Wie schreibt man eine Rezension, wenn man sich sehr auf ein Buch gefreut hat, die Lektüre die Hoffnungen und Erwartungen aber nicht erfüllt?
Habe ich aufgrund des Klappentextes vielleicht fälschlicherweise angenommen, dass dieser Roman ob des Themas und der erzählten Geschichte mit schwarzem Humor gespickt ist?
Wenn ich beim Lesen wiederholt hätte lachen können, hätte ich das Buch eher genossen. Stattdessen ertappe ich mich dabei, wie ich immer wieder den Kopf schüttele und wiederholt sogar versucht war, die Lektüre an manchen Stellen sofort zu beenden.
Da ich aber unbedingt wissen wollte, ob sich meine Vermutungen in Bezug auf den „netten“ Herrn Heinlein und seine Mitmenschen bestätigen, habe ich bis zum (bitteren) Ende gelesen.
Zu vieles war durchschaubar, zu vieles erwartbar.
Inhaltliches werde ich nicht wiedergeben, weil es zukünftigen Leserinnen und Lesern, denen das Buch womöglich besser gefällt, die Freude am Lesen nehmen könnte.
Was ich jedoch explizit erwähnen möchte, ist die Tatsache, dass ein Protagonist wohl schon lange nicht mehr solch zwiespältige Gefühle in mir ausgelöst hat wie „der nette Herr Heinlein“.
Dass er nicht wirklich nett ist, kann man sich als Leser ja denken, aber dass er manchen Menschen wie seinem autistischen Mitarbeiter respektive Ziehsohn und seinem dementen Vater gegenüber geduldig, empathisch und fürsorglich agiert, anderen Mitmenschen aber lieber aus dem Wege geht, oft sogar regelrecht feige ist, dass er mit Zurückhaltung, Melancholie und Pragmatismus durchs Leben geht und sich dann plötzlich um 180 Grad dreht, das ist unglaubwürdig und dient wohl eher dem Konstrukt eines Abschlusses dieser Geschichte.
Trotz dieser unglaubwürdigen Wandlung Heinleins und seiner stetigen und sich wiederholenden Rechtfertigungen der Geschehnisse vor sich selbst sowie ungeachtet der Vorhersehbarkeit der Ereignisse hat mir dieser Roman stellenweise recht gut gefallen.
Dass fehlerhafte Stellen im Buch sind, kreide ich eher dem Lektorat an; fehlende Wörter, falsche Zahlen (Details kann ich nicht preisgeben) oder beispielsweise die Behauptung, dass ein Preis von knapp 9 Euro um ein Drittel höher sei als ein Preis von fast 6 Euro. Ehrlich?
Diesem Roman gebe ich 3 Sterne, weil die erzählte Geschichte zwar gut erdacht, leider aber nicht wirklich gut umgesetzt ist.