Rezension zu "Der stumme Rächer" von Stella Tower
Der Hund ist des Menschen bester Freund, es sei denn dieser Mensch bevorzugt Katzen, aber selbst in diesem Fall wird er zugeben müssen, dass Hunde äußerst liebenswürdige, treue Geschöpfe sind. Ein Hund würde alles für sein Herrchen tun und, wenn wir schon beim Thema sind, furchtbare Rache an denen üben, welche dem Herrchen etwas antun wollen, indem sie ihn sagen wir mal umbringen. Genau das geschieht nämlich in diesem Fall wo ein unbekannter Bösewicht den Hausherrn eines britischen Anwesens meuchelt. Wer war’s? – lautet die Frage von nun an.
Ja, meine Damen und Herren, Der stumme Rächer ist ein Kriminalroman, und zwar einer der klassischen Schule, ein traditioneller Whodunit. Es gibt sogar einen Amateurdetektiv der etwas ausgefalleneren Sorte. Der Name dieses Spürhundes (Hund ist wie gesagt in diesem Fall wörtlich zu verstehen) lautet Miss Jenkins.
Und da sind wir auch schon beim Hauptproblem: Der stumme Rächer verdankt seinen (zugegeben recht überschaubaren) Nachruhm gerade dieser Tatsache, nämlich dem Kunstgriff, die Handlung von einem Vierbeiner erzählen zu lassen. Ist man sich von Anfang an dieses Faktes bewusst, wartet man ungeduldig darauf, dass die Autorin endlich Farbe bekennt. Aber Stella Tower wählt den Weg, die wahre Identität ihres Erzählers bis zum Ende geheim zu halten. Ein irritierender Kunstgriff, der allerlei sprachliche und inhaltliche Verrenkungen nötig macht. Zunächst könnte man glauben, Miss Jenkins sei tatsächlich ein Mensch, evtl. eine Person mit schwerer körperlicher Behinderung vielleicht eine taubstumme Frau. Erst als unsere Erzählerin am Ende dem Mörder wütend knurrend an den Hals springt wird endgültig klar, dass es sich bei ihr um eine Hundedame handelt. Die Suche nach ebendiesem Missetäter ist zwar nicht direkt langweilig, aber auch nicht unbedingt von atemloser Spannung gekennzeichnet.
„Der stumme Rächer“ stellt innerhalb der Geschichte des Kriminalromans eine interessante Kuriosität dar, mehr leider aber auch nicht.