Rezension zu "Die Kartause von Parma" von Stendhal
Als Bildungsroman ausgelegt, wird sehr schön die Entwicklung von Fabrizio gezeigt und ab Mitte des Buches wird auch die Suche nach der wahren Liebe ein Thema. Und ab dieser Stelle habe ich diesen Roman so richtig lieb gewonnen. Geschickt packt hier Stendhal die dicke Spannungskeule aus. Hier ist alles dabei, von spannenden Kämpfen, viele Intrigen, schmalzigen Liebesszenen, despotische Herrscher, schöne Herzoginen in ihren prunkvollen Palais, Verkleidung, Flucht, Mord, also praktisch alles was ich mir wünsche. Hier wird der Leser durch alle Höhen und Tiefen geschleift. Dabei legt Stendhal ein angenehmes Tempo vor und wählt eine einfach zu lesende, aber dem Lesefluss sehr förderliche Sprache. Es gibt keine Stelle, die langweilig ist und hier sind hundert Seite so schnell gelesen wie sonst fünfzig. Gleichzeitig leiden die Charaktere des Romans aber an der gleichen Schwäche, wie die meisten aus der Feder der oben genannten Autoren: Sie sind häufig übertrieben und völlig überzeichnet. Ist jemand verliebt, dann aber auch völlig kopf- und willenlos. Ist jemand böse, dann aber so richtig und ist jemand ein schmeichelnder Höfling, dann aber auch komplett ohne Rückgrat. Die Geschichte bringt es voran, die Spannung steigert das, aber komplett abnehmen kann man das dem Autoren dann oft nicht mehr. Diese Ausgabe vom Hanser Verlag kommt mit einem sehr gelungenen Nachwort und vielen Beilagen, wie Briefe und die Rezension von Balzac, Zeittafeln, Entwürfe für eine Neuauflage und Anmerkungen zur Übersetzung und Begriffen. Ein Buch, das ich jeden nur empfehlen kann. Auch jenen, die eher selten Klassiker lesen und gerne zu Abenteuerromane greifen.
Ausführliche Rezension: http://www.lesestunden.de/2016/05/die-kartause-von-parma-stendhal/