Cover des Buches Reclams Weihnachtsbuch (ISBN: 9783150107706)
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Rezension zu Reclams Weihnachtsbuch von Stephan Koranyi

Es begab sich aber zu der Zeit

von Igelmanu66 vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Eine uneingeschränkte Leseempfehlung für jeden Freund des klassischen Weihnachtsbuchs.

Rezension

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Igelmanu66vor 8 Jahren

»Es war noch schrecklich lange hin bis Weihnachten – genau eine Woche. Draußen sah die Welt wie ein riesiger Geburtstagskuchen aus, mit Puderzuckerschnee, Kerzenbäumen und Kandishäusern bedeckt. Die Leute auf der Straße waren ganz vermummt, man sah nichts als ihre roten Backen, ihre glänzenden Augen und ihren Dampfatem. Drinnen war es mollig warm. Mama hatte die Zwillinge gebadet und gefüttert, das Haus geputzt, Mittag gekocht und den Weihnachtsbaum geschmückt, während Papa sich mit dem Aufhängen einer Papiergirlande beschäftigt hatte.«

Ein richtig schönes klassisches Weihnachtsbuch gehört für mich zur Vorweihnachtszeit dazu. Jedem, der das ähnlich empfindet, möchte ich dieses hier empfehlen. Es enthält eine umfangreiche Auswahl an Geschichten, viele Klassiker sind dabei, aber auch moderne. Zwischen den Geschichten gibt es immer wieder Gedichte, Lieder und schöne Illustrationen. Das Buch ist kleinformatig, begleitet einen also auch gerne in der Handtasche, macht aber trotzdem mit Leineneinband und Lesebändchen einen hochwertigen Eindruck.

Mit großem Vergnügen lese ich, wie Jeremy James auf Weihnachten wartet, wie Rafik Schami einen Weihnachtsmann ohne Bart auf die Erde schickt und wann bei Rolf Krenzer Weihnachten anfängt. Ich freue mich über Rilkes „Advent“, verfolge, wie Pelle auszieht, was James Krüss über die Weihnachtsmaus schreibt und wie es Hans Christian Andersens Tannenbaum ergeht. Auch so manchen mir zuvor unbekannten Text genieße ich, wie schon so oft erstaunt darüber, wieviel Weihnachtliches geschrieben wurde.

Natürlich fehlt auch „die“ Weihnachtsgeschichte nicht, die uns die Evangelisten berichtet haben. Einige andere passende Bibelstellen schließen sich an. Es braucht sich aber niemand vor zu viel Religiösem zu fürchten, da dieser Abschnitt vom Umfang her auf sechs Seiten beschränkt ist. Ich habe mich sehr über diese Texte gefreut, da Weihnachten schließlich nicht nur bedeutet, einen Baum aufzustellen und sich gegenseitig mit Geschenken zu überhäufen. Zu einem klassischen Weihnachtsbuch gehört für mich der religiöse Hintergrund des Fests einfach dazu.

Fazit: Eine uneingeschränkte Leseempfehlung für jeden Freund des klassischen Weihnachtsbuchs.

Wann fängt Weihnachten an?

Wenn der Schwache
dem Starken die Schwäche vergibt,
wenn der Starke
die Kräfte des Schwachen liebt,
wenn der Habewas
mit dem Habenichts teilt,
wenn der Laute
bei dem Stummen verweilt
und begreift,
was der Stumme ihm sagen will,
wenn das Leise
laut wird
und das Laute
still,
wenn das Bedeutungsvolle
bedeutungslos,
das scheinbar Unwichtige
wichtig und groß,
wenn mitten im Dunkel
ein winziges Licht
Geborgenheit,
helles Leben verspricht,
und du zögerst nicht,
sondern du
gehst
so wie du bist
darauf zu,
dann,
ja, dann
fängt Weihnachten an.

(Rolf Krenzer)

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