Stendhal

 4 Sterne bei 186 Bewertungen
Autor von Rot und Schwarz, Die Kartause von Parma und weiteren Büchern.
Autorenbild von Stendhal (© Johan Olaf Sodermark)

Lebenslauf

Stendhal (Marie-Henri Beyle), geboren am 23.1.1783 in Grenoble, nahm als Offizier an den napoleonischen Feldzügen teil und lebte später viele Jahre als französischer Konsul in Italien. Sein Werk umfasst Romane und Novellen, Bücher zu Reisen, Musik und Kunst und autobiographische Skizzen. Es zählt zum Bedeutendsten der französischen Literatur. Stendhal starb am 23.3.1842 in Paris.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Stendhal

Cover des Buches Rot und Schwarz (ISBN: 9783730600467)

Rot und Schwarz

(88)
Erschienen am 07.08.2013
Cover des Buches Die Kartause von Parma (ISBN: 9783104012179)

Die Kartause von Parma

(38)
Erschienen am 20.12.2011
Cover des Buches Über die Liebe (ISBN: 9783847270270)

Über die Liebe

(19)
Erschienen am 02.03.2013
Cover des Buches Armance. (ISBN: B004I4X9MU)

Armance.

(4)
Erschienen am 01.01.1955
Cover des Buches Über die Liebe. (ISBN: B00275PMOU)

Über die Liebe.

(2)
Erschienen am 01.01.1961
Cover des Buches Italienische Chroniken (ISBN: B0000BO8JH)

Italienische Chroniken

(2)
Erschienen am 01.01.1959
Cover des Buches Meistererzählungen (ISBN: 9783257224634)

Meistererzählungen

(1)
Erschienen am 28.03.2002

Neue Rezensionen zu Stendhal

Cover des Buches Rot und Schwarz (ISBN: 9783730600467)
KarenAydins avatar

Rezension zu "Rot und Schwarz" von Stendhal

"Ja, nun ist mein Roman eigentlich zu Ende“, dachte er, „und ich allein war meines Glückes Schmied.“
KarenAydinvor 3 Monaten

Worum geht es? 

Es geht um das Leben und den sozialen Aufstieg des jungen, leidenschaftlichen und stolzen Julien Sorel, der bescheidener Herkunft ist, es aber vom einfachen Hauslehrer in einer kleinen Provinzstadt über das Priesterseminar in Besançon bis in den Palast eines einflussreichen Marquis in Paris schafft. Bestimmend in seinem Leben ist seine fatale Liebe zu der sozial über ihm stehenden, älteren und verheirateten Madame de Rênal.

 

Kritik

Wow! Ich habe etwas gezögert, ob ich wirklich einen 750-Seiten Roman lesen möchte. Nach spätestens zehn Seiten war ich mit in dem fiktiven Provinznest Verrières. Das lag für mich an dem wunderbaren auktorialen Erzähler und an dem ungewöhnlichen Protagonisten, dem leidenschaftlichen Julien Sorel, einem der faszinierendsten Charaktere der Literaturgeschichte. Gegen ihn wirken alle Jane Austen Helden wie brave und spröde Finanzbeamte und selbst Brontes Heathcliff kommt recht nüchtern und pragmatisch daher.

Der Roman spielt zur Zeit der französischen Restauration (1815-1830). Rot und schwarz stehen für die militärische Karriere (die nach der Abdankung Napoleons nicht mehr möglich ist (rot) und die Laufbahn als Priester (schwarz), die eine Zeitlang als einzige Option für ein Fortkommen (räumlich wie sozial) erscheint. Interessant ist, dass Stendhal diesen Roman nach einer wahren Begebenheit geschrieben hat, er wurde inspiriert von einem Mordprozess. Der Roman soll zu Lebzeiten Stendhals keinen großen Erfolg gehabt haben, zählt aber heute zu den französischen Klassikern.

Wir begegnen Julien, wie er mit der Nase in einem Buch steckt und von seinem brutalen und grobschlächtigen Vater gesucht wird, der möchte, dass er im väterlichen Sägewerk arbeitet. Für so grobe körperlichen Tätigkeiten ist er gar nicht geeignet. „Er verabscheute seine Heimat, alles, was er hier sah, lähmte seine Phantasie.“ (37).

Er träumt von einer Karriere im Militär, verehrt Napoleon leidenschaftlich. Und leidenschaftlich ist er in allen Dingen. Er ist impulsiv, idealistisch, neigt zu Extremen, er liebt und hasst, und es scheint kaum etwas dazwischen zu geben, er ist ein Außenseiter, fühlt sich fremd unter den Menschen, gehört nicht zu denen, in deren Kreis er geboren wurde, wird von denen, in deren Kreise er gelangt nie ganz akzeptiert und wird zerrissen von dem Bewusstsein, dass er ihnen intellektuell und moralisch überlegen ist, aber von ihnen aufgrund seiner Herkunft immer als unterlegen betrachtet werden wird. Julien ist ehrlich, authentisch und möchte dem Leser nicht gefallen.

Er ist allein, aber sehnt sich nach einer Freundin, nach Liebe, nach einer authentischen Bindung auf Augenhöhe und kann es nicht glauben, als er sie in der Ehefrau des Monsieurs de Rênal findet – eine Liebe (nach etwas zweifelhaften Anfängen, denn zu Beginn möchte Julien sich eigentlich nur hochschlafen), die eigentlich nicht sein kann, nicht darf, und der er sich immer wieder aufs Neue rückversichern muss. Wow! Was für eine Liebesgeschichte! Oh, was habe ich mit den beiden gelitten! „Die große seelische Krisis änderte von Grund auf die Art des Gefühls, das Julien mit seiner Geliebten verband. Seine Liebe war nicht mehr lediglich Bewunderung ihrer Schönheit und Stolz auf ihren Besitz. Ihr Glück war nunmehr von einer weit höheren Art; die Flamme, die sie verzehrte, schlug mehr und mehr über ihnen zusammen. Sie durchlebten Augenblicke unsinnigsten Taumels. Unbeteiligten hätten sie für glücklicher als je gegolten.“ (168)

Aus moderner Sicht, in der es diese Schranken nicht mehr gibt, in der auch die Religion nicht mehr die bestimmende Rolle spielt (die Frau droht an ihrer Reue und ihrem Schuldempfinden zugrundezugehen), in der auch die Liebe einen anderen Stellenwert hat und auch anders gelebt wird (wer neigt heute noch zu tränenreichen Geständnissen und impulsiven dramatischen Aktionen), alles eher rational und pragmatisch ist, war es einfach für mich so schön, den beiden altmodischen und leidenschaftlich Liebenden zuzusehen. Denn eigentlich ist es ein Roman über die (transgressive) Liebe und die Leidenschaft, die ein Leben ausmachen und zugrunderichten kann. Zugleich über den Ehrgeiz, das Machtstreben und das Verkennen des Glücks, das man in Händen hält. So etwas kann natürlich nicht gut ausgehen – das ist klar. Es gibt keinen Sonnenuntergang, in den die beiden reiten werden. Der Verlauf ist tragisch. Genaueres werde ich dazu nicht verraten. Es bleibt mitreißend– auf allen 750 Seiten. „Ja, nun ist mein Roman eigentlich zu Ende“, dachte er, „und ich allein war meines Glückes Schmied.“ (627).

Also, im ersten Teil hat mich die Liebe zwischen den beiden fasziniert, das Priesterseminar ist wichtig für den Fortgang der Handlung und durchaus interessant, der Klerus kommt nicht besonders gut weg, aber richtig spannend wird es dann in Paris. Nicht nur, weil dort eine zweite Frau ins Spiel kommt.  Julien betritt die Kreise, zu denen er immer gehören wollte, doch auch wenn er mitten unter ihnen ist, jedes Wort, das er sagt, wird auf die Goldwaage gelegt, er muss stets auf der Hut sein, er muss stets Acht geben, wer Freund und wer Feind ist, ihm steht es nicht wie den anderen frei, auszusprechen, was er denkt. Ich kann dieses Gefühl der Nichtzugehörigkeit sehr gut nachvollziehen.

Insgesamt: man muss die Romantik mögen, man muss auch den Stil, der aus heutiger Sicht überbordend ist, die Charaktere, die in hohem Maße empfindsam sind, mögen. Moderne Romance wirkt dagegen nüchtern und etwas steril. Wer keinen Funken von Julien in sich trägt, mag den Roman schwülstig und langweilig finden. Bei mir wird er einen besonderen Platz im Regal erhalten.

Cover des Buches Die Kartause von Parma (ISBN: 9783446209350)
lesestundens avatar

Rezension zu "Die Kartause von Parma" von Stendhal

Ein spannender Roman über Italien und die Liebe
lesestundenvor 9 Jahren

Als Bildungsroman ausgelegt, wird sehr schön die Entwicklung von Fabrizio gezeigt und ab Mitte des Buches wird auch die Suche nach der wahren Liebe ein Thema. Und ab dieser Stelle habe ich diesen Roman so richtig lieb gewonnen. Geschickt packt hier Stendhal die dicke Spannungskeule aus. Hier ist alles dabei, von spannenden Kämpfen, viele Intrigen, schmalzigen Liebesszenen, despotische Herrscher, schöne Herzoginen in ihren prunkvollen Palais, Verkleidung, Flucht, Mord, also praktisch alles was ich mir wünsche. Hier wird der Leser durch alle Höhen und Tiefen geschleift. Dabei legt Stendhal ein angenehmes Tempo vor und wählt eine einfach zu lesende, aber dem Lesefluss sehr förderliche Sprache. Es gibt keine Stelle, die langweilig ist und hier sind hundert Seite so schnell gelesen wie sonst fünfzig. Gleichzeitig leiden die Charaktere des Romans aber an der gleichen Schwäche, wie die meisten aus der Feder der oben genannten Autoren: Sie sind häufig übertrieben und völlig überzeichnet. Ist jemand verliebt, dann aber auch völlig kopf- und willenlos. Ist jemand böse, dann aber so richtig und ist jemand ein schmeichelnder Höfling, dann aber auch komplett ohne Rückgrat. Die Geschichte bringt es voran, die Spannung steigert das, aber komplett abnehmen kann man das dem Autoren dann oft nicht mehr. Diese Ausgabe vom Hanser Verlag kommt mit einem sehr gelungenen Nachwort und vielen Beilagen, wie Briefe und die Rezension von Balzac, Zeittafeln, Entwürfe für eine Neuauflage und Anmerkungen zur Übersetzung und Begriffen. Ein Buch, das ich jeden nur empfehlen kann. Auch jenen, die eher selten Klassiker lesen und gerne zu Abenteuerromane greifen.

Ausführliche Rezension: http://www.lesestunden.de/2016/05/die-kartause-von-parma-stendhal/

Cover des Buches Über die Liebe (ISBN: B0000BO8JU)
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Rezension zu "Über die Liebe" von Stendhal

Rezension zu "Über die Liebe" von Stendhal
SomeBodyvor 12 Jahren

Stendhal unternimmt mithilfe von Poesie in diesen kleinen Essays den Versuch, die (seine) Liebe zu erklären: Philosophisch, subjektiv, symptomatisch, leidenschaftlich … und so manches Mal einfach nur nüchtern ironisch.

Gespräche aus der Community

Die Lovelybooks-Klassiker-Zeitreise geht in die nächste Runde! In Absprache mit dem Verlag wollen wir nunmehr bei unserer Zeitreise chronologisch vorgehen, und uns dem ältesten Buch auf unserem "Zeitstrahl" widmen: "Über die Liebe" von Stendhal.

Es ist sicher nicht das erste Buch, das einem bei der Erwähnung des Namens "Stendhal" in den Sinn kommt. Bekannt wurde er vor allem durch seine Romane, wie "Rot und Schwarz" oder "Die Kartause von Parma". Nur wenige wissen heute noch, dass er eigentlich mit eher essayistischen Texten seine Karriere begonnen hat. Dazu zählt auch dieser Band, das 1822 erschienene "Über die Liebe".  

Ich halte es für eine glückliche und spannende Idee, dass wir uns diesem Autor eher über Essays nähern, als über einen seiner Romane. Denn "Über die Liebe" ist sprachlich überraschend modern, geistreich, und sicher auch provokant. Stendhal, eigentlich Henri Beyle, war ein leidenschaftlicher Mensch, und hat sich zeit seines Lebens sehr von dieser Leidenschaft treiben lassen. Er war nie verheiratet, hatte aber (unglückliche) Liebschaften. In diesen Texten, welche die Liebe unter nahezu enzyklopädischen Gesichtspunkten "untersuchen", lernen wir einen Mann kennen, der von der Liebe, dem Leben, und vor allem den Frauen ganz bestimmte Ansichten hatte. All dies hat später Eingang in seine Romane gefunden. Informationen zu Henri Beyle, alias Stendhal, findet ihr auch hier:

http://de.wikipedia.org/wiki/Stendhal

Wir suchen für diese Leserunde vor allem Leser, die mit der Textgattung des geistreichen Essays etwas anfangen können, und die bereit sind, sich auf eine vertiefte inhaltliche Diskussion einzulassen. Schließlich haben sich die Vorstellungen über die "schönste Nebensache der Welt" im Laufe der Zeit doch sehr geändert. Oder doch nicht...? Genau das wollen wir in hoffentlich vielen spannenden Gesprächen mit euch herausfinden.

Um euch für diese Leserunde zu bewerben, bei der es wieder einmal 10 Freiexemplare  des Fischer-Verlages zu gewinnen gibt, beantwortet uns doch bitte folgende Frage: Welche klassischen Liebesromane kennt ihr? Welche Liebesgeschichten kommen euch als erstes in den Sinn? Und wie wird die Liebe dort beschrieben, soweit ihr euch erinnert? Die Bewerbungsfrist läuft bis einschließlich kommenden Sonntag. Am nächsten Montag werde ich dann die Gewinner bekanntgeben. Natürlich können auch Leser an der Leserunde teilnehmen, die sich das Buch selber besorgen! 

Selbstverständlich wird die Leserunde auch wieder vom Verlag begleitet. Wir freuen uns auf die gemeinsame Zeit, und sagen hiermit: los geht's!

Und übrigens: postet eure Bewerbung bitte unter dem richtigen Unterthema. Und schreibt dazu, ob ihr lieber eine Printausgabe oder ein E-Book haben möchtet.
144 Beiträge
Letzter Beitrag von  Ein LovelyBooks-Nutzervor 12 Jahren
Ich habe nun auch meine Rezension verfasst. Besser spät denn nie. Ich möchte dem Verlag für die Gelegenheit danken, das Buch gelesen haben zu dürfen. Von Stendhal kannte ich bisher nur seinen Roman "Rot Und Schwarz", den ich noch in der Schule lesen musste. Damals hat er eher wenig Eindruck auf mich gemacht, aber nach der Lektüre von Über Die Liebe kann ich mir durchaus vorstellen mich an weiteren Büchern des Autors zu versuchen und evtl. noch mal Rot Und Schwarz diesmal im Original zu lesen. http://www.lovelybooks.de/autor/Stendhal/%C3%9Cber-die-Liebe-142375280-w/

Zusätzliche Informationen

Stendhal wurde am 23. Januar 1783 in Grenoble (Frankreich) geboren.

Community-Statistik

in 391 Bibliotheken

auf 50 Merkzettel

von 15 Leser*innen aktuell gelesen

von 8 Leser*innen gefolgt

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