Stephan Clauss

Lebenslauf

Stephan Clauss befasst sich als Buchautor, Historiker und Redakteur beruflich wie privat mit Sprache, Schrift und Literatur. Der Journalist analysiert aktuell die Chancen, Risiken und Nebenwirkungen der digitalen Revolution. Er sieht kritisch, wie rasant die neuen Medien die Kultur der Kommunikation verändern. Er schreibt gern Briefe, liebt Manuskripte und findet: Ohne eigene Handschrift ist ein Mensch nicht vollständig, sondern abhängig. Clauss war Redakteur und Reporter bei FAZ, AP, Badische Zeitung und "Der Feinschmecker". Er lebt in Hamburg.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Stephan Clauss

Cover des Buches Wer nicht schreibt, bleibt dumm (ISBN: 9783492314312)

Wer nicht schreibt, bleibt dumm

(3)
Erschienen am 01.02.2019

Neue Rezensionen zu Stephan Clauss

Ein wichtiges Buch

Viele Eltern (und auch Lehrer) können ein Lied davon singen, dass Kinder immer größere Probleme mit der Schrift haben. Wem dies nicht bewusst ist, muss nur in diverse Schulklassen einen Blick werfen und wird dann mit der traurigen Realität konfrontiert.  Wenn man der Autorin Glauben schenken darf, hat die Hälfte der Jungen und ein Drittel der Mädchen Probleme mit der Schrift. Was dies in weiterer Folge nach sich zieht, versucht die Autorin zu analysieren und auf die Wichtigkeit hinzudeuten.


Dass eine Handschrift automatisiert sein muss, um zielführend eingesetzt zu werden, versteht sich von selbst. Eine einfache Notiz sollte nicht gleich zu einer Belastung führen. Doch in unserem digitalen Zeitalter ist man generell versucht, schnell am PC, Tablet oder Smartphone zu dokumentieren – was natürlich nicht förderlich für ein ordentliches Schriftbild ist.


Anfangs erfährt man einiges über die Geschichte der Schrift und deren Entwicklung, was für mich durchaus interessant zu lesen war. Spannender werden dann aber die verschiedenen Schriftbilder und Fallbeispiele sowie die Auswirkungen der fehlenden Handschrift. Wichtig finde ich, dass man sich mal bewusst macht wie viele verschiedenen Arten an Schrift man erlernen kann. Dass das Erlernen der Schreibschrift eine Herausforderung für die Lehrkräfte und Schüler darstellt, ist klar. Welche Probleme auftreten können, wird hier ebenfalls aufgeschlüsselt. Nicht nur die motorischen Fähigkeiten sind hier gefordert, vor allem das „Wie-schreibe-ich-einen-korrekten-Buchstaben“ will erlernt (und geübt) werden. Des Weiteren wird auf die kognitiven Belange und die motorischen Fähigkeiten eingegangen. 


Die Lehrerin und Autorin Maria-Anna Schulze Brüning erstellt in Eigeninitiative Studien und beobachtet seit vielen Jahren die Verschlechterung der Schreibkompetenz. Gemeinsam mit dem Journalisten Stephan Clauss wird hier auf ein kostbares Kulturgut hingewiesen und welche Konzepte man anwenden kann, um letztendlich zu einem brauchbaren Ergebnis zu kommen. Die beiden Autoren fordern in dem Buch, Schluss mit Experimenten zu machen, sondern Kindern Freude am Lernen zu ermöglichen. 


Das Buch sollte als Pflichtlektüre bei Lehramt-Studenten eingesetzt werden, damit in Zukunft Kinder wieder die Chance gegeben wird, eine ordentliche Handschrift zu erlernen. 5 Sterne

Die Handschrift geht unsicheren Zeiten entgegen

Ein wirklich tolles Sachbuch zum Thema "Handschrift", das den desolaten Ist-Zustand in deutschen Klassenzimmern kritisch beleuchtet. In Zeiten von Social Media, Smartphone & Co führt das Erlernen der Schreibschrift immer mehr ein Schattendasein. Oft können Kinder bei ihrer Einschulung besser mit diversen Elektrogeräten umgehen als mit einem Stift. Doch nicht nur die unzureichende Motivation der Schüler, sondern auch der Lehrplan und der Stellenwert des Schreibenlernens in diesem stehen laut den Autoren auf dem Prüfstand. In den deutschen Bundesländern kocht schulisch jeder sein eigenes Süppchen, mit gravierenden Folgen für die Allgemeinheit. Schon heute kann man beobachten, dass die Druckschrift immer mehr die Schreib- und Schulschrift ersetzt. Das mag zum einen daran liegen, dass sich immer weniger Zeit zum Schreiben genommen wird und zum anderen daran, dass die Computertastatur den Füller oder den Kugelschreiber mehr und mehr ersetzt. E-Mail vs. handgeschriebener Brief - der Sieger des Duells dürfte hinlänglich jedem bekannt sein...

Doch die individuelle Handschrift eines Menschen ist geradezu ein "Kulturgut" und sollte deshalb nicht einfach abgeschafft werden. Wichtige feinmotorische wie kognitive Fähigkeiten gingen verloren; von der Rechtschreibkompetenz ganz zu schweigen. Warum gehen wir mit der Kunst des Schreibens in der Gegenwart so stiefmütterlich um, wenn in der Vergangenheit (von den Alten Hochkulturen über Kopierwerkstätten in mittelalterlichen Klöstern und Martin Luthers Vereinheitlichung bis hin zur Alphabetisierung der Allgemeinheit) so hart dafür gekämpft und diese immer weiter entwickelt wurde?
Vor allem die Herausbildung der Schrift ist ein spannendes Feld, was Autor Stephan Clauss anhand eines geschichtlichen Exkurses sehr eindrücklich zeigt. 

Ich stimme mit den beiden Autoren darin überein, dass selbst in der heutigen Zeit das Erlernen der Schreibschrift ein essentielles Gut darstellt. Um flüchtige Gedanken festzuhalten bzw. Wissen zu verinnerlichen und besonders Wörtern nachspüren zu können, ist schreiben unverzichtbar. Zudem wird der motorische Reiz beim Schreiben sofort ans Gehirn weitergeleitet und wichtige neuronale Verbindungen bilden sich aus (sog. motorisches Gedächtnis). Auch die eigene Disziplin wird beim Schreibprozess trainiert.

Doch bei aller Kritik an den heutigen Krakelschriften der sog. Head-down-Generation, die auch durch falsche Sitz- und Stifthaltung entstehen, gibt es Mittel und Wege dem Negativtrend zu begegnen, nämlich vorrangig durch Übung und ausführliche Schriftdidaktik. Darüber hinaus muss der Wille zum Schreiben mit der Hand gestärkt werden.

Schulze Brünings dystopischer Ausblick in eine Zukunft mit virtuellem Lehrer und einem PC als Schreibgerät stimmt sehr nachdenklich. Und ich hoffe, dass es erst gar nicht so weit kommen wird.

FAZIT
Insgesamt ein durch und durch informatives wie fachkundiges Sachbuch, das sich allumfassend mit der Thematik auseinandersetzt. 

Wie wird wohl die Zukunft der Handschrift aussehen? Die Prognose ist düster. 

Cover des Buches Wer nicht schreibt, bleibt dumm (ISBN: 9783492058247)
Sommerregens avatar

Rezension zu "Wer nicht schreibt, bleibt dumm" von Maria-Anna Schulze Brüning

Sommerregen
Für mein Empfinden eine Pflichtlektüre, die schon längst überfällig ist!

Das muss man sich erst einmal vor Augen führen: "Jedes sechste Kind kann nicht richtig schreiben". Ein mir unvorstellbar hoher Anteil der Schüler leidet unter diesem Problem, das nicht nur ein "ästhetisches Manko" (S. 50) ist. Schließlich sichert das Schreiben als Kulturtechnik schon so lange die Weitergabe und das Vermitteltbekommen von Wissen. daher bedeutet eine mangelnde Schriftkompetenz ein fehlendes Fundament des Lernens - für die betroffenen Schüler ist es in soweit eine Katastrophe, als dass Hausaufgaben und Mitschriften zur Belastung werden.
Tatsächlich sollte, so die Autorin, Handschrift als Werkzeug dienen und darf deswegen keine Umstände machen, sondern sollte nebenbei geschehen, damit man sich auf den Inhalt konzentrieren kann. Wird dieses Werkzeug jedoch nicht hinreichend beherrscht, kann diese mangelhaft ausgebildete Fähigkeit im Zweifelsfall "aus einem normal begabten Schüler einen Schulversager machen". (S.50)
Erstaunlicherweise sind alle sozialen Schichten und Lernniveaus betroffen, weswegen sich diese erschreckende Tendenz auch an allen Schulformen - zum Beispiel ebenfalls an Gymnasien - gleichermaßen erkennen lässt.
So sucht die Autorin unter Anderem nach den tieferen Ursachen, welche beispielsweise in einer Neubewertung der Bedeutung dieser Kulturtechnik liegen, da in Zeiten der Medien die Notwendigkeit der Handschrift in Frage gestellt wird. Somit wird ihr ein neuer Stellenwert im bildungspolitischen Gesamtkonzept zuteil - mit verheerenden Folgen, wie man merkt.
Zudem ist ein Problem, welches aus dem gerade Genannten ergibt, dass die Kinder sich die Handschrift größtenteils - ebenso wie die korrekte Rechtschreibung mehr oder weniger eigenständig aneignen sollen. Dies kann nur zu Misständen anstelle von der vielfach angepriesenen Selbstständigkeit führen, da die Kinder bei diesem komplexen Gebilde unterstützt und angeleitet sowie Fehler korrigiert werden müssen.
Somit liegt das Problem also definitiv nicht in einem motorischen Unvermögen und könnte so leicht umgangen werden...
In Grundschulen wird häufig lediglich die Druckschrift gelehrt - schließlich haben viele Schüler Schwierigkeiten mit der verbundenen Schreibschrift gehabt. Anstatt an der Wissensvermittlung zu arbeiten und den Schreibunterricht zu verbessern - und aus Erfahrung als Lehrerin weiß Maria-Anna Schulze Brüning, dass bis auf wenige Ausnahmen jeder Schüler, möge seine Schrift noch so unleserlich sein, gerne Schreibunterricht erhält - vereinfacht man alles. Nur ist diese Vereinfachung keine Entlastung, sondern bloß ein Ver- und Aufschieben des Problems. Im Grundschulalter sollte der Grundstein für eine adäquate Handschrift gelegt werden, da mit fortschreitendem Alter und damit verbundener Übung der angeeigneten Handschrift, die Abläufe beim Schreiben automatisiert wurden und daher immer schwieriger zu korrigieren sind.
Da die Kinder mit dem Erlernen der Handschrift meist auf sich allein gestellt sind, malen sie Buchstaben häufig anstatt sie zu schreiben. So ähnelt ein a nun einmal einem Kreis mit einem Strich und wird genauso zu Papier gebracht. Tatsächlich sieht ein solches a nicht nur anders aus, sondern ist im Schreibfluss noch dazu viel hemmender als die über lange Zeit optimierte und weitergegebene Art, es zu schreiben.
Aufgrund der Tatsache, dass dieses Problem nicht erst seit Kurzem besteht, befinden sich mittlerweile bereits Lehrer an den Schulen, die selbst kaum noch per Hand schreiben. So kann der Teufelskreis immer weiter angeheitzt werden.
Eine weitere Schwierigkeit ist die Vielzahl verschiedener Schriftarten, welche erlernt werden können. Die Entscheidung, welche man den Schülern vermittelt, wenn man sich als Grundschule überhaupt dazu entscheidet Schreibschrift zu lehren, ist enorm und verwirrend.
Und so entlarvt das Autorenpaar immer mehr Problempunkte bei denen man ansetzen könnte und dringend müsste. Nur über Schrift, so lässt ein Blick in die Geschichte zu Beginn des Buches erkennen, ermöglicht kognitiven Fortschritt und eine Weitergabe von Kultur und Wissen.

Die Autoren behandeln eine Vielzahl von Themengebieten und Schulze Brüning lässt zahlreiche zum Teil selbst durchgeführte Erhebungen mit einfließen sowie einiges an Fachliteratur - über die Bedeutung, Entstehung sowie Entwicklung der Schrift, vom Recht- und Schlechtschreiben über häufige Fehler beim Schreiben (bestimmter Buchstaben) bis hin zu Ansätzen um die Handschrift angemessen zu vermitteln. Des Weiteren werden Bereiche wie die Entwicklungspsychologie ebenfalls ins Blickfeld gerückt.
Sehr gut ist meines Erachtens auch das Kapitel "Wie können Lehrer und Eltern Kinder beim Verbessern der Handschrift unterstützen?", da es konkrete Handlungsmöglichkeiten bietet und damit schon längst überfällig ist.
Darüber hinaus wird eine Schülerbefragung zum Ende des Buches dargelegt: Wie wichtig ist die Handschrift? Welche Bedeutung hat sie? Sollte man sie überhaupt noch unterrichten? Äußerst spannend ist, dass lediglich etwa 30% der Befragten pädagogische Gründe für den großen Stellenwert der Handschrift anführten - die restlichen Begründungen sind äußerst vielseiteig. Einen sehr schönen Aspekt, finde ich, stellt die Begründung dar, die Handschrift zähle zu der, bilde und zeige die Persönlichkeit.

Aus meiner Grundschulzeit kenne ich selbst das Schreiben mit der Anlauttabelle. Unsere Lehrerin vertrat - wie offenbar erschreckend viele Lehrer auch - die Auffassung, die Schüler könnten sich die Rechtschreibung problemlos, schnell und sehr effizient selbst beibringen. Nur korrigieren dürfe man die von den Kindern selbst ausgewählte richtige Schreibweise nicht, da dies dem Prozess des Erlernens der Handschrift nicht nur nicht förderlich sei, sondern ihm sogar noch schade.
Zum Glück haben meine Eltern von dem "Lesen durch Schreiben" nicht sonderlich viel gehalten und mich bei der Rechtschreibung angeleitet anstatt mich, wie andere Eltern aus der Klasse, mit Hinlfestellungen wie "E wie Esel" der Anlauttabelle alleine zu lassen. Meiner Handschrift- und Rechtschreibentwicklung hat dies sicherlich nicht geschadet; wenn ich mir jedoch vor Augen führe, dass jeder sechste Schüler nicht richtig schreiben kann und daran denke, welche Schwierigkeiten Mitschüler auch noch in der Oberstufe beim Schreiben hatten, gibt mir das zu denken...

Meiner Meinung nach ist "Wer nicht schreibt, bleibt dumm" ein längst überfälliges Werk, welches hoffentlich viel gelesen wird und zahlreiche Menschen wachrüttelt - denn eines ist klar: So, wie es zur Zeit läuft, darf es nicht weitergehen.

Ich vergebe volle 5 Sterne für dieses Werk!

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