Rezension zu "Nelson Mandela" von Christian Nürnberger
*Wenn ein Land eine Ikone hervorbringt, die mindestens auf einer Stufe mit Legenden wie Mahatma Ghandi oder dem Dalai Lama steht, ist es dann nicht die Pflicht dieses Landes, seiner Gesellschaft und Politik, dessen Erbe hochzuhalten?*
Nelson Mandela, gefeierter Held und friedlicher Revolutionär, hat Südafrika in eine neue zukunft geführt. Neben seiner Lebensgeschichte beschäftigt sich dieses Buch auch mit Mandelas Südafrika gestern und heute.
Etwa ein Drittel des Buches enthält die Biografie Nelson Mandelas – in einer kurzen Fassung. Dieser, von Christian Nürnberger geschriebene Teil ist sprachlich einfacher gehalten und zielt auf ein jüngeres Publikum ab. Problematiken in seinem Lebenslauf, die man weniger positiv werten könnte, werden großteils umschifft und in ein gutes Licht gerückt, sodass die Vorbildstellung Mandelas erhalten bleibt.
Der zweite Teil – der vom Südafrikaexperten Stephan Kaußen verfasst wurde – war zwar sprachlich anspruchsvoller, da er sich auch Fachwörter aus der Politik und Wirtschaft bediente, aus meiner Sicht aber interessanter. Er beschäftigte sich mit Südafrikas Entwicklung seit den Achtziger Jahren bis heute. So wurden der Umsturz und Mandelas Rolle dabei noch einmal aus einem anderen Blickwinkel betrachtet, die Weltpolitik und ihr Einfluss auf das Land aufgezeigt, die Situation aller beteiligter Südafrikaner (um nicht von Rassen/Ethnien zu sprechen) beleuchtet aber auch Vergleiche zu uns Europäern bekannteren Umstürzen gezogen.
Der Autor setzte dabei häufig sprachliche Stilmittel ein um seine Aussagen hervorzuheben. Nicht nur stellte er viele rhetorische Fragen, die immer wieder von kritischer Natur waren, auch setzte er immer wieder Wörter mit mehreren Bedeutungen ein, die dann hinterfragt wurden. Da die Fragen nicht nur in den Raum geworfen wurden, sondern letztendlich – zumindest wo möglich – beantwortet wurden fand ich sowohl seine Aussagen als auch seinen Schreibstil ansprechend.
Gut bei mir angekommen ist auch die Tatsache, dass sich der Südafrikaexperte nicht scheut manches auch einmal hart und realistisch anzusprechen (z.B. die Frage, warum sich die Armen nicht vermehrt krimineller Mittel bedienen als sie es tun). Auch Mandela bekommt bei ihm menschlichere Züge, da auch er nicht vor Fehlern gefeit ist.
Fazit: Die einleitende Biografie zeigte ein gutes Bild von Mandelas Leben – ich aber fand den Sachbuchteil des Buches, der sich mit Südafrika beschäftigte bei weitem interessanter, da die Betrachtung immer wieder auch kritisch war.