Cover des Buches Ein fauler Gott (ISBN: 9783518425879)
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Rezension zu Ein fauler Gott von Stephan Lohse

Schlimme Sachen gehen vorbei, wenn man heiratet. Windpocken und so.

von evafl vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Ein tolles Buch, beeindruckend.

Rezension

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evaflvor 7 Jahren

Sommer 1972. Benjamin, genannt Ben, ist gerade einmal elf Jahre alt, als sein jüngerer Bruder Jonas stirbt. Dabei waren die drei doch ein eingespieltes Team, seit der Vater aus- und nach Frankfurt gezogen ist. Nun müssen die beiden ihren Alltag gemeinsam meistern und die Lücke versuchen zu akzeptieren, die ihnen seit Jonas‘ Tod geblieben ist. Vor allem Ben versucht hier immer wieder auf seine ganz eigene Art und Weise die Mutter abzulenken bzw. gar aufzuheitern.

Die Thematik des Buches hat mich sehr angesprochen, weshalb ich es unbedingt lesen wollte. Eine durchaus heftige Thematik, die der Autor aber so wunderbar im Buch bespricht, schildert und gar fast so etwas wie verharmlost. (Was nicht böse gemeint ist, er lenkt einfach so wunderbar ab und schildert das ganze so gut, dass es nicht so dermaßen dramatisch ausfällt, wie es das bei einem anderen Autor womöglich der Fall wäre.)

Die Sprache und Schreibweise des Buches hat mir recht gut gefallen. Eine angenehm zu lesende Sprache, gut verständlich, aber dennoch nicht einfach. Was man an Worten wie „phototropen Gläser“ oder Um- bzw. Beschreibungen wie der des Kummers merkt. (Seite 224 – für mich toll erklärt)

Generell hat es mir in dieser Hinsicht gut gefallen, keine großartig verschachtelten Sätze, also wirklich schön zu lesen. Teilweise fast ein wenig poetisch geschrieben. Man merkt die Zeit der 70er Jahre, in der das Buch spielt, durchaus – anhand der Spiele, die die Kinder so spielen (Baader-Meinhof-Bande), anhand der Gegenstände, die man damals so im täglichen Gebrauch hatte, all solche Sachen eben. Eingeteilt ist das Buch in vierzehn Kapitel unterschiedlicher Länge.

Die Art und Weise wie der Autor mit dem Thema umgeht hat mir gut gefallen. So dramatisch das alles ist, so schildert er immer wieder nur mal Details „der Sache“, wie das mit Jonas passiert ist. Dennoch alles voller Empathie mit der Familie, allen voran Ben und seiner Mutter. (Sie wirkte manchmal regelrecht hilflos in ihrem Tun.) Im Nachhinein wünscht man der Mutter, dass sie mehr Hilfe bekommen hätte, wobei das für die damalige Zeit ja vielleicht noch nicht üblich war bzw. auch einfach mein Empfinden dazu war. Es ist interessant zu lesen, wie hier die beiden unterschiedlich mit ihrer Trauer umgehen, quasi Einblicke dorthinein geben. Ebenso war es einfach schön zu lesen, wie Ben alles mit seinem doch durchaus (noch) kindlichen Blick auf die Dinge angeht.

Alles in allem ein emotionaler Roman, der aber durchaus auch immer wieder lustige Szenen hat. Interessant zu sehen, wie Ben mit all dem umgeht, der ja dann ein Teenager wird. Ein Buch, das kein einfaches Thema behandelt, das man nicht einfach mal so eben lesen sollte, sondern dem man Zeit geben sollte. Für mich ein absolut gelungenes Erstlingswerk des Autoren, mir hat das Buch gut gefallen. Von mir gibt es entsprechend 5 von 5 Sternen und eine Empfehlung.

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