Cover des Buches Essbare Wildpflanzen (ISBN: 9783038003359)
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Rezension zu Essbare Wildpflanzen von Steffen Guido Fleischhauer

Hervorragend im Rahmen seiner Möglichkeiten

von Dr_M vor 9 Jahren

Rezension

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Dr_Mvor 9 Jahren
Will man jedoch essbare Wildpflanzen selbst finden, dann sind nach meiner Erfahrung Leute, die sich damit auskennen und spezielle Wanderungen durchführen, der erste und beste Ansprechpartner. Bücher erfüllen einen solchen Zweck zwar auch, bieten aber keineswegs die Sicherheit, die sie vielleicht bei manchem Leser erzeugen. Von allen Werken, die ich bisher in der Hand hatte, ist dieses Buch hier das mit Abstand beste.

Es ist sehr praktisch aufgebaut, handlich, übersichtlich und bietet die wesentlichen Informationen. Aber es hat eben auch Tücken, für die es nichts kann. Ein Foto oder eine Zeichnung können niemals die komplexe Wahrnehmung nachbilden, die wir erhalten, wenn wir eine Pflanze in der Hand halten, sie betrachten, fühlen und riechen.

Es gibt Bestimmungsbücher, die geistreich alphabetisch geordnet sind. Andere gehen nach den Blütenfarben und zwingen die Leser damit, sich in der entsprechenden Zeit auf die Pirsch zu machen. Hat man einmal eine Pflanze eindeutig in der Natur identifiziert, wird man sie danach immer wieder genau bestimmen können.

In diesem Buch ordnen die Autoren die Pflanzen nach der Blattform. Das ist die einzig wirklich sinnvolle Methode, will man eine Pflanze identifizieren. Danach folgen ein Foto und eine oder mehrere Zeichnungen, die Größe, die Wachstumsperiode und die Blütenfarbe. Anschließend erfährt man etwas zur Verwendung und zum Geschmack. Eine Aufzählung von Inhaltsstoffen und die Beschreibung einer möglichen Heilwirkung beschließen dann die Ausführungen zu einer Pflanze. Was will man mehr? Besser kann man es nicht umsetzen, wenn man es sich zur Aufgabe macht, 200 Pflanzen vorzustellen. Dennoch kann ich die Euphorie vieler Rezensenten nicht teilen.

Erstens wird man viele der in diesem Buch angeführten Pflanzen nur selten finden, weil sie nämlich selten sind. Einige wachsen bei uns nicht wirklich wild. Topinambur beispielsweise ist bei uns nicht heimisch. Sie kann nur angepflanzt worden sein und sich dann mit der ihr eigenen Aggressivität ausgebreitet haben.

Zweitens erweisen sich viele Fotos in diesem Buch (wie in allen anderen auch) als irreführend. Das kann man wiederum am Beispiel der Topinambur gut beobachten. Diese Pflanze wird (wie im Text richtig erwähnt) über zwei Meter groß. Auf dem Foto hingegen erscheint sie klein, weil es von einer größeren Entfernung und von einem leicht erhöhten Standpunkt aufgenommen wurde.

Ich würde auch mit diesem hervorragenden Buch manche mir gut bekannte Pflanze wahrscheinlich nicht mit letzter Sicherheit bestimmen können. Beispielsweise hätte ich Schwierigkeiten die Europäische Eibe in meinem Garten zu identifizieren, wenn sie gerade nicht Früchte trägt, weil in diesem Buch nur ein Detailfoto der Fruchtstände zu sehen ist. Immerhin half mir das Buch, meinen Fehlglauben über die Giftigkeit der Früchte zu beseitigen. Und diese Korrektur erwies sich nicht als Einzelfall.

Kurz: Dies ist ein wirklich hervorragendes Buch. Aber eine letzte Sicherheit kann es prinzipiell nicht bieten.

Ich würde jedem, der sich für Wildkräuter interessiert, raten, sich auf die häufig vorkommenden Arten zu beschränken. Vogelmiere, Giersch (im Frühjahr), Löwenzahn, Wegerich, Franzosenkraut und Taubnessel findet man vom Frühling bis Herbst fast überall in Parks und auf Wiesen. Sie sind nicht nur in ausreichender Menge vorhanden, sondern auch relativ leicht zu identifizieren.
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