Cover des Buches Ich musste sie kaputtmachen (ISBN: 9783770011742)
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Rezension zu Ich musste sie kaputtmachen von Stephan Harbort

Ein Einblick in die Abgründe menschlicher Grausamkeiten!

von Nanniswelt vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Ein Einblick in die Abgründe der menschlichen Seelen.

Rezension

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Nannisweltvor 8 Jahren

Inhalt: Der Name Joachim Georg Kroll steht für eines der dunkelsten Kapitel der deutschen Kriminalgeschichte. In mehr als zwei Jahrzehnten tötete der Serienmörder mehrere Frauen und Mädchen, bevor er von der Polizei gefasst wurde. Mit analytischer Schärfe untersucht der bekannte Kriminalist Stephan Harbort den Fall des »Jahrhundertmörders«. Dabei entsteht das beeindruckende Psychogramm eines Mannes, der zeit seines Lebens von seinen Trieben gesteuert wurde.


Stephan Harbort, Kriminalist, Autor und Spezialist für Serienmörder und Täterprofile beschreibt in seinem Buch die Chronologie um den Serienmörder Joachim Kroll, der im Zeitraum von 1955 – 1976 von Duisburg aus zwischen 8 und 14 Menschen vergewaltigt, ermordet und teilweise verzehrt hat. Der Autor schreibt dabei außerordentlich authentisch denn er nutzt als Quelle für die Rekonstruktion der Ereignisse die 781 Seiten starke Urteilsschrift des Landgerichts Duisburg (Aktenzeichen 14 Js 549/76) sowie die polizeilichen Vernehmungsprotokolle, Tatortberichte, Obduktionsprotokolle, forensische Gutachten, glaubwürdige Presseberichte und persönlich geführte Interviews. Stephan Harbort hat mit nahezu 70 Serienmördern Interviews geführt, sie analysiert und seine Erfahrungen zu Papier gebracht.

Er schafft dabei eine Atmosphäre, die den Leser auch mal inne halten und überlegen lässt über den Tellerrand der gewohnten Gesellschaft hinaus zu blicken. Der Versuch, die Chronologie deutlich zu schildern und somit nahe zu bringen, WARUM ein Mensch wie Joachim Kroll zu solch grausamen Taten fähig war, gelingt dem Kriminalisten sehr gut. Er appelliert dabei keinesfalls an eine Art Verständnis für den Menschen, den die Leute gerne auch „Bestie“ oder „Monster“ nennen. Vielmehr schildert er sachlich, authentisch und mit viel Fachwissen, welche gesellschaftlichen Situationen, familiäre Dispositionen und Auslöser wie Triebe im Wesen und Charakter Joachim Krolls zu den vorgefallenen Eskalationen führten.

Wer sich mit Kriminalfällen beschäftigt und sich mit der Dynamik und den psychologischen und genetischen Auslösern solcher Menschen wie dem „Kannibalen von Duisburg“ wie er auch durch die Presse genannt wurde befassen möchte, ist mit diesem Buch genau richtig. Das geführte Interview und auch die Auszüge aus den Vernehmungsprotokollen zusammen mit dem Lebenslauf Joachim Krolls, schaffen ein detailliertes Gesamtbild und bringen dem Leser auch die Abgründe der menschlichen Seele näher.

Ich musste dieses Buch auch des Öfteren aus der Hand legen und mich erstmal sammeln, bevor ich den durchaus steinigen und oftmals wirren Weg Joachim Krolls weiter gegangen bin. Stephan Harbort hilft aber auch mit seiner großen empathischen Art durch dieses Buch zu führen und schenkt auch den Opfern die Aufmerksamkeit und Respekt, den sie verdient haben. Es passiert leider schnell, dass die Opfer in Vergessenheit geraten und dem Täter die ganze mediale Aufmerksamkeit zu Teil werden lässt!

Auf diesen Umstand weist der Autor in seinen Büchern immer wieder hin und baut so eine standhafte Brücke zu den Opfern und auch deren Angehörigen auf, die unendliches Leid durchleben müssen. Man darf diese niemals vergessen und sollte Anteil und Mitgefühl gegenüber den Opfern und Familien aufbringen, die mit solchen Taten ihr Leben lang zu kämpfen haben.


Die Bücher von Stephan Harbort kann ich euch sehr ans Herz legen wenn ihr euch für Kriminalfälle, Serienmörder und wie sie dazu werden interessiert und authentische Tatsachenberichte ohne große reißerischen Szenerien haben möchtet denn, das ist ebenfalls eine angenehme Eigenschaft des Autors – Hollywood bleibt draußen!
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