nicht unerwartet, eher schlecht als recht auf der durch sechs Atomkriege unwirtlich gewordenen Erde eingerichtet. Drei Blöcke sind entstanden: ein sineuropäischer, ein arabisch-amerikanisch-russischer und ein japanischer. Der eigentümliche Funkspruch eines alten Haudegen lässt die Hoffnung keimen, dass eine zweite Erde existiert; doch lässt sich diese nicht genau lokalisieren und so wird ein Suchtrupp des sineuropäischen Reiches, unterstützt von einem Jungen namens Einstein sowie dem Chinesen Fang, die auf der Erde bleiben, losgeschickt um den Planeten zu finden - als Ersatz für die nahezu unbewohnbar gewordene Erde.
Auch die anderen Mächte verfolgen die Entwicklungen und schicken ihrerseits Raumfähren nach. Die luxuriöse des aramerussischen Reiches, welches dominiert von den Arabern noch als verhältnismäßig wohlhabend gelten kann und die spartanisch-kriegerische der Sam (steht für Samurai).
Um diese Idee entspinnt sich die Handlung, die um die der Recherche der Geheimnisse des Inkareiches durch Einstein und Fang ergänzt werden. In kurzen Kapiteln erzählt Benni den Plot, die Abenteuer, das misstrauische Beäugen der Großmächte, deren spezifische Kulturen (der demokratischen Oligarchie, des arabischen Despotismus und des japanischen Militarismus). Eingearbeitet wird eine Vielzahl von Geschichten von menschlichen Computern, Abenteurern und verwegenen Entdeckern, Subkulturen, Mäusen, die den Befehl verweigern, Mythen der Inka, die mit dem chinesischen I Ging verflochten werden, der Popkultur bis in die 80-er Jahre (McCartney, Jagger), Computertechnologie bis hin zu Aussagen über die Weltpolitik.
Die Anspielungen sind unendlich; auf jeder Seite stolpert man über eine Vielzahl, wenn man sie überhaupt entdeckt. Es bedürfte schon eines enzyklopädischen Wissens, um alle Verweise richtig orten zu können. Wenn einer der Protagonisten zum Beispiel mit Seifenbecken, Spiegel und Rasiermesser zum kleinen Beobachtungsturm der Raumkapsel emporsteigt und seinen Gedanken zu fließen beginnen, ohne Absätze, so hat man in eineinhalb Seiten die Kurzversion des Ulysses präsentiert bekommen , als Persiflage - versteht sich.
Man muss und kann Bennis Anspielungen nicht alle kennen und dennoch sind alle Passagen ein Genuss. In keiner Seite enthält das Buch längen, hinter jeder Ecke verbirgt sich eine neue Überraschung. Tiefgründig ist die Aufklärung zum Schluss und in jeder Zeile bleibt der Autor sich und seiner pessimistischen Sicht auf die Menschen treu.
Es ist alles andere als ein verklärtes Bild, welches Benni zeichnet. Im Gegenteil auch wenn sich positive Inseln der Menschlichkeit erkennen lassen, der Grundtenor bleibt ein pessimistischer und damit wohl auch ein realistischer. Ein Satire durch und durch, und vielleicht auch ein prophetisches Buch, das sich allerdings keine Illusionen über die Zukunft der Menschheit macht.
Stefano Benni
Alle Bücher von Stefano Benni
Terra!
Die Bar auf dem Meeresgrund
Brot und Unwetter
Der Zeitenspringer
Geister
Der schnellfüßige Achilles
Komische erschrockene Krieger
Baol. Die magischen Abenteuer einer fieberhaften Samstagnacht
Neue Rezensionen zu Stefano Benni
Rezension zu "Il bar sotto il mare. Italienischer Text mit deutschen Worterklärungen. B2 (GER)" von Stefano Benni
HelloBMit Benni ist das so: Hat man einmal etwas von ihm gelesen, wird man süchtig. Ganz plötzlich hat man einen neuen Lieblingsautoren, der auch hier wieder die ganze Bandbreite seiner Erzählkunst auffächert.
Ein junger Mann, tritt in eine Bar unter Wasser ein, wie in einen Traum. Die kuriosen Geschichten, die er von den so verschiedenartigen Besuchern hört, fesseln den Leser eisern. Männer mit Hut, Blondinen, der Teppichhändler, der Matrose, die Nixe, der Zwerg, der Koch, der unsichtbare Mann, der schwarze Hund, der Floh des schwarzen Hundes: mit mediterraner Fabulierlust erzählen sie glaubhafte und unglaubliche Begebenheiten. Es ist wie ein Kaleidoskop skurriler und phantasievoller Geschichten.
Für alle, die sich gerne unterhalten lassen, sich über Phantasie freuen und sich auf ungewöhnliche Geschichten einlassen wollen, ist die Bar auf dem Meeresgrund der richtige Ort, um sich zu besaufen.
"Luzius Lurch feierte seinen siebzigsten Geburtstag, indem er aufwachte." Wenn dies der erste Satz eines Buches ist, dann muss man weiterlesen. Stefano Benni, vielen, aber noch längst nicht vielen genug, bekannt von seinem Roman "Terra!", zieht in dieser Satire auf das "neue" Großstadtleben wieder alle Register seines wortgewaltigen Könnens. Hauptperson ist der zitierte Professor Lurch, der mit seinem Kanarienvogel auf Berg 3 seiner Stadt wohnt. Dann spielen noch Luzi und Rosa eine Rolle, Lee, der vermeintlich Irre, der aus einer Anstalt ausbricht, um Leo, der in einer abgeschotteten Straße Opfer eines Attentats wird, mit der Wahrheit seines Todes zu verknüpfen, der Inspektor, der sich mit den Ermittlungen herumschlagen muss und dem der Journalist Carlo Chamäleon reichlich zusetzt. Alle bewegen sich in einer Stadt, die von den Erinnerungen verfärbt wird und deren Zukunft eine einzige Ungewissheit ist.
Das, was Benni an Phantasie in einzelne Bücher packt, reicht jeweils für eine ganze Serie von Romanen. Es ist unglaublich, wie viel von ihm erfunden wird, um den Leser ein ums andere Mal nicht nur beeindruckt sondern überwältigt zurückzulassen. Seine Sprache ist wie eine Abfolge schneller Bilder, teils bunt und schrill, aber auch melancholisch und mit stimmungsvollen Momenten. "Krieger" ist einer der frühen Romane von Benni, wo er noch überschäumend und ohne Punkt und Komma sein Feuerwerk gezündet hat. Es ist für alle Freunde des Lebens und ganz sicher auch ein Auslöser, mehr von diesem einzigartigen Schrifsteller zu lesen, der natürlich in Italien längst in der Champions-League schreibt.
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