Cover des Buches Aus reiner Mordlust (ISBN: 9783426786161)
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Rezension zu Aus reiner Mordlust von Stephan Harbort

beklemment, wichtig, hart!

von Buecherspiegel vor 10 Jahren

Kurzmeinung: beklemmend, wichtig, hart!

Rezension

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Buecherspiegelvor 10 Jahren
Es gibt so viele Krimiserien wie selten im Fernsehen, die alle Facetten der Wirklichkeit abzubilden versuchen.Selbst aus der Sicht von Serienmördern werden viele Staffeln abgedreht und haben ihre Fanclubs. Liest man aber über wahre Fälle, so überkommt einem immer wieder auch das Grauen, wenn es heißt, dass wieder einmal eine Leiche aufgefunden wurde. Was bedeutet es für die Kriminalbeamten, die Leichenbeschauer, die Zeugen? Und, was geht eigentlich in dem Kopf der Täter oder des Täters vor, um etwas so gewalttätiges zu vollbringen? Vor allem, wenn es ohne erkennbaren Grund vollbracht wurde?

Das zu ergründen ist eines der Aufgaben des Autors Stephan Harbort, ein führender Serienmordexperte in Deutschland, der uns mit dem Buch „Aus reiner Mordlust“ an dieses Thema heranführt. Er erzählt aus ausgewählten Fällen zuerst im Erzählstil, teils mit Rückblenden, aus Verhören, der Gedankenwelt der Täter und einzelnen Phasen, die zur Tat führten. Niemand wird von jetzt auf gleich zum Mörder, vor allem nicht zum Mörder aus reiner Lust am Töten. Wie kommt es dazu? Was muss passieren, dass ein Mensch allein oder in einer Gruppe zum Täter wird? Beginnt es in der Kindheit? Hätte man hier schon verhindern können, mit entsprechenden Therapien, was anschließend passiert? Diese Fragen können nicht wirklich beantwortet werden.

Ob es aus einer Gruppe heraus zu Tötungsabsichten kommen kann, oder ein Täter alleine handelt, welche gruppendynamische Zwänge die Personen agieren lassen und wann, welche Fehlentwicklungen dazu führen zum Mörder zu werden, das versucht uns der Autor in diesen Beispielfällen zu erläutern. Allerdings gefällt mir der Erzählstil nicht so sehr, da dieser mich an fiktive Geschichten erinnert und nicht an wahre Begebenheiten; sonst ist die sachliche Ebene bei den Analysen der Fälle ausgesprochen gut.

Nur bei dem letzten Fall kann ich Herrn Harbort nicht ganz folgen. Eine Person, die das Persönlichkeitsmerkmal „Alexithymie“ besitzt, ist nicht gefühlstaub, sondern gefühlsblind. Sie kann nicht fühlen, was da passiert ist, will es vielleicht er-spüren und vollbringt deshalb die Tat? Ob das auf die Person im Buch nun zutrifft oder nicht werden wir nicht erfahren. Alexithyme Menschen provozieren unbewusst immer wieder Andere, um sich Gefühle vorführen zu lassen, damit sie sie spiegeln können. Wirklich nachfühlen können sie sie wahrscheinlich nicht. Dieses Persönlichkeitsmerkmal kann angeboren sein oder durch ein traumatisches Erlebnis ausgelöst werden. So sicher ist sich die Wissenschaft wohl noch nicht.Wer näheres erfahren möchte, kann sich zum Beispiel beim ZDF die 37°-Folge „Herz aus Eis“ anschauen, oder auch auf die Internetseite www.alexithymie.com informieren.

Am Ende des Buches werden mehrere Tabellen aufgelistet die Täter und Opfer in verschiedene Merkmalskategorien einteilen, wobei die geringe Anzahl und die lange Zeitspanne jedem Leser bewusst sein sollte. Hier fehlt mir ein Vergleich zu anderen Staaten.










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