach erstmal eher langsam. Simenon zeichnete aber mit seinen Worten sehr atmosphärisch die Stimmung und den Ort, sodass man sich gleich hineinversetzt fühlte ins winterliche, nebelverhangene Dieppe und das gefiel mir sehr. Als hochspannend würde ich die Geschichte nicht bezeichnen, jedoch wollte man wissen wie es für Maloin und auch dem Täter ausgeht. Ein sehr gelungener, stimmungsvoller Roman, der mir doch sehr gut gefallen hat. (4/5)⭐️🙂 

Cover des Buches Schlusslichter (ISBN: 9783455005745)

Rezension zu "Schlusslichter" von Georges Simenon

Ein LovelyBooks-Nutzer
Ein herausragender Klassiker

Buchbesprechung zu »Schlusslichter« von Georges Simenon

Diesen Roman durfte ich mir auf Anfrage kostenlos als E-Book bei NetGalley herunterladen. Die 208-seitige Taschenbuchausgabe mit der ISBN 978-3-455-00795-4 kostet 12.00 € und erschien am 1. April 2020 als Neuauflage im Atlantik-Verlag (Hoffmann & Campe Verlag GmbH). Übersetzt aus dem Französisch von Stefanie Weiss. Der Originaltitel lautet "Feux rouges" und erschien im Jahre 1953.


Steve und Nancy Hogan fahren von New York nach Maine, wo sie ihre Kinder aus dem Feriencamp abholen wollen. Die Stimmung ist gereizt. Nancy wirft ihrem Mann seine Trunksucht vor, die dieser abstreitet, nur um sich bei jedem Halt einen Drink zu genehmigen. Über ihren Streit ignorieren die beiden die Radiomeldungen über einen aus dem Gefängnis ausgebrochenen Schwerverbrecher. Schließlich platzt Nancy der Kragen, und sie beschließt, allein mit dem Bus weiterzufahren. Als Steve nach dem nächsten Stopp zu seinem Auto zurückkehrt, sitzt darin der entflohene Häftling.


Meinung

Als das Ehepaar Hogan ihre Kinder aus dem Feriencamp abholen wollen, setzt sich Steve schon volltrunken hinter das Lenkrad. Warum er das tut, bleibt mir verborgen. Ein Drink vor der Fahrt genügte ihm nicht, er hält an einer Kneipe an und genehmigt sich noch einen Schluck, während Nancy im Auto auf ihn wartet. Die Fahrt geht weiter, die beiden streiten sich weiter. Bei der nächsten Gelegenheit fährt Steve wieder an die Seite und Nancy droht damit, die Reise ohne ihn fortzusetzen, wenn er jetzt wieder in die Kneipe ginge. Steve zieht den Schlüssel und steigt aus dem Wagen. Nach dem Besuch der Bar stellt er fest, dass Nancy verschwunden ist. Seine Gedanken spielen verrückt, denn er glaubt, sie sei mit dem Bus weitergefahren. Er will sie verfolgen, doch dann erkennt Steve sein dümmliches Verhalten, sucht erneut eine Kneipe auf. Als er zurückkehrt, sitzt ein Ausbrecher im Wagen. Dieser fordert Steve auf, in Richtung Boston weiterzufahren. Steve beschließt, dass es klüger ist, sich nicht zur Wehr zu setzen, da der junge Mann ja bewaffnet sein könnte. Nicht ahnend, dass die Meinung eines frustrierten Säufers in der Regel niemanden interessiert, beglückt Steve den Kriminellen mit seinen Ansichten über Frauen. Dann platzt zu allem Überfluss auch noch ein Reifen, den Steve nicht zu wechseln in der Lage ist. Der Ausbrecher wird immer wütender, denn das Risiko, von der Polizei geschnappt zu werden, steigt von Stunde zu Stunde. 

Am nächsten Tag wacht Steve Hogan verkatert auf und stellt erstaunt fest, dass sowohl seine Brieftasche als auch seine Frau Nancy verschwunden sind. Auf diesen Schreck muss sich Steve erst einmal einen Drink genehmigen. Im Feriencamp seiner Kinder ist seine Frau nie angekommen. Dann erfährt er aus der Zeitung, dass eine unbekannte Frau von einem Unbekannten Täter ausgeraubt wurde. Es folgen hektische Telefonate ...

Die Reise des noch relativ jungen Ehepaares hat sich in der Tat zu einem Alptraum entwickelt. Wie Steve und Nancy diese Krise bewältigen, überlässt der Autor meiner Fantasie, doch aus der Situation wächst ein Zusammengehörigkeitsgefühl, welches mich als Leserin aufatmend, hoffend und zu tiefst beeindruckt von Simenons literarischem Können zurücklässt.


Fazit

Für dieses zeitlose Ehedrama aus der Reihe Die großen Romane - Band 79 vergebe ich fünf Sternchen. Obwohl Georges Simenon (1903 - 1989) als der erfolgreichste Schriftsteller des 20. Jahrhunderts gilt, ist dies mein erster Roman von ihm gewesen. Weitere stehen ab heute auf meiner Wunschliste. Besten Dank an den Atlantik-Verlag und NetGalley für diesen herausragenden Klassiker.



© 2020 Frau-mit-Hut


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